Schrobenhausen
Bohrer statt Blumen

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Foto: DK

Schrobenhausen (DK) Dem Büro von Thomas Bauer sieht man seine Leidenschaft für Technik an. Es ist aber auch Ausdruck seiner Arbeitsweise - aufgeräumt und ordentlich.Von hier lenkt er die Bauer AG mit 10 000 Mitarbeitern in rund 70 Ländern.

Ein bisschen wie ein Kleine-Jungs-Traum sieht das Büro von Thomas Bauer schon aus - zumindest in einem Teil. Denn dort steht das Modell eines Ankerbohrgeräts, das sogar per Knopfdruck so richtig losgeht und geräuschvoll stampft. Da werden Erinnerungen an Lego-Technik wach. Im Original ist das Gerät fünf Meter hoch und in der Lage, 20 Meter tief zu bohren. Geschenkt bekommen hat der Vorstandsvorsitzende der Bauer AG das 50 Zentimeter große Messe-Modell von einer seiner 110 Tochterfirmen. "Ich habe damals gesagt, dass ich das glatt in mein Büro stellen würde", erzählt der 61-jährige Chef des Schrobenhausener Unternehmens Bauer - ein börsennotierter Tiefbau-Spezialist, der auf der ganzen Welt aktiv ist. Vier Wochen später stand das Modell tatsächlich da. "Das ist auch viel praktischer so, da muss man keine Blumen hinstellen", sagt Bauer und lacht.

Er hat es eben nicht so mit Blumen. In einer anderen Ecke steht zwar eine Grünpflanze, aber um die kümmert sich die Sekretärin. Ansonsten präsentiert sich das Büro des Vorstandsvorsitzenden so, wie man es von einem Technik-Begeisterten erwartet: ordentlich, aufgeräumt, ohne viel Schnickschnack oder unnötige Dekoration. Hinter seinem Schreibtisch hängen bunte Zeichnungen von verschiedenen Produkten der Bauer AG. Richtig spannend sind die großformatigen Skizzen an der gegenüberliegenden Wand. Thomas Bauers Ururonkel Karl, den sie in der Familie "Afrika-Onkel" nannten, weil er dorthin ausgewandert war, hat sie als Student in der Zeit um die Jahrhundertwende angefertigt. Sie zeigen Pläne zum Mühlenbau, für einen Uferkran und eine Turbine. Die Exaktheit der Handzeichnungen verblüfft. "Ich habe die Skizzen auf dem Dachboden bei meiner Urgroßmutter gefunden", erzählt Thomas Bauer. Weil sie fest in einer Planrolle steckten und man unmöglich an sie herankam, hat der Chef die Rolle kurzerhand aufgesägt. Die drei schönsten Skizzen hat er rahmen lassen. "Sie haben etwas mit der Familie und unserer Arbeit zu tun", erklärt Thomas Bauer. "Das fand ich schön."

Auffällig an diesem Büro im vierten Stock mit Blick auf die alte Schweißerei der Bauer AG, die der 61-Jährige in siebter Generation führt, ist auch, dass nur wenig Akten und Papier auf dem Schreibtisch liegen. Das liegt an seiner strukturierten Arbeitsweise. "Ich erledige immer nur eins nach dem anderen, nicht mehrere Dinge gleichzeitig", erklärt Bauer. "Wenn ich abends gehe, dann liegt hier kein Blatt mehr." Was nicht unbedingt bedeutet, dass alle Arbeit erledigt wäre. Den Stapel Akten, den er mit nach Hause nimmt, legt Thomas Bauer gewohnheitsgemäß links von sich auf dem Boden ab. "Das habe ich mir im alten Büro so angewöhnt. Nach dem Umzug steht mein Schreibtisch zwar spiegelverkehrt da, die Akten lege ich aber immer noch auf die gleiche Seite - von mir aus gesehen. Deswegen stolpern auch regelmäßig Leute über den Stapel."

Die Arbeit für seine Ehrenämter erledigt er konsequent daheim. "Da sieht es ein bisschen studentenmäßig aus", verrät Bauer. "Für jede Funktion gibt es einen großen Stapel." Der Chef sitzt aber nicht nur im Büro, sondern ist oft auf Reisen. Der handliche Laptop ist immer dabei. Sechs Wochen im Jahr etwa ist der Chef im fernen Ausland unterwegs. "Und jede Woche zwei Tage in Deutschland bei Tochterfirmen."

An seinem Besprechungstisch nimmt Thomas Bauer übrigens nie am Kopfende Platz. "Solche Sitzordnungen habe ich immer abgelehnt. Es ist ein Ausdruck von Team, dass man ganz gemischt am Tisch sitzt", sagt er - und verabschiedet sich nach Houston. Oder nach Kuala Lumpur. Oder nach Kairo. Dazu braucht er nicht ins Flugzeug zu steigen, sondern geht nur ein paar Türen weiter - die Besprechungsräume in der Schrobenhausener Firmenzentrale sind nämlich nach den Sitzen der Töchterfirmen benannt.