Erlangen
Rasieren für FFP2-Maske: Bart-Weltmeister denkt nicht daran

Erlangens OB Florian Janik hat seinen Vollbart geopfert - Bart-Weltmeister Jürgen Burkhardt denkt nicht daran

19.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:30 Uhr
Der mehrfache Bart-Weltmeister Jürgen Burkhardt hat dagegen nicht vor, seine gewaltige Gesichtsbehaarung wegen Corona abzurasieren. −Foto: Murat, dpa/privat

Erlangen - Um die FFP2-Maske besser tragen zu können, hat der Erlanger Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) seinen Vollbart geopfert - und damit eine Welle im Internet losgetreten. Der örtliche CSU-Fraktionschef Christian Lehrmann hat sich als Erster anstecken lassen von der aktuellen Rasierwut, die Janik mit seiner publikumswirksamen "Bart ab!"-Aktion ausgelöst hat.

 

Janik hatte Fotos davon auf Facebook gepostet. Dazu schrieb er, die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske beim Einkaufen sowie in Bus und Bahn bringe nur etwas, wenn die Maske richtig getragen wird. "Mit Bart schließt die Maske aber nicht dicht ab", so Janik. "Da hilft nur eins: Der Bart muss ab!", erklärte Janik unter den haarigen Beweisfotos und forderte nach dem Motto "Geteiltes Leid ist halbes Leid" den Erlanger CSU-Fraktionschef mit den Worten "Was macht dein Bart eigentlich?" heraus.

Lehrmann hat daraufhin gleich zur Klinge gegriffen. "Seitdem friere ich im Gesicht", erklärt der bekennende Vollbart-Fan am Dienstag am Telefon und berichtet, wie die Idee zur "Bart ab!"-Aktion überhaupt entstanden ist. "Wir haben im Stadtrat die FFP2-Maskenpflicht diskutiert. Wir Bartträger haben dann recherchiert und erfahren, dass die neuen Masken auf nackter Haut besser sitzen." Der Rest ist fast schon Corona-Geschichte.

Gerne habe er dem Oberbürgermeister den Vortritt bei der Rasur gelassen, berichtet Lehrmann. Richtig "scharf" sei er schließlich nicht gewesen auf die Aktion, so der 40-Jährige. "Viele sagen, dass ich jetzt jünger aber nicht unbedingt besser aussehe", sagt Lehrmann, der im Hauptberuf als Polizeibeamter arbeitet. Er verweist lachend darauf, dass er in den letzten 15 Jahren einen Vollbart getragen habe. Bereuen tue er die "Schönheitskur" aber nicht.

 

Janik muss sich an sein neues Aussehen erst noch gewöhnen: "Man hat so Phantombart-Schmerzen", sagt der OB zwei Tage nach dem Kahlschlag. "Ich erwische mich, wie ich mehrmals am Tag dahin fasse. Insofern vermisse ich den Bart schon." Deshalb geht er im Moment davon aus, dass er sich den Bart nach der Corona-Krise wieder wachsen lassen wird. Aber wer weiß, meint Janik, vielleicht gewöhne er sich auch an die neue Bart-Freiheit.

Das ebenfalls in Erlangen beheimatete Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) empfiehlt zumindest indirekt das bartlose Tragen der neuen FFP2-Masken. Der im Vergleich zur Community-Maske höhere Schutzeffekt einer FFP2-Maske sei nur dann gegeben, wenn "die Ränder der Maske durchgehend und dicht am Gesicht aufliegen" würden. "Dies ist bei kleinen und kurzen Bärte gegeben, die vollständig unter der FFP2-Maske verschwinden und den randdichten Abschluss nicht beeinträchtigen", heißt es auf der Homepage der Behörde. Im Umkehrschluss empfiehlt das Landesamt aber nicht ausdrücklich, sich beispielsweise den Vollbart komplett abzurasieren.

FFP2-Masken filtern mehr kleine Partikel als andere Masken und schützen ihre Träger besser - aber nur bei korrektem Sitz. Spüre man einen Luftstrom am Gesicht, sitze die Masek nicht gut, warnt Peter Paszkiewicz vom Institut für Arbeitsschutz bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Oft verhinderten Barthaare oder Narben den engen Sitz und beeinträchtigen die Schutzwirkung. Hier hilft nur: Rasieren oder eine andere Maskenform ausprobieren. Ohne Bart sei das Tragen der neuen Masken eindeutig besser möglich, kann der Erlanger CSU-Politiker Lehrmann aus eigener Erfahrung bestätigen.

 

Derweil gehen die "Corona-Rasuren" in und um Erlangen munter weiter. "Ich habe Munib Agha von der SPD nominiert", erklärt Lehrmann und gibt zu, allmählich den Überblick über die wachsenden Ausmaße der Aktion verloren zu haben. Die Aufforderung zum Rasieren wurde nämlich inzwischen auch an Kommunalpolitiker aus anderen Städten weitergereicht.

Derweil hat der mehrfache Bart-Weltmeister Jürgen Burkhardt offensichtlich nicht vor, seine gewaltige Gesichtsbehaarung wegen Corona abzurasieren. "Für den Alltag habe ich mir eine Maske von einer Schneiderin anfertigen lassen", sagt der 63-Jährige aus Leinfelden-Echterdingen in der Nähe von Stuttgart. Aber auch mit einer FFP2-Maske sei der Bart kein Problem, weil er seine langen Barthaarwirbel an den Seiten zwischen den Gummis einklemmen könne. Zuvor habe er noch mit durchsichtigen Visieren herum experimentiert. "Aber die haben ja auch ihre Macken und sind immer beschlagen", so Burkhardt.

Der mehrfache Bart-Champion präsentiert sein Prachtstück wie zu preußischen Glanzzeiten links und rechts zu fünffachen Spiralen aufgerollt. Im Alltag trägt der Fotograf und Designer den Bart in zwei großen Rollen mit zehn Zentimetern Durchmesser. Und da hat er mit der Maske keine Probleme.

DK/dpa

 

Nikolas Pelke, Irena Güttel