Zu Gast bei Menschen in Europa
Eckart Von Hirschhausen: „Humor ist nichts Oberflächliches“

TV-Star kommt am 18. Oktober nach Passau

25.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:20 Uhr

Arzt, Wissenschaftsjournalist und Kabarettist: Eckart von Hirschhausen ist am 18. Oktober zu Gast bei MENSCHEN in EUROPA im Passauer Medienzentrum. −Foto: Julian Engels

Von Franziska Hierbeck

Am 18. Oktober dreht sich im Passauer Medienzentrum alles um Nachhaltigkeit und Ernährung: Die Veranstaltung von Menschen in Europa trägt den Titel „Wie nachhaltig is(s)t Deutschland?“ Zu Gast unter anderem TV-Ikone Eckart von Hirschhausen.



Auf dem Podium sitzen die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, der Sternekoch Holger Stromberg und Eckart von Hirschhausen, Arzt, Wissenschaftsjournalist und Kabarettist. Vorab spricht Hirschhausen mit unserer Zeitung über seinen Einsatz gegen die Klimakrise und den Abschied vom Kabarett.

Alles rund um die Veranstaltungsreihe „Menschen in Europa“ finden sie auf unserer MiE2022-Sonderseite.

Das Interview im Wortlaut:

Herr Hirschhausen, Sie kommen in den nächsten Wochen gleich mehrfach in die Region, mit Ihrem Bühnenprogramm „Endlich!“ und dann zu der Veranstaltung von Menschen in Europa.
Hirschhausen: Ja, und mit meinem Bühnenprogramm wird es vorläufig die letzte Show überhaupt von mir in Bayern sein. Nach drei Jahrzehnten auf der Bühne ist es erstmal vorbei mit dem kabarettistischen Programm. Eine schwere Entscheidung, aber ich habe gerade das Gefühl, dass andere Dinge wichtiger sind. Ich kümmere mich nun vorrangig mit meiner Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ um das Thema Klimawandel und Gesundheitsschutz.

Sie bezeichnen die Klimakrise auch als „medizinischen Notfall“. Welche Folgen wird die Erderwärmung auf den menschlichen Körper haben und welche Effekte lassen sich jetzt schon beobachten?
Hirschhausen: In diesem Sommer konnte jeder am eigenen Leib spüren, wie sehr uns die steigende Hitze belastet und noch stärker belasten wird. An „Hundstagen“ treffen wir schlechtere Entscheidungen, wenn wir „keinen kühlen Kopf bewahren“. Warum endet jedes Fieberthermometer bei 41 Grad? Weil wir mehr schlichtweg nicht aushalten an Körpertemperatur. Die Eiweißstoffe im Hirn gehen kaputt. Das weiß jeder, der schon mal ein Ei gekocht hat, dass Proteine, die einmal ihre Form durch Überhitzung verändert haben, nicht mehr in die ursprüngliche Form zu bringen sind. Wir haben wirklich übersehen, wie sehr wir auch als Menschen biologische Wesen sind, mit einem sehr anfälligen und verletzlichen Körper.

Im Gespräch mit der PNP vor einem Jahr haben Sie über die Gefahren von Zoonosen gesprochen, also Krankheiten, die von Tieren übertragen werden. Zuletzt durch das Corona-Virus, aber auch durch die Affenpocken wird deutlich, dass uns dieses Thema immer mehr beschäftigen wird. Was muss getan werden?
Hirschhausen: Es ist Zeit, dass wir Gesundheit global denken. Ein Virus fragt nicht nach einem Visum, um Ländergrenzen zu überspringen. So wenig, wie ein CO2-Molekül in der Atmosphäre fragt, aus welchem Land es kam. Die drei großen globalen Krisen hängen sehr eng miteinander zusammen: die Pandemie ist die Folge der Zerstörung der natürlichen Lebensräume der Wildtiere. Acht Millionen Menschen jedes Jahr sterben an Luftverschmutzung, und eine Lunge, die Dreck einatmen muss, ist auch viel anfälliger für Corona. Klimaschutz und Tierschutz ist auch Gesundheitsschutz, wenn wir das aus der Pandemie gelernt haben, war es wenigstens zu etwas gut. Dieser Kerngedanke nennt sich international „one health“ oder auf Deutsch: Gesunde Erde - Gesunde Menschen.

In Ihrem Programm geht es auch um das Umdenken, zum Beispiel in Bezug auf den Klimawandel. Welchen Tipp haben Sie für Ihre Fans, wie sie in ihrem Alltag kleine Schritte setzen können?
Hirschhausen: In der Klimakrise verhalten wir uns so, wie wenn man nachts aufwacht mit voller Blase. Du weißt, was hilft. Du weißt, es wird nicht von alleine besser, sondern immer schlimmer. Aber wir denken ernsthaft: wenn ich die Augen nicht aufmache, fällt mein Körper drauf rein. Quatsch! Erster Tipp: Wenn Sie es nicht in die Show schaffen, lesen Sie mein Buch „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben!“. Denn damit man sein Verhalten ändert, braucht es zuerst ein Verständnis dafür, dass wir alles zu verlieren haben - aber positiv formuliert, auch ganz viel zu gewinnen. Wer Rad fährt, statt im SUV im Stau zu stehen, lebt gesünder - gut für den eigenen Körper, wie für alle anderen. Wenn ich hauptsächlich Pflanzen esse und nur wenig Tiere, tut mir das gut, und dem Planeten. Pflanzenbasiertes Essen ist ein Verzicht - der auf Herzinfarkt und Schlaganfall. Darauf verzichte ich gern. Aber das Wichtigste, was ein einzelner heute machen kann ist: kein einzelner zu bleiben. Alle individuellen Maßnahmen werden nicht reichen. Werden Sie politisch! Jeder von uns hat nicht nur einen ökologischen Fußabdruck, sondern auch einen „Handabdruck“, wir wissen genug – jetzt geht es ums Handeln.

In Ihrem aktuellen Bühnenprogramm „Endlich“ dreht sich alles um das Thema Zeit. Bei der Nachrichtenflut von Krieg, Klimawandel und Pandemie kann man das Gefühl bekommen, in einer „schlechten Zeit“ zu leben. Wie sehen Sie das?
Hirschhausen: Ich verstehe, dass es in diesen Zeiten nicht einfach ist, optimistisch zu bleiben und ich möchte keine der aktuellen Krisen kleinreden oder relativieren – aber meine Art, dem Ganzen zu entgegnen, ist der Humor. Hier halte ich es mit Karl Valentin, von dem der weise Satz stammt: Wenn es regnet, freue ich mich. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch. Humor ist nichts Oberflächliches, sondern das tiefe Einverständnis in die Widersprüchlichkeit, in die Absurdität und die unauflösbaren Rätsel unserer Existenz. Der Humor wurde uns geschenkt als Ausweg und Trost, damit wir über Dinge, die wir nicht ändern können, nicht verrückt werden oder verzweifeln.

Sie haben angekündigt, dass „Endlich“ Ihr vorerst letztes Bühnenprogramm sein wird und Ihre Karriere als Kabarettist nach über 30 Jahren endet. Wird es in Zukunft ruhiger um Sie werden, oder stehen bereits andere Projekte in den Startlöchern?
Hirschhausen: Ich liebe die Bühne wirklich, aber für ein Live-Programm auf der Bühne muss man zwei bis drei Jahre vorausplanen, in welcher Stadt man an welchem Tag sein wird. Das ist für mich gegenwärtig mit der Arbeit meiner Stiftung nicht vereinbar, ich bin ich nicht so flexibel, wie ich sein möchte. Meine Arbeit wird in Zukunft viel hinter den Kulissen stattfinden, ich treffe mich mit Politikerinnen und Politikern, mit Organisationen, besuche Konferenzen, halte Vorträge und mache Dokumentationen. In den Bereichen Klima und Gesundheit passiert gerade so viel, bei dem ich mit anpacken will. Deswegen nutzen Sie die letzte Chance, mich in Ihrer Region live auf der Bühne zu sehen. Wer das nicht mit eigenen Augen gesehen hat, mit welchen dann?


 Karten für die Podiumsdiskussion mit Eckart von Hirschhausen, Michaela Kaniber und Holger Stromberg am 18. Oktober gibt es online unter shop.menschen-in-europa.events