München
Immer mehr Schüler lernen wieder in den Klassenzimmern

11.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:23 Uhr
Ein Schild mit der Aufschrift "Bitte sitzen bleiben!" liegt auf einem Tisch im Klassenraum einer vierten Klasse. −Foto: Peter Kneffel/dpa

Viele Schüler in Bayern haben schon lange keine Schule mehr von innen gesehen. Nach den Abschlussklassen dürfen nach und nach auch andere Schüler zurück - seit Montag auch die Viertklässler.

Nach der langen Zwangspause wegen der Corona-Pandemie sind seit Montag auch die Schüler wieder zurück in den Klassenzimmern, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen oder die vierte Klasse besuchen. „Die Schulen haben sich sehr gut auf den heutigen Tag vorbereitet“, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Montag in München. Er sei aber vor allem davon beeindruckt, „wie viel Verantwortungsbewusstsein auch jüngere Schülerinnen und Schüler schon zeigen.“

Vor allem für die Kleineren ist die Situation ungewohnt. „Ich fand es schon ein bisschen doof, weil man da irgendwelche Abstandsregelungen einhalten muss“, sagte Viertklässler Samuel nach Schulschluss. Denn auch auf dem Pausenhof und in den Räumen müssen die Kinder 1,5 Meter Abstand halten.

Außerhalb des Unterrichts sind die Schüler außerdem laut Kultusministerium angehalten, einen Mund- und Nasenschutz zu tragen. Für Ludwig, ebenfalls Viertklässler, war das nicht so schlimm: „Man ist eh ziemlich selten nicht im Klassenzimmer, da macht's eigentlich nichts aus mit dem Maskentragen.“

Umstritten sind vor allem die Übertrittsregelungen für die Viertklässler. Das Übertrittsverfahren wurde nach Angaben des Kultusministeriums in diesem Jahr aufgrund der Ausnahmesituation angepasst. So sollten die Schüler bis Montag ihre „verschlankten“ Übertrittszeugnisse erhalten. Wer darin noch keine Schulempfehlung bekommen hat, soll direkt am Probeunterricht teilnehmen.

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) hält den Probeunterricht zum jetzigen Zeitpunkt allerdings für unfair und fordert, die Regelungen nachzubessern. „Zumindest in diesem Schuljahr muss der Übertritt auf weiterführende Schularten nach verpflichtender Beratung durch die Lehrkräfte in die gemeinsame Verantwortung der Erziehungsberechtigten und Lehrkräfte gelegt werden“, sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Auch der Bayerische Elternverband wirft dem Kultusminister vor, die Versprechungen zum Übertritt und zum Vorrücken auf Probe nicht in die Tat umzusetzen. Der Landesvorsitzende Martin Löwe rät betroffenen Eltern sogar, den Rechtsweg zu einzuschlagen, „falls der Minister weiterhin das ganz normale Übertrittsverfahren ohne Anpassung an die aktuelle Situation verfolgt.“

Das Kultusministerium hält die Kritik der Verbände für unberechtigt: „Der Anteil der festgestellten Übertrittseignungen für das Gymnasium ist in diesem Jahr gegenüber den Vorjahren sogar noch weiter angestiegen“, sagte Piazolo. Auch der Probeunterricht sei in diesem Jahr an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst worden.

Die Schulöffnung an diesem Montag war der zweite Schritt der Wiederaufnahme des Schulbetriebs. Ende April waren die Abschlussklassen in die Schulen zurückgekehrt.

Ab dem kommenden Montag (18. Mai) soll es dann mit den untersten Klassen weitergehen - je nach Schulform mit der 1., 5. oder 6. Klasse. Erst nach Pfingsten soll es wieder Unterricht in den Klassenzimmern für alle Schüler geben. Allerdings wohl weiterhin im wöchentlichen Wechsel mit Unterricht zu Hause.

Eine Ausnahme soll für die vierten Klassen der Grundschulen gelten. „Mir ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen der Grundschulen bis Pfingsten täglich im Präsenzunterricht sein können“, sagte Piazolo. Dadurch könnten sie bis zum Ende des Schuljahres von den Lehrern begleitet und auf den bevorstehenden Schulwechsel vorbereitet werden.

dpa