Spartacus grüßt aus Eleusis

Ingolstadt ist der Gründungsort einer sagenumwobenen Gruppe von Geheimniskrämern - den Illuminaten

15.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:27 Uhr
Was soll das denn heißen? Auf dieser Tür in der Ingolstädter Hieronymusgasse haben die Illuminaten eine Botschaft in ihrer Geheimschrift hinterlassen. −Foto: Hauser

Die im Jahr 1776 in Ingolstadt gegründeten Illuminaten sind wohl der Geheimbund schlechthin. Zumindest wenn man den Geschichten glaubt, die um den Zirkel mittlerweile gesponnen wurden. In der Schanz kann man den Spuren der Illuminaten an der einen oder anderen Stelle noch begegenen.

Zum Beispiel auf einer Tür in der Hieronymusgasse. Was ein echter Geheimbund ist, der hat natürlich auch eine Geheimschrift - und auf der Pforte zur Hausnummer 11 kann man noch heute die rätselhaften Zeichen sehen.

Um zu wissen, was sie bedeuten, muss man freilich eine Expertin wie Brunhilde Deutscher fragen. Die Stadtführerin kann die Botschaft aus Strichen, Quadraten und Dreiecken deuten. Die Symbole weisen demnach auf das Jahr 1768 und einen Mann namens Sebastian Wagner. "Die Tür befand sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nebenan im Haus des Spenglermeisters Anton Neumayer. Sie ist eine Replik einer Tür, die einst im Illuminatenhaus in der Theresienstraße 23 angebracht war", wird Deutscher im Buch "Ingolstädter Geheimnisse" zitiert.

Johann Adam Joseph Weishaupt, der den Illuminatenorden gegründet hat, war Ingolstädter und hatte an der Universität unter anderem den Lehrstuhl für die Kanonistik, das katholische Kirchenrecht, inne. Der Professor war ein streitbarer Zeitgenosse und legte sich in Ingolstadt mit verschiedenen Leuten an. Am liebsten mit den Jesuiten, die er leidenschaftlich kritisierte.

Um die Aufklärung voranzutreiben und auch, um den Zänkereien zu entgehen, beschloss Weishaupt, einen Geheimbund nach dem Vorbild der Freimaurer zu gründen. "Sein Ziel war es, die Herrschaft von Fürsten entbehrlich zu machen. Die moralische Elite der Illuminaten sollte den Marsch durch die Institutionen
antreten und Schlüsselpositionen in der Staatsverwaltung und im Bildungssektor besetzen", erklärt Deutscher in den "Geheimnissen". Am 1. Mai 1776 trat der neue Geheimbund in der heutigen Thersienstraße 23 das erste Mal zusammen. Einen Schub bekamen die Illuminaten, als vier Jahre nach der Gründung Freiherr Adolf von Knigge dazustieß, der heute vor allem wegen seiner Benimmregeln bekannt ist. Er war es, der die Ideale der Illuminaten verbreitete und so auch mehr Mitglieder warb. Unter anderem traten der spätere bayerische Minister Graf Maximilian von Montgelas und Johann Wolfgang von Goethe bei.

Alles musste freilich im Geheimen geschehen, da viele Ideen der Gruppe von kirchlichen und geistigen Eliten als Ketzerei oder Verrat angesehen werden konnten. Die Illuminaten gaben sich deswegen Decknamen, entwickelten eine Geheimschrift und verklausulierten auch bekannte Ortsbezeichnungen. Ingolstadt hieß Eleusis, Eichstätt erhielt den Namen Erzerum, München war Athen und Regensburg Corinth. Weishaupt selbst nannte sich Spartacus.

Später zerstritten sich die Illuminaten allerdings, und als 1784 Geheimbünde verboten wurden, war ihr Ende gekommen. Aber wer weiß, vielleicht gibt es sie hinter verborgenen Türen irgendwo auf der Welt doch noch? Es könnte sich lohnen, nach den geheimen Zeichen der Illuminaten Ausschau zu halten.

jhh

ZUR SERIE
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, entdeckt manchmal rätselhafte Details in den Straßen, an Gebäuden und Plätzen. In einer Serie spüren der DK und seine Heimatzeitungen einigen dieser Geheimnisse nach. Die Geschichte über die Illuminaten erklärt Brunhilde Deutscher auch noch einmal ausführlicher in dem Buch "Ingolstädter Geheimnisse", das der DONAUKURIER und der Verlag Bast Medien herausgegeben haben. Es kostet 19,90 Euro und ist in den DK-Geschäftsstellen und im Buchhandel erhältlich.