München
CSU sackt in Umfrage auf 35 Prozent ab

12.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:41 Uhr
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern. −Foto: Peter Kneffel/Archiv

Im nächsten Landtag könnten bis zu sieben Parteien sitzen - zumindest nach einer neuen BR-Umfrage. Für die CSU geht es weiter abwärts.

Einen Monat vor der Landtagswahl ist die CSU in einer Umfrage auf einen historischen Tiefstand abgesackt: Nur noch 35 Prozent der Bayern würden derzeit die CSU wählen, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten „Bayerntrend“ des Bayerischen Rundfunks hervorgeht. Das sind noch einmal drei Prozentpunkte weniger als im Juli - und so wenig wie noch nie seit 1998, seit es den „Bayerntrend“ gibt. Hinzu kommt: Die Zustimmungswerte für Ministerpräsident Markus Söder und die Staatsregierung insgesamt sind ebenfalls gesunken.

Würde bereits am kommenden Sonntag ein neuer Landtag gewählt, wären der Umfrage zufolge sogar sieben Parteien im Maximilianeum vertreten - inklusive der Linken. Die Grünen landen mit 17 Prozent auf Platz zwei. SPD, Freie Wähler und AfD liegen diesmal gleichauf bei 11 Prozent - wobei SPD und AfD im Vergleich zum Juli leicht verloren und die Freien Wähler leicht zugelegt haben. FDP und Linke landen jeweils bei 5 Prozent, müssen also um den Einzug in den Landtag bangen. Was Koalitionspräferenzen angeht, liegt eine Koalition von CSU und Freien Wählern und von CSU und Grünen gleichauf: Jeweils 44 Prozent der Bayern halten diese beiden Optionen für gut oder sogar sehr gut.

Allerdings ist der Umfrage zufolge fast jeder zweite Wahlberechtigte (45 Prozent) noch nicht sicher, wo er am 14. Oktober sein Kreuz machen wird. 55 Prozent sagen dagegen, ihre Entscheidung stehe so gut wie fest. Am stärksten gefestigt sind dabei die Anhänger von AfD und CSU, am wenigsten festgelegt sind dagegen Grüne, FDP, Linke und Freie Wähler.

„Natürlich sind wir nicht zufrieden“, sagte Söder. „Es muss jetzt aber Ansporn und Weckruf für alle sein.“ Fast 50 Prozent seien noch unentschlossen. „Daher gilt es um jede Stimme zu kämpfen.“

Bayerns SPD-Generalsekretär Uli Grötsch räumte ebenfalls ein, die Zahlen seien „absolut enttäuschend“. „Wir müssen das jetzt in einem starken Schlussspurt herumreißen.“ Es sei aber wahnsinnig viel in Bewegung. Grünen-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann sagte: „Wir nehmen diese guten Zahlen als Auftrag und Ansporn, weiter aufrecht für unsere Politik zu stehen und zu werben. Zweitstärkste Kraft in Bayern am 14. Oktober und ein Ende der CSU-Alleinregierung - das ist unser erklärtes Ziel.“

Mit Markus Söder sind inzwischen weniger Menschen in Bayern zufrieden als noch im Juli: 42 Prozent sagen, er sei ein guter Ministerpräsident (minus 2 Prozentpunkte), 44 Prozent halten ihn für keinen guten Regierungschef (plus 6 Punkte). Damit liegt Söder hinter den Werten zurück, die Horst Seehofer vor der Landtagswahl 2013 (68 Prozent) und Günther Beckstein vor der Wahl 2008 (55 Prozent) für sich verbuchen konnten - Beckstein verlor damals die absolute Mehrheit. Mit der Arbeit der Staatsregierung sind derzeit 52 Prozent weniger bis gar nicht zufrieden, 47 Prozent äußerten sich zufrieden oder sehr zufrieden.

Der Umfrage zufolge gibt es in Bayern ein hohes Interesse an der Landtagswahl: Drei Viertel sind sehr stark oder stark daran interessiert. Nur ein Viertel blickt demnach weniger oder gar nicht interessiert auf die Landtagswahl. Dabei ist das Interesse unter den CSU-Anhängern im Vergleich mit den anderen sechs Parteien am geringsten ausgeprägt.

Als wichtigste Probleme machen die Bayern demnach aktuell die Flüchtlings- und Asylpolitik, Wohnen/Mieten, Bildung und Rente aus. Dabei nannten nur noch 44 Prozent der Befragten die Asylpolitik als wichtiges Problem - im Juli waren es noch 52 Prozent gewesen. Der CSU wird weiterhin das größte Vertrauen entgegengebracht, bestehende Herausforderungen zu meistern - sie muss aber Einbußen hinnehmen.

Abgenommen hat auch die Zufriedenheit mit der Landtagsopposition. Dabei sind noch 39 Prozent mit der Arbeit der Grünen zufrieden und 36 Prozent mit den Freien Wählern. Die SPD kommt hier mit nur 25 Prozent (acht Punkte weniger als im Mai 2018) auf den geringsten Wert. Bei der Zufriedenheit mit den Spitzenkandidaten liegt Hubert Aiwanger (Freie Wähler) mit 34 Prozent vor Natascha Kohnen (SPD/29 Prozent) und den Grünen Katharina Schulze (25) und Ludwig Hartmann (16).

Das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap hatte im Auftrag des BR-Politikmagazins „Kontrovers“ 1000 Wahlberechtigte in Bayern telefonisch befragt, und zwar im Zeitraum vom 5. bis 10. September.

dpa