Berlin/München
Leid und Unrecht früherer Heimkinder wird anerkannt

27.07.2021 | Stand 04.08.2021, 3:33 Uhr
Eine Schaukel hängt auf einem Kinderspielplatz. −Foto: Julian Stratenschulte/dpa

In der Nachkriegszeit haben Tausende Kinder und Jugendliche in Heimen Unrecht erfahren - auch in Bayern. Sie wurden als behindert oder auffällig eingestuft und geschlagen oder ruhig gestellt. Mit einer Geldpauschale soll ihr Leid anerkannt werden.

Knapp 1700 frühere Heimkinder aus Bayern haben Geld von der Stiftung Anerkennung und Hilfe erhalten. Dies teilte das Bundessozialministerium auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Mit der Zahlung wird anerkannt, dass die Frauen und Männer in der Nachkriegszeit in Einrichtungen der Behindertenhilfe oder Psychiatrie Leid und Unrecht erfahren haben.

Viele als behindert oder auffällig eingestufte Menschen wurden damals geschlagen und ruhig gestellt, von der Schulbildung ausgeschlossen und gesundheitlich nicht ausreichend versorgt. Manche wurden für Medizintests missbraucht. Bundesweit haben seit dem Jahr 2017 knapp 19.000 Menschen Anerkennungsleistungen erhalten. Die Zahl derjenigen, die sich an die Stiftung gewandt haben, liegt bei rund 31.300.

Die Stiftung wurde von der Bundesregierung, den Bundesländern sowie der evangelischen und katholischen Kirche gegründet, um die Vergangenheit aufzuarbeiten und das Leid anzuerkennen. Bis Ende Juni 2021 konnten sich Betroffene melden, um eine Pauschale von 9000 Euro zu erhalten. Wer während des Aufenthaltes in der stationären Einrichtung sozialversicherungspflichtig gearbeitet hat, ohne dass die Einrichtung dafür Beiträge zur Sozialversicherung zahlte, konnte zusätzlich bis zu 5000 Euro als Ausgleich für entgangene Rentenansprüche bekommen.

In Bayern wurden insgesamt knapp 18,6 Millionen Euro an 1660 Betroffene ausgezahlt. Bundesweit hat die Stiftung bis Ende Juni insgesamt 18.990 Männern und Frauen die Geldpauschale und/oder die Rentenersatzleistung von bis zu 5000 Euro gezahlt. Die ausgezahlte Gesamtsumme liegt bei knapp 196,6 Millionen Euro.

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dpa