So wie hier, in Schrobenhausen, sah es nach dem Juni-Hochwasser in vielen Gemeinden entlang der Paar aus. Die Schäden sind immens. Foto: Stoiber

Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend: Über 680.000 Euro sind mittlerweile über die Aktion „DK-Fluthilfe“ eingegangen – und die Unterstützung ist ungebrochen. Nach wie vor werden überall in der Region Benefizkonzerte und andere Aktionen organisiert, um Geld für Hochwasseropfer zusammenzutragen.



Wie kommen die Spenden wirklich an diejenigen, die sie am dringendsten nötig haben? Das mit allen Landratsämtern abgestimmte Verfahren sieht so aus: Die Aichacher Zeitung kooperiert mit der örtlichen Bürgerstiftung, die Schrobenhausener Zeitung mit der örtlichen Caritas und der Pfaffenhofener Kurier mit dem örtlichen Verein „Familien in Not“ – alles natürlich unter dem Dach des DONAUKURIER und der Mediengruppe Bayern.

Soforthilfeantrag beim Landratsamt stellen



Wer Unterstützung braucht, wird gebeten, zunächst beim jeweils zuständigen Landratsamt einen Soforthilfeantrag zu stellen. Damit ist dann eine Fördersituation festgestellt. Mit dem Soforthilfebescheid bekommen die Antragsteller dann eine Einladung, sich an die jeweiligen Partner der Heimatzeitung zu wenden, wo es dann in den Einzelfällen zu einer Bedürftigkeitsprüfung kommt.

Aktuell sind im vom Hochwasser betroffenen Bereich in der Region über 2000 Soforthilfeanträge für Hausrat, für Ölschäden und für besondere Härtefälle gestellt worden, und täglich werden es mehr. Die Schadenssummen, von denen die Rede ist, überschreiten addiert mittlerweile 50 Millionen Euro. Die Not ist immens.

Viele Betroffene noch in einem Schockzustand



Dabei sind viele Betroffene noch so in einem Schockzustand, dass sie zurzeit noch gar nicht in der Lage sind, sich jetzt um Anträge und Hilfen zu kümmern, wie der Neuburg-Schrobenhausener Caritas-Geschäftsführer Hans-Peter Wilk aus Erfahrung weiß: „Wer durch ein solches Ereignis traumatisiert ist, braucht manchmal Wochen, Monate, um sich organisieren zu können.“ Von Kollegen, die die Katastrophe im Ahrtal hautnah miterlebt haben, weiß er, dass manche Betroffene erst nach zwei, drei Monaten beginnen zu überblicken, was überhaupt passiert ist.

„Die Leute waren in den vergangenen Wochen mit anderen Dingen beschäftigt als mit dem Ausfüllen von Hilfsanträgen“, bestätigt Hermann Heubeck, zweiter Vorsitzender von Familien Not. „Wir bearbeiten derzeit aber schon die ersten Anträge.“ Kommende Woche wird das Landratsamt Pfaffenhofen an Betroffene, die bei Soforthilfeanträgen über 10000 Euro Schaden geltend gemacht haben, Hilfsanträge des Pfaffenhofener Vereins übersenden. Es werde aber Wochen oder Monate dauern, bis alle Hilfsfälle eingegangen und auch abgearbeitet sind. Das sei leider auch durch die unbürokratische, schnelle Arbeitsweise des Pfaffenhofener Hilfsfonds nicht zu verhindern. Glücklicherweise könne aber insbesondere durch die enge Abstimmung mit dem Landratsamt und den Gemeinden unnötige Bürokratie vermieden werden.

Bedürftigkeit muss überprüft werden



Laut Satzung ist der Verein verpflichtet, die Bedürftigkeit zu überprüfen: Er hilft dann, wenn Betroffene ihre Schäden nicht mehr durch das eigene Vermögen oder Einkommen bewältigen können – doch solche Härtefälle sind nach Einschätzung der Ehrenamtlichen keine Seltenheit angesichts der verheerenden Schäden, die das Hochwasser vor gut einem Monat insbesondere im Paartal angerichtet hat. „Wir sind sehr zuversichtlich, das bewerkstelligen zu können“, sagt Heubeck.

„Die Auszahlung der Spendengelder wird sich erfahrungsgemäß über einen längeren Zeitraum erstrecken, da viele Anträge erst später kommen werden; beispielsweise mit der Jahresstromabrechnung, die besonders hoch ausfällt, weil Bautrockner oder Heizlüfter über längere Zeit gelaufen sind“, erklärt auch Vorstand Thomas Sixta von der Aichacher Bürgerstiftung.

Tornado 2015 in Aichach-Friedberg



Im Landkreis Aichach-Friedberg musste man 2015 mit einer Naturkatastrophe umgehen, als ein Tornado durch die 5500-Einwohner-Gemeinde Affing zog und eine Schneise der Verwüstung hinterließ. Auf einem 100 bis 200 Meter breiten Streifen waren über 200 Gebäude beschädigt, manche einsturzgefährdet, einige unbewohnbar. Das betroffene Gebiet war also im Vergleich zur aktuellen Flut sehr überschaubar. Spontan richtete die Gemeinde ein Spendenkonto ein. In einigen Fällen war lange nicht klar, ob die Versicherungen bezahlen oder nicht, dazu kamen andere Unwägbarkeiten. So dauerte es knapp eineinhalb Jahre, bis der Großteil des mit mehreren Hunderttausend Euro gefüllten Spendenkontos ausbezahlt werden konnte.

Das Spektrum der Schäden nach dem Hochwasser von Anfang Juni reicht von vollgelaufenen Kellern bis zum Totalverlust. Dutzende Wohnungen und Häuser sind nicht mehr bewohnbar. Aber auch, wenn es nicht so schlimm ist, geraten Betroffene an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten. So viele hoffen zurzeit auf Unterstützung. Jeder Euro hilft.

Artikel kommentieren