Authentisch und spannend
Münchner Staatsarchiv lädt zu Lesung über Mordfälle mit Neuburger Schauspieler Winfried Frey ein

20.05.2022 | Stand 23.09.2023, 0:58 Uhr

Aus diesen Büchern wird am Samstag gelesen. Fotos: Hofmann/ Imago

Von Horst Richter

München – Verbrechen haben die Menschen von jeher fasziniert. Aber mit Kriminalgeschichten ist es so eine Sache, manches darin ist oft arg weit hergeholt. Wenn das Münchner Staatsarchiv an diesem Samstag zu einer Lesung aus drei Büchern einlädt, dann versprechen die Veranstalter nicht nur Spannung. Alle vorgetragenen Fälle sind absolut authentisch, die Recherche der Autoren erfolgte in den Originalakten der Polizei. Der Schauspieler Winfried Frey – er stammt aus Neuburg-Bruck – wird die Passagen vortragen. „Alles ist wirklich passiert, da ist nichts Fiktives dabei“, sagt Archivoberrätin Ulrike Hofmann. „Die Leute können richtig in die Zeit des Geschehens eintauchen.“

Die Veranstaltung findet das vierte Mal statt und steht unter dem Thema „Mord“. Vor sechs Jahren hatte das Staatsarchiv das erste Mal eingeladen, es ging es um „Spektakuläre Fälle in Bayern“. Auch damals war Frey bereits dabei. „Ich habe das gleich sehr spannend gefunden, alles ist authentisch, auch die Sprache, das zieht einen richtig rein“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Da ist nichts erfunden.“ Der Schauspieler, geboren in Donauwörth und bis zum 16. Lebensjahr in Neuburg-Bruck daheim, ist seither fester Bestandteil der Reihe. Er macht das ehrenamtlich, ohne Gage, und er tue es gern, versichert er.

Ulrike Hofmann arbeitet im Staatsarchiv. Nach der ersten Lesung 2016 war sie so fasziniert, dass sie selbst ein Buch schrieb – alles in ihrer Freizeit, wie sie betont. 2019 ist ihr Werk „Die Ermittlungsakte Cäzilie Bauer“ erschienen. Es erzählt die Geschichte einer Magd aus dem Raum Wasserburg, die in den 1940er Jahren einem älteren Knecht schöne Augen macht, ihm die Ehe verspricht und ihn nach und nach um ein paar Tausend Reichsmark erleichtert. Als sie ihn nicht mehr länger hinhalten kann, versucht sie, ihn erst mit Rattengift umzubringen, doch der Mann ist zäh. Am Ende greift die Mörderin zum Messer.... Sie versteht es aber, das Ganze als Freitod darzustellen. Die in die Tat eingeweihte Schwester der Magd verrät die Mörderin aber. Cäzilie wird zum Tod verurteilt und am 22. Dezember 1942 durch das Schafott hingerichtet.

„Wenn man solche Fälle vorliest, ist das Publikum total gespannt bei der Sache“, erzählt Winfried Frey. „Da verlässt keiner vorzeitig den Saal, alle sind gebannt“ – obwohl das Ganze bis zu vier Stunden dauern kann. Aber es bleibt kurzweilig: Da werde schon mal die Kopie eines Mordwerkzeugs gezeigt oder Dokumente zum jeweiligen Fall, sagt der Neuburger Schauspieler. Für weitere Spannung sorgt Ludwig Waldinger, hauptberuflich beim Landeskriminalamt beschäftigt. Als Polizist gibt er zwischendurch Bewertungen zu den Fällen ab.

„Es ist interessant zu sehen, wie die Polizei einst aufgestellt war und wie sie die Sache angegangen ist. Da kommen viele Fragen aus dem Publikum.“ Die Zeiten seien heute andere, sagt Waldinger, aber die Delikte oft noch dieselben. „Nur die Methoden haben sich geändert und manchmal auch die Bezeichnungen. Ein Heiratsschwindler nennt sich jetzt Romance Scammer.“

Petra Cichos hat das zweite Buch geschrieben, aus dem am Samstag gelesen wird: Mordakte Walter Sedlmayr. „Als frühere Gerichtsreporterin haben mich solche Fälle schon immer fasziniert“, erzählt sie. Ihr ist es wichtig, alles authentisch zu Papier gebracht zu haben, „ich sehe mich als Protokollantin“. Die Frage, ob der 1990 gewaltsam ums Leben gekommene Sedlmayr tatsächlich von den später verurteilten Tatverdächtigen ermordet wurde, lässt sie offen. „Der Leser soll in das Geschehen eintauchen und sich am Schluss selbst eine Meinung bilden.“

Thomas Grasbergers Buch ist mit „Stenz – Die Lust des Südens“ betitelt, es ist eine Sammlung einiger kleinerer Fälle. Zur Lesung kommt die Geschichte einer Magd im Münchner Land, die mit ihrem Herrn ein Verhältnis eingeht und auf dessen Geheiß ihr Kind mit Tollkirschen tötet. Am Ende kehrt sie auf den rechten Weg zurück. Die Lesung im Staatsarchiv München, Schönfeldstraße 3, beginnt am Samstag, 21. Mai, um 14 Uhr. Die Plätze sind begrenzt, Anmeldung unter ulrike.hofmann@stam.bayern.de.

DK