München
Staatsanwaltschaft blockt ab

Fall Genditzki: Anklagebehörde gegen Wiederaufnahme des Verfahrens

21.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:06 Uhr
Patrik Stäbler

München (DK) Im Fall des seit 2009 wegen Mordes inhaftierten Manfred Genditzki lehnt die Staatsanwaltschaft München eine Wiederaufnahme des Verfahrens ab.

Das teilt Regina Rick mit, die Anwältin des 59-Jährigen, der eine entsprechende Stellungnahme der Behörde vorliegt. Die Staatsanwaltschaft will sich dazu nicht äußern.

Genditzki ist 2010 und 2012 wegen Mordes an der Rentnerin Lieselotte Kortüm zweimal zu lebenslanger Haft verurteilt worden - als "Badewannen-Mord von Rottach-Egern" geriet der Fall in die Schlagzeilen. Nach Überzeugung des Landgerichts München II hatte der Hausmeister die alte Dame, um die er sich kümmerte, im Streit geschlagen und anschließend in der Badewanne ertränkt. Das Urteil erfolgte auf Basis von Indizien; viele Prozessbeobachter hatten mit einem Freispruch gerechnet.

2013 übernahm Regina Rick den Fall. Die Anwältin aus Pfaffenhofen, die eine Kanzlei in München unterhält, hat neue Gutachten zum Todeszeitpunkt sowie zur Möglichkeit eines Sturzgeschehens eingeholt, die ihren Mandanten entlasten. Auch auf eine bislang nicht gehörte Zeugin stützt sich ihr Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens, den sie im Juni eingereicht hat. Das Landgericht München I bat daraufhin die Staatsanwaltschaft um eine Stellungnahme, die nun vorliegt und auch Regina Rick zugestellt wurde. Der Anwältin zufolge argumentiert die Staatsanwaltschaft in dem Papier, die im Antrag vorgebrachten Beweismittel seien "nicht neu, beziehungsweise - ihre Richtigkeit unterstellt - nicht geeignet, der Verurteilung die tatsächliche Grundlage zu entziehen". Demgegenüber sagt Regina Rick, dass die neuen Gutachten "alle wesentliche Feststellungen des Urteils grundlegend erschüttern". Welche Seite recht hat? Das muss nun die 1. Strafkammer des Landgerichts München I prüfen. Wann die Entscheidung über den Wiederaufnahmeantrag fällt, ist laut einer Gerichtssprecherin offen - "da gibt es keine Fristen".

Patrik Stäbler