Reichertshofen
Wieder schlugen die Flammen hoch

31.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr
Lichterloh brannte es in der Nacht auf Freitag in der Kleingartenanlage. −Foto: Feuerwehr Baar

Reichertshofen (DK) Zwei Wochen nach dem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim im Reichertshofener Ortsteil Winden am Aign rückte die Feuerwehr Freitagfrüh erneut aus. Diesmal standen unweit des ersten Tatorts vier Schreberhäusl in Flammen. Die Kripo Ingolstadt prüft einen Zusammenhang.

Ein Anrufer aus der Dieselstraße in Reichertshofen hatte gegen 2.20 Uhr die Feuerwehr alarmiert, weil er „viele Flammen“ hinter dem Bahndamm in Richtung Heideweiher gesehen hatte. Die Einsatzkräfte aus Baar, Ebenhausen, Langenbruck und Reichertshofen gingen zunächst wegen der seit Wochen andauernden Trockenheit von einem Waldbrand aus. Tatsächlich standen aber vier Schreberhäusl in einer Kleingartenanlage in Flammen. „Da war nichts mehr zu retten, es sind nur Schutthaufen übrig geblieben“, sagte 1. Kommandant Jürgen Lehner von der Reichertshofener Wehr. „Wir haben aber ein Übergreifen auf die anderen Gartenlauben verhindern können.“ Der Gesamtschaden summiert sich laut Polizei auf 25 000 Euro.

Ein Brand, der wohl durch eine unachtsam weggeworfene Zigarette oder ein nicht gelöschtes Lagerfeuer entstanden sein könnte, möchte man meinen. Wenn nicht am 16. Juli das Flüchtlingsheim in Winden am Aign gar nicht weit weg von der Kleingartenanlage in Flammen gestanden wäre, ein vorsätzlicher Anschlag. Die Sonderkommission bei der Kripo Ingolstadt war deshalb am Freitag sofort stutzig geworden, weil auch der Ausbruch des Feuers in der Gartenanlage etwa zur selben Nachtzeit erfolgte.

„Die Brandfahnder waren vor Ort, haben bisher aber keine Hinweise, dass bei den Lauben ein Brandbeschleuniger verwendet worden ist“, sagte Michaela Grob vom Polizeipräsidium in Ingolstadt. „Ein Gutachter hat sich das angesehen, Genaueres können wir allerdings erst sagen, wenn am Montag die Untersuchungsergebnisse vorliegen.“ Eine Verbindung zwischen beiden Bränden wird nach derzeitigem Kenntnisstand eher ausgeschlossen.

Für Hinweise zur Aufklärung des Anschlags in Winden am Aign hat das Polizeipräsidium am Freitag eine Belohnung von 10 000 Euro ausgesetzt – ein stattlicher Betrag, geht man davon aus, dass es selbst bei Mord und Totschlag oft nur die Hälfte dieses Betrags gibt. „Wir wollten bewusst einen hohen Anreiz schaffen, vielleicht hat ja doch jemand etwas gesehen und bisher geschwiegen“, sagte Michaela Grob. „Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.“ Inzwischen gibt es auch ein Fahndungsplakat.

Eine wirklich vielversprechende Spur in dem aufsehenerregenden Fall fehlt noch immer. „Wir haben inzwischen annähernd alle Schüler vernommen, die in der Tatnacht ihren Abschluss am Heideweiher gefeiert hatten“, sagte Grob. „Nun suchen wir noch die Jugendlichen, die sich ebenfalls dort befunden hatten, aber nicht zu der Schülergruppe gehörten.“ Alle Anwohnerbefragungen rund um das Flüchtlingsheim im ehemaligen Gasthaus Däuber seien indes erledigt. „Am Montag wollen wir noch einmal mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei von Haus zu Haus gehen und Flugblätter verteilen, praktisch unser Fahndungsplakat in klein.“

Der vermutlich fremdenfeindliche Anschlag hatte 150 000 Euro Schaden angerichtet. Viel mehr dürfte die Windener aber ihr ramponierter Ruf belasten.