Schloss Elmau
G7-Gegner bauen Camp auf - Demo am Schloss noch unklar

24.06.2022 | Stand 25.06.2022, 21:25 Uhr

Vor dem G7-Gipfel - Fahnen Deutschlands (l-r), der Europäischen Union und des G7 Gipfels wehen. - Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild

Endspurt bei den Vorbereitungen für den G7-Gipfel auf Schloss Elmau - auch für die Kritiker des Treffens. Sie reisen gerade mit Zelten an. Rund zwei Dutzend Demos sind geplant - hart verhandelt wird gerade noch um eine Kundgebung in Sichtweite des Tagungsortes.

Zwei Tage vor dem Beginn des G7-Gipfels auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen beziehen auch Kritiker des Treffens ihr Quartier: Auf einer Wiese an der Loisach wird ein Zeltlager aufgebaut. Rund 750 Menschen können hier kampieren, notfalls auch mehr, wie der Anmelder des Camps, York Runte, am Freitag sagte. Rund 30 Aktivisten waren am Freitag mit dem Einrichten des Lagers beschäftigt, an den Zugängen standen Dutzende Polizisten. Die Zusammenarbeit mit der Polizei funktioniere gut, sagte Runte.

Noch unklar ist, ob und wie es eine Demonstration nahe des Tagungsortes Schloss Elmau geben wird. «Mit Polizeibussen hingeshuttelt zu werden, hat mit Versammlungsrecht überhaupt nichts zu tun», kritisierte Runte den derzeit diskutierten Vorschlag. Man wolle wenigstens im eigenen Bus hinfahren. Bei der Polizei hieß es, hier liefen noch Abstimmungen zwischen Anmeldern und Behörde.

Inzwischen ist laut Landratsamt Garmisch-Partenkirchen eine Großdemonstration am Sonntag mit bis zu 3000 Teilnehmern in Garmisch-Partenkirchen genehmigt. Insgesamt sind in der Gegend um den Tagungsort etwa zwei Dutzend Veranstaltungen angemeldet, darunter die Großdemo sowie ein Sternmarsch Richtung Schloss Elmau am Montag. Die bei weitem größte Demonstration ist allerdings am Samstag in München geplant, hier könnten mehr als 20.000 Teilnehmer kommen.

Das G7-Treffen findet vom 26. bis 28. Juni zum zweiten Mal auf Schloss Elmau am Fuße des Wettersteingebirges statt. Bereits 2015 hatten sich die G7 in dem alpinen Luxushotel getroffen.

Für das Protestcamp hat der Maurermeister Bernhard Raubal wie schon 2015 eine Wiese bereitgestellt, die sonst Futter für Schafe liefert. Er unterstütze die Aktivisten, «weil wir in einer Demokratie leben. Demonstrieren ist ein Grundrecht.»

Die Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) sagte nach einer Begehung des Lagers durch die Behörden: «Es ist prima. Ich habe nichts zu meckern.» Koch hatte das Camp vergangene Woche genehmigt. Das Gesundheitsamt verlangte allerdings, dass das Wasser für die Küche gechlort wird, andernfalls drohten Infektionen. Weitere Auflagen: Kein Glas - und Ruhe am Abend. Runte meinte mit Blick auf die ständig kreisenden Helikopter, er habe noch keinen schallgedämpften Hubschrauber gesehen.

Rund 20 mobile Klos, Küchen- und Versorgungszelte standen am Freitag bereits, zudem eine Handvoll Zelte von Aktivisten. Hunderte Kilogramm Nahrungsmittel - aus Öko-Anbau - seien eingekauft, darunter 600 Kilogramm Nudel und 100 Kilogramm Orangen, hieß es beim Verein Volxküche, der fürs Catering sorgt.

Nachdem beim G7-Gipfel 2015 Demonstranten beim versuchten Marsch zum Schloss an der gebirgigen Landschaft gescheitert waren, mahnten die Organisatoren auf ihrer Internetseite Anreisende, solides Schuhwerk und Wanderschuhe mit zunehmen: «Garmisch liegt in den Bergen.»

Wegen Hochwassergefahr wollten die Behörden 2015 das Camp verbieten. Der Streit wurde gerichtlich entschieden, das Zeltlager durfte gebaut werden. Zeitweise übernachteten bis zu 1500 Demonstranten in Zelten. Schon damals stand auf der Wiese nach Regenfällen das Wasser in tiefen Pfützen.

Am Freitagnachmittag ging über dem Ort ein schweres Gewitter nieder, die Loisach schwoll deutlich an. Zum Konzept des Lagers gehört aber ein Evakuierungsplan.

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