800 Bluttransfusionen für einen Mann

13.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:15 Uhr
Felix Brunner, seit seinem Unfall auf den Rollstuhl angewiesen, hat mit dem Handbike die Alpen durchquert. Der 28-Jährige unterstützt das BRK. −Foto: BSD

Herr Brunner, Sie haben nach einem Bergunfall 800 Bluttransfusionen bekommen. Das klingt unfassbar



Felix Brunner: Ja, das sind 400 Liter. Ich bin 2009 auf dem Rückweg von einer Eisklettertour abgestürzt und war sehr, sehr schwer verletzt. Ich hatte mehrere Brüche. Das Schlimmste aber war, dass die linke Beinvene und auch die Arterie gerissen waren und ich extrem viel Blut verloren habe. Der menschliche Körper hat 7 Liter Blut, ich hatte 4 Liter verloren. Ich war insgesamt 8 Monate im künstlichen Koma, mehr als 13 Monate auf der Intensivstation und wurde 65-Mal operiert. Bei einer Leberuntersuchung habe ich auf ein Kontrastmittel allergisch reagiert in Form eines Thrombozytenabfalls. Allein danach habe ich 300 Transfusionen benötigt. So hat sich das summiert.

Sie haben ja dann beschlossen, etwas zurückzugeben als Botschafter des Blutspendedienstes. Wie kam es dazu?

Brunner: Ich war damals der jüngsten Bergretter Bayerns, wenn nicht sogar Deutschlands. Als es mir im Krankenhaus langsam besser ging, hatte die Bergrettung Füssen, zu der ich gehöre, die Idee, eine Blutspendeaktion zu organisieren - weil ich ja so viel Blut benötigt hatte. Die fand 2010 in meinem Heimatort Hopferau statt. Da haben uns die Spender die Türen eingerannt: An einem Tag kamen 220 Spender in die Dorfturnhalle, darunter wahnsinnig viele Erstspender - also junge Leute, die wir für die Zukunft des Blutspendedienstes brauchen. Später kam mir der Gedanke, wieder sportlich etwas auf die Beine zu stellen, und so entstand die Idee mit der Alpenüberquerung. Das Projekt nannte sich: Von der Transfusion zur Transalp. Eine schöne Geschichte, die zeigt, was alles möglich ist dank vieler Blutspenden. 2013 ist mir die erfolgreiche Alpenüberquerung mit dem Handbike gelungen. Das war der Startschuss zur der professionellen Zusammenarbeit als offizieller Blutspende-Botschafter des BRK.

Es fehlen vor allem junge Leute als Spender. Wie kann man die denn motivieren?

Brunner: Ein Problem ist die Identifikation. Man muss das Thema attraktiv für junge Leute machen und ihnen zeigen, dass sie mit geringem Aufwand extrem viel bewirken können, indem sie regelmäßig Blut spenden. Ich halte Vorträge an Schulen und an Unis. Wir nutzen auch soziale Netzwerke und arbeiten mit jungen, coolen Leuten zusammen - zum Beispiel dem Sportmodel Gela Allmann. Wichtig ist auch, dass es flexible Termine gibt oder dass der Blutspende-Truck in eine Stadt kommt, wo man dann spontan Blutspenden gehen kann.

Eine Möglichkeit wäre gerade bei jungen Leuten, einen finanziellen Anreiz zu schaffen. Was halten Sie davon?

Brunner: Davon halte ich relativ wenig, denn so lockt man die, die Geld brauchen. Aber wir wollen die jungen Leute nachhaltig an das Thema Blutspenden binden. Das BRK sichert 96 Prozent des Bedarfs an Blut und hat die höchsten Standards bei den Laboruntersuchungen. Man kriegt auch ein komplettes Blutbild, eine gründliche Untersuchung und sofort Bescheid, wenn etwas nicht stimmt. Man hat also immer einen kostenlosen Gesundheitscheck dabei, was man nicht unterschätzen darf. Es sollte wirklich ein bewusster Anreiz geschaffen werden, so dass man ein überzeugter Spender ist.