Reichertshofen
Tödliche Blutwurststücke

14.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:03 Uhr

Reichertshofen (adr) In der Gemeinde Reichertshofen südlich von Ingolstadt legt ein Hundehasser Giftköder aus. Zwei Tiere sind nach Informationen des DONAUKURIER bereits qualvoll gestorben, sechs konnten gerade noch gerettet werden. Die Suche nach dem Täter verlief bislang ohne Ergebnis.

Die Polizei lässt mittlerweile fünf weitere von aufmerksamen Hundehaltern und auch Spaziergängern in einem Waldstück nahe der B 300 gefundene Köderstücke in einem Speziallabor nach dem noch unbekannten Giftstoff untersuchen.

Matthias Schulze fand gleich zwei manipulierte Blutwurststücke, das kleinere davon nicht größer als eine Zwei-Euro-Münze. Beide lagen an einem Forstweg in "Leinenreichweite", wie Kathrin Schulze bemerkt. Spekulationen, es handle sich um klassisches Rattengift, bestätigten sich bisher nicht. Denn auch große Hunde reagierten in relativ kurzer Zeit, nachdem sie auch nur kleinere Köder gefressen hatten, mit Vergiftungssymptomen. Dies deutet eher beispielsweise auf das Mäusegift Crimidin hin, das bei Hunden innerhalb von einer Stunde wirksam wird, schon in gering aufgenommenen Mengen tödlich wirkt.

Matthias Schulze treibt es noch jetzt die Tränen in die Augen, wenn er an den Tag denkt, an dem seine zehn Jahre alte Hündin Susi qualvoll gestorben ist: "Man fühlt sich erst ohnmächtig, wird dann wütend und ist jetzt extrem misstrauisch." Innerhalb einer halben Stunde nachdem der Zwergschnauzer-Mischling den Köder gefressen hatte sei sie unter Krämpfen – noch auf dem Weg zum Tierarzt – in ihren Armen gestorben, klagt Kathrin Schulze: "Ich habe stundenlang geweint." Matthias Schulze will sich nun aber erst recht nicht mit seinem neuen Hund aus dem Waldstück vertreiben lassen: "Ich suche weiterhin nach den vergifteten Wurststücken", bekräftigt er.

Den elfjährigen Cairne-Terrier Champ erwischte es Ende Februar beim Gassi gehen. Plötzlich einsetzende Lähmungen der Hinterläufe und fürchterliche Krämpfe deuteten auf eine schwere Vergiftung hin. Bis zum Tierarzt nach Ingolstadt schafften sie es noch, Champ wurde dort behandelt – und starb wenige Stunden danach trotz aller Bemühungen. "Es war so grausam, wie sich Champ vor Schmerzen krümmte", erzählt Josef Meier. Er hat inzwischen zahlreiche Warnschilder rund um das betroffene Waldstück angebracht, das sei alles, was er nun noch tun könne.

Mehr Glück hatte ein zehnjähriger Jack-Russel-Mischling – der erste Vergiftungsfall. Herrchen Uwe Schulze bemerkte kurz nach Verlassen des Waldstückchens Zittern und Speichelfluss – schließlich legte der Hund im Schmerz den Kopf auf die Straße. Schulze brachte den Hund schnell zum Arzt, dort bekam er ein Brechmittel und erholte sich nach nur einer Stunde. Uwe Schulze kann nicht verstehen, wie jemand zu einer solchen Vergiftungsaktion fähig ist. "Wenn ich den treffe, dann weiß ich nicht was ich tun würde", schimpft Schulze, "so einer bringt auch Menschen in Gefahr."

Extrem enttäuscht ist er von der Reaktion der zuständigen Polizeiinspektion in Geisenfeld (Landkreis Pfaffenhofen), als er dort die vermutete Straftat anzeigte: "Die haben sich anfangs geweigert, meine Anzeige aufzunehmen, wollten mich sogar wegschicken." Inzwischen wird dieser Vorwurf polizeiintern verfolgt.