Sommerserie 2021
Sprachschatz von A bis Z: Von Acherla und Oachkatzln

04.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:09 Uhr
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Dialekt ist gelebte Tradition in der Sprache. Um die sprachliche Vielfalt in Bayern geht es in unserer neuen Sommerserie - von A bis Z. Los geht es mit A wie Acherla.

 

Oachkatzlschwoaf - der ultimative und alles entscheidende Test, der die Spreu vom Weizen trennt. Das kolossale Kriterium, das jeden sogenannten Preißen entlarvt und jeden Bayern fest in seinem Sattel hält. Denn auf unzähligen Volksfesten, Familienfeiern und Arbeitsessen wird damit getestet, ob der frisch gewonnene Kumpel, die Schwiegertochter in spe oder der neue Kollege im Freistaat auch sprachlich daheim sind.

Doch eine Sache muss all den Oachkatzlschwoaf-Test-Verfechtern bewusst sein: Nicht überall im Freistaat ist das Oachkatzl das Oachkatzl. Im südlichen und westlichen Mittelfranken beispielsweise ist eine andere Aussprache des Wortes Eichhörnchen geläufig, wie Almut König erklärt. Sie ist Mitarbeiterin der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und die Redaktorin des Fränkischen Wörterbuchs. Denn dort heißt das Eichhörnchen Acherla.

König erläutert, wie diese Form zustande kommt: "Das ,Ei' im Wortanlaut wird wie ,A' ausgesprochen - das kennen wir auch von anderen Wörtern. Zum Beispiel braad für breit oder Klaad für Kleid." Ein ,ö' werde in Franken, wie in weiten Teilen Bayerns, als ,e' ausgesprochen, das ,n' nach dem ,r' entfalle. "Und statt der Verkleinerungsform ,chen' ist dort die Endung ,la' üblich."Das Acherla kann je nach Region laut König auch noch anders ausgesprochen werden: zum Beispiel Ächerla, Achörla, Achhürla oder Achhörndl.

Mit diesen Informationen zurück zum altbekannten Oachkatzlschwoaf-Test: Wenn Franken nun Oachkatzl nicht sagen können, sondern einen eigenen Begriff dafür haben, sind sie dann weniger Bayern als die restlichen Bewohner des Freistaats? Eine Frage, die viele Menschen seit Generationen umtreibt. Rein flächenmäßig würde sich Bayern ins eigene Fleisch schneiden - denn ohne Unter-, Ober- und Mittelfranken wäre der Freistaat um Einiges kleiner. Und kulinarisch natürlich auch: Denn wer würde schon gerne auf die Drei im Weggla oder das fränkische Schäufele verzichten? Und außerdem, was sagt es schon über einen Menschen aus, ob er nun Oachkatzlschwoaf sagen kann oder nicht? Solange er ein Pfundskerl oder sie ein Pfundsmadl ist, ist doch alles in Ordnung.

DK

Laura Schabenberger