München
Bayerisches Raumprogramm „Bavaria One“ startet im Herbst

11.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:53 Uhr
Der in goldener Folie verpackte Satellit Sentinel-2A steht in einer Montagehalle. −Foto: Peter Kneffel/Archiv

Es geht um Superlative: Ministerpräsident Söder will Bayern zum innovativsten Standort für Raumfahrttechnologien machen. Damit der Schuss ins All kein Schuss in den Ofen wird, arbeiten gleich zwei Ministerien an der Umsetzung. Und die nimmt erste Formen an.

Das bayerische Raumfahrtprogramm „Bavaria One“ soll im Herbst Thema im Kabinett werden. Derzeit werde es inhaltlich ausgearbeitet, teilte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in München mit. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in seiner ersten Regierungserklärung im April unter anderem eine eigene Raumfahrt-Fakultät in Ottobrunn bei München angekündigt. Raumfahrt solle wieder zu einer bayerischen Schlüsseltechnologie werden. So soll sich Bayern als innovativster Standort für Raumfahrttechnologien einen Namen machen, wie der Ministeriumssprecher weiter erklärte.

Industrie, Forschung und Hochschulen in Bayern behandeln dem Sprecher zufolge schon eine Vielzahl von Forschungsfragen etwa in den Bereichen Erdbeobachtung und Quantensensorik. „Bavaria One“ soll hier ansetzen und das „bayerische Kompetenzprofil“ weiterentwickeln: in Forschung, Entwicklung und Produktion von Komponenten für die Raumfahrt. „Dazu zählt der Triebwerksbau, Verbundwerkstoffe und Strukturdesign für Raketen unterschiedlicher Nutzlasten und Orbits“, erklärte der Sprecher. Auch die Themen Satellitennavigation und Erdbeobachtung würden vorangetrieben. „Entscheidend wird sein, die schier endlosen Daten aus dem All verwerten und nutzen zu können.“

Erklärtes Ziel ist es außerdem, mit Raumfahrtanwendungen und neuen Geschäftsmodelle neue Märkte zu erschließen und Arbeitsplätze zu schaffen. „Bayern ist offen für neue Geschäftsmodelle“, hieß es. Bis Ende 2019 will die Staatsregierung 3,7 Millionen Euro in das Gründerzentrum ESA BIC Bavaria investiert haben. Mit dem Geld wurden schon mehr als 130 Firmen gegründet, die zusammen über 150 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaften und mehr als 1800 Arbeitsplätze geschaffen haben. Das Wirtschaftsministerium will sich dafür einsetzen, die Förderung bis 2021 zu verlängern.

„Raumfahrttechnologie ist die Basistechnologie und Innovationstreiber für den Industriestandort der Zukunft“, teilte der Sprecher weiter mit. Dabei gehe es zum Beispiel um neue Materialien, Medizintechnik, Optik, Sensorik, Mobilität, Navigation, Telekommunikation, Erdbeobachtung, die Entwicklung unbemannter Flugkörper, Robotik oder Quanten-Sensorik beziehungsweise Kryptographie - also Verschlüsselungstechnik. Aber auch sogenannte Big-Data-Anwendungen und Systeme künstlicher Intelligenz seien zentrale Handlungsfelder.

Neben dem Wirtschaftsministerium ist für die Umsetzung auch das Wissenschaftsministerium zuständig - wegen der Errichtung einer Fakultät der Technischen Universität München (TUM) am Standort Ottobrunn. Hierzu erklärte eine Ministeriumssprecherin: „Die formale Gründung der Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie durch die TUM ist bereits erfolgt. Derzeit wird ein Strategie- und Forschungskonzept für die Fakultät erarbeitet.“

Regierungserklärung

dpa