München
Gutachten: Deutlich mehr Pflegebedürftige in Bayern bis 2050

28.02.2021 | Stand 08.03.2021, 3:33 Uhr
Bewohner eines Pflegeheims gehen mit Rollatoren über den Gang. −Foto: Bodo Marks/dpa/Symbolbild

Die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Bayern dürfte sich bis zum Jahr 2050 beinahe verdoppeln und damit der Bedarf an Pflegepersonal kräftig ansteigen. Das geht aus einem vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegebenen Gutachten hervor. Demnach gibt es rund 492 000 Pflegebedürftige (Stand: Dezember 2019) im Freistaat, im Jahr 2050 dürften es etwa 880 000 Menschen sein. Dementsprechend würden dann 62 000 zusätzliche Vollzeit-Pflegekräfte gebraucht, wie das Gesundheitsministerium am Sonntag unter Verweis auf das Gutachten mitteilte.

Allein der Bedarf an Pflegefachpersonen bis zum Jahr 2025 erhöht sich dem Gutachten nach von knapp 3000 Fachkräften 2020 auf fast 7500 Fachkräfte. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) will Pflegeberufe langfristig stärken. „Die Sicherstellung der Pflege ist unabhängig von der Corona-Pandemie die große Herausforderung der kommenden Jahre im Gesundheitsbereich“, sagte er.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Ruth Waldmann, sagte: „Die Lage ist ernst - es gibt einen Pflegenotstand, der jetzt in der Corona-Krise besonders deutlich wird, aber auch vorher schon da war.“ Wenn es der Staatsregierung nicht gelinge, den Beruf attraktiver zu machen und somit neue Kräfte zu gewinnen, werde sich der Notstand verschärfen. Gerade in der Krise fühlten sich viele Pfleger allein gelassen. Symbolpolitik - wie der Corona-Pflegebonus, der nur bestimmten Beschäftigten zugekommen sei - helfe nicht weiter.

Das Gesundheitsministerium hatte das Gutachten Anfang 2019 in Auftrag gegeben. Es stellt auch den Bedarf der stationären und ambulanten Pflegeangebote sowie der Pflegekräfte in Regierungsbezirken und Landkreisen bis zum Jahr 2050 dar. Grundlage für die Berechnungen des Pflegebedarfsgutachtens sind dabei Zahlen aus dem Jahr 2017. Zu berücksichtigen ist ein Bevölkerungsanstieg im Freistaat bis 2037 um etwa 484 000 Menschen. Im selben Zeitraum nimmt demnach die Zahl an Senioren ab 65 Jahren um 957 000 zu.

Holetschek rief die Beteiligten in Bund und Ländern auf, „mutige und vorausschauende Lösungen zur Stärkung der Pflege zu entwickeln“. Ein Mittel könnten Steuererleichterungen für Pflegekräfte sein. „Damit könnten wir den Beruf finanziell attraktiver machen.“ Es müsse aber auch der steigenden finanziellen Belastung der Pflegebedürftigen entgegengewirkt werden. Bei der Versorgung müsse der Mensch im Mittelpunkt stehen und nicht Abrechnungsfragen, so der Minister.

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