München
Grüne und FDP wollen schnellen Regelbetrieb an Grundschulen

17.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:09 Uhr
Ludwig Hartmann (Bündnis 90/Die Grünen) spricht bei einer Plenarsitzung im Landtag. −Foto: Sina Schuldt/dpa/Archivbild

Erst nach den Sommerferien soll es wieder normalen Schulunterricht in Bayern geben - so die Planung der Staatsregierung. Das geht Grünen und FDP angesichts neuer Corona-Studien nicht schnell genug.

Die Landtags-Grünen fordern die Rückkehr zum normalen Unterricht an den Grundschulen bereits ab 1. Juli - und zwar unter Aufhebung der 1,5-Meter-Abstandsregel in den Klassenzimmern. Und die FDP verlangt darüber hinaus sogar, dass auch alle Kinder wieder durchgängig in ihre Kitas und „schulvorbereitenden Einrichtungen“ dürfen sowie die 5. und 6. Klassen besuchen dürfen. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bremst allerdings.

„Es wäre absurd, Familienfeiern in geschlossenen Räumen bis 50 Personen zuzulassen, das Hochfest der Schulfamilie - den gemeinsamen Präsenzunterricht - aber nicht“, sagte Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann am Mittwoch nach einer Fraktionssitzung im Landtag. Die Rückkehr zu einem Regelbetrieb an den Grundschulen sei unabdingbar. Derzeit findet der Schulunterricht überall nur in kleineren Gruppen statt, und zwar je nach Schule im tage- oder wochenweisen Wechsel.

Die Grünen begründen ihre Forderung damit, dass wissenschaftliche Studien zunehmend zum Ergebnis kämen, „dass kleine Kinder scheinbar weniger gefährdet durch das Coronavirus sind und den Erreger auch nicht mehr, sondern eher weniger verbreiten“. Konkret schlägt die schulpolitische Sprecherin Anna Toman vor: „Das Infektionsrisiko lässt sich eingrenzen und eine mögliche Infektion leicht nachverfolgen, wenn Klassenverbände in den Schulen sowohl im Unterricht als auch in den Pausen unter sich bleiben.“ Co-Fraktionschefin Katharina Schulze nannte die Forderung ihrer Fraktion einen wichtigen Schritt, unter anderem, „um die fortdauernde Benachteiligung der Familien in der Coronakrise endlich zu beenden.

Julika Sandt und Matthias Fischbach (beide FDP) argumentierten ebenfalls, es werde inzwischen klar, dass junge Kinder das Virus nicht im großen Stil symptomfrei weitergetragen hätten und offensichtlich weniger anfällig für eine Erkrankung seien. „Die Abwägung zwischen Infektionsschutz und dem Kindeswohl muss also nach diesen medizinischen Erkenntnissen neu getroffen werden.“ Es reiche nicht, dass Kinder jede zweite Woche in die Einrichtungen dürften.

Kultusminister Piazolo betonte dagegen: „Der Gesundheitsschutz an den bayerischen Schulen hat für uns oberste Priorität. Wir haben uns bewusst gemeinsam mit der Schulfamilie für eine schrittweise Wiederaufnahme des Unterrichts entschieden.“ Seit Montag seien wieder alle Schüler in Bayern im Präsenzunterricht, vorerst noch im wöchentlichen oder täglichen Wechsel. „Wir beobachten gemeinsam mit den für den Infektionsschutz zuständigen Stellen das Infektionsgeschehen genau und beziehen wissenschaftliche Erkenntnisse in unsere Planungen ein. Unser Ziel ist, dass zum neuen Schuljahr Unterricht wieder im normalen Regelbetrieb stattfindet.“

dpa