Polarisierende Aktion
„Dekadenz in ihrer reinsten Form“ – XXL-Champagnerdusche am Oktoberfest löst Empörung aus

29.09.2024 | Stand 30.09.2024, 9:56 Uhr |

Mehrere Millionem Besucher kommen jährlich zum Oktoberfest.  − Symbolbild: Sven Hoppe/dpa

Während sich viele über steigende Bierpreise auf dem Oktoberfest beschweren, feiern andere davon völlig unbeeindruckt. Eine spezielle Aktion erhitzt dabei die Gemüter im Internet. Im Mittelpunkt: eine XXL Champagner-Flasche – und was der Kellner damit macht.

  

Am Oktoberfest zeigt mancher gerne, was er hat. Das beginnt bei der Tracht und endet beim Geld. Nun sorgt eine Szene, die in den Sozialen Netzwerken zu sehen ist, bei vielen für Empörung. Im Video, das das „munchner.gesindel“ am Donnerstagabend bei Instagram veröffentlicht hat, ist ein Kellner beim Hantieren mit einer riesigen Flasche Veuve Cliquot zu sehen.

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Wahrscheinlich spielt sich die Szene in Kufflers Weinzelt ab – darauf deutet die Kleidung des Kellners, die Einrichtung und auch die riesige Champagnerflasche hin, die sich auf der Karte des traditionsreichen Zeltes findet. Eine sogenannte Nebukadnezar. Inhalt: 15 Liter feinster Schaumwein. Preis: 5500 Euro.

Jubel unter Regenschirmen



Was mit der Flasche passiert, verstört viele im Netz: Der Kellner schlägt die 15-Liter-Flasche einige Male kräftig auf den Festzeltboden, bevor er den Korken köpft. Eine kräftige Champagnerfontäne schießt daraufhin in die Höhe. Die Gäste schützen sich und ihre Tische mit Regenschirmen – und begleiten die Szene jubelnd. Der Kellner hievt die Riesenflasche in die Höhe und verspritzt die schäumende Flüssigkeit in der Menge.

  

Die mehr als 2300 Kommentare zum Reel von „Münchner Gesindel“ gehen vor allem in eine Richtung: „Egal wie reich du bist, Klasse kannst du nicht kaufen“, „Wenn die Getränke teuer und die Gäste billig sind...“, „Da geht die Kohle hin, die man zu viel an Miete bezahlt“ oder „Dekadenz in ihrer reinsten Form“ ist zu lesen. Nur hin und wieder findet sich ein Kommentar, der das Gebaren verteidigt.

Flasche kostet 5500 Euro



Pikant erscheint dabei, dass derlei Aktionen scheinbar zur 5500-Euro-Flasche (oder auch anderen) zum guten Ton gehören. „Das hat es schon immer gegeben und wird es auch immer geben. Früher hat es keinen interessiert, weil es keiner wusste, heute gibt's halt Internet“, kommentiert ein User. Zudem: Bei TikTok finden sich zahlreiche weitere Schampus-Duschen-Videos im ähnlichen Umfeld.

@lifeof_dom Sonntagabend in München - Der Wetterbeicht meldet regnerisch ☔️�� #oktoberfest #wiesn #champagneshowers #weinzelt ♬ Originalton - Dominik Fe

  

Und auch in mehreren Medien finden sich Beschreibungen ähnlicher Szenen aus vergangenen Wiesn-Jahren: „Auf Wunsch gebe es dann auch eine Show-Einlage: ,Dann wird die Flasche auf den Boden gehauen, damit der Korken rausfliegt.‘“, schreibt der „Focus“ 2023.

„Mit einem dumpfen Pumperer schlägt der Boden der Nepukadnezarflasche auf die Holzlatten. Die eben noch schunkelnden Gäste auf den Bänken greifen hastig nach ihren klebrigen Regenschirmen, spannen sie auf, ducken sich darunter und quietschen aufgeregt. Der Jubel ist laut, als einer der Kellner die Brause der Begierde mit breitem Grinsen zuerst in den Zelthimmel und dann über die jubelnde Menge ergießt“, ist bei „Die Presse“ 2019 zu lesen.

Ein sehr teures Statement



Und auch der Fakt, dass es spezielle Kufflers Weinzelt-Regenschirme, die bei den Aktionen nahezu immer aufgespannt werden, zu kaufen gibt , legt manchem Betrachter nahe, dass die Schaumwein-Duschen im Zelt nicht komplett unerwünscht sind.

Sicher ist: Wer sich im Kufflers eine „Nebukadnezar“ gönnt, will im Edel-Zelt ein Statement setzen: Etwas noch Teureres ist hier auf der Karte sonst nicht zu finden.

Was bleibt am Ende? Zum einen die Frage eines User bei Instagram: „Brauchts das?“. Die scheint vielen durchaus berechtigt. Zum anderen: Im Sport, besonders der Formel 1, ist die Champagnerdusche ein Ritual und wird kaum oder gar nicht kritisiert.

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