Acht Jahre lang war die Archäologische Staatssammlung geschlossen. Nun wurde sie wieder eröffnet, nach einer umfangreichen Sanierung. Ab Mittwoch darf auch die Öffentlichkeit rein. Lohnt der Besuch?
Wer die Frühgeschichte Bayerns erkunden will, sollte sein Handy nicht vergessen. Denn mithilfe der digitalen Technik bietet die neu gestaltete Archäologische Staatssammlung in München besonders gute Einblicke in längst vergangene Zeiten. Seit 2016 wurde das Museum umfassend saniert, für 66 Millionen Euro. Ab Mittwoch kann das Haus wieder besichtigt werden, bis Sonntag sogar bei freiem Eintritt. Das Abenteuer Archäologie sei hier keine verkopfte Konstruktion, es werde die Besucherinnen und Besucher emotional berühren, versprach Sammlungsdirektor Rupert Gebhard am Montag bei der feierlichen Eröffnung.
Das Museum für Vor- und Frühgeschichte in München ist eines von insgesamt neun Häusern der Staatssammlung und präsentiert nun in den neuen Räumlichkeiten mehr als 15.000 Objekte. Einblicke gibt es in die Arbeitsweise von Archäologen und Restauratoren. Zu sehen gibt es unter anderem Schmuck, Gefäße, Münzen, Waffen, Arbeitsgeräte und vieles mehr, etwa das Fragment eines Mammutstoßzahns oder eine steinzeitliche Flöte aus einem Rehknochen, die als ältestes Musikinstrument Bayerns gilt.
Spannendes gibt es auch zur Moorleiche aus Peiting. An einem Bildschirm können Besucherinnen und Besucher rätseln, um wen es sich dabei handelt. Neben Relikten aus vergangenen Jahrtausenden gibt es auch Funde jüngeren Datums, etwa die Überbleibsel des Serviergeschirrs eines ehemaligen Münchner Cafés, die 1945 unter Trümmern begraben und 2012 wieder gefunden wurden.
Das Museum ist nicht nur eine Aneinanderreihung von Funden. Auch Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur, soziale und wirtschaftliche Aspekte sowie gesellschaftliche Entwicklungen im Laufe der Geschichte sollen hier deutlich werden. Bewusst richtet sich das Konzept auch an Kinder und Jugendliche. Neben klassischen Texttafeln gibt es Mitmach-Stationen, Klanginstallationen und Gegenstände, die zum Anfassen einladen. Großformatige Comics illustrieren zudem die Themen einzelner Räume im Stile einer Graphic Novel. Und wer ein Handy dabeihat, kann über QR-Codes zu vertieften Informationen, Audios oder Filmen gelangen. Ein Schmankerl gibt es für Fans von Luise Kinseher: Die Kabarettistin hat Aufnahmen für eine Audiotour eingesprochen, die zu besonderen Funden und Geschichten der Münchner Geschichte führt.
Eine der größten Herausforderungen war nach Einschätzung von Kunstminister Markus Blume (CSU), aus den unzähligen Schätzen eine Auswahl für die Ausstellung zu treffen. Schließlich umfasse die Archäologische Sammlung insgesamt 20 Millionen Objekte, sagte er. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bekannte, schon von klein auf ein Fan von Geschichte gewesen zu sein. Dann habe er sich aber doch für die Politik entschieden. „Lebt man lieber in der Geschichte oder gestaltet man sie vielleicht selbst ein Stück mit?“, so die Frage, vor der er damals gestanden habe.
Auch Anspielungen auf den Archäologie-Abenteurer Indiana Jones aus der gleichnamigen Filmreihe durften nicht fehlen. Blume brachte zur Eröffnung sogar zwei Hüte im Stile des Abenteurers mit, die er und Söder auch gleich aufsetzten. Von der Art, wie in den Filmen an Artefakte zu kommen, hält Söder jedoch wenig. Zudem habe sich die Arbeit der Archäologen weiterentwickelt. „Heute sind das ja moderne Detektive. Das ist eigentlich nicht „Indiana Jones“, sondern „CSI: Geschichte““, sagte Söder in Anspielung auf die Krimi-Ermittlungsreihe „CSI: Den Tätern auf der Spur“.
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