Kempten/Ulm
Einbrecher nach mutmaßlichem Mord vor Gericht

15.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Eine Statue der Justitia hält eine Waage in ihrer Hand. −Foto: Archiv

Für viele Menschen ist es eine Horrorvorstellung, einem Einbrecher auf frischer Tat zu begegnen. Einem 76 Jahre alten Hausbesitzer aus Lindau hat dies das Leben gekostet. Der mutmaßliche Einbrecher steht nun wegen Mordes vor Gericht.

Ein Einbrecher soll in Lindau am Bodensee einen Hausbesitzer umgebracht haben, weil der 76-Jährige den Täter auf frischer Tat erwischte. Wegen Mordes muss sich der 37 Jahre alte mutmaßliche Einbrecher ab Dienstag vor dem Landgericht in Kempten verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, den alten Mann erwürgt zu haben. Ein bis heute unbekannter Komplize soll dann das Gebäude in Brand gesteckt haben, um das Verbrechen zu vertuschen.

Ein weiterer Mann soll mit dem Fluchtfahrzeug vor dem Grundstück gewartet haben. Der 27-Jährige ist in dem Verfahren ebenfalls angeklagt, dem Fahrer wird allerdings nur versuchter schwerer Bandendiebstahl vorgeworfen. Die beiden Angeklagten sind nach Angaben der Ermittler Mitglieder einer rumänischen Bettlergruppe.

Das Trio wollte laut Anklage im März 2017 aus dem Haus des Seniors Wertgegenstände stehlen. Zunächst sollen der 37-Jährige und der unbekannte Mittäter nachts in die vermietete Einliegerwohnung eingestiegen sein und Gegenstände herausgetragen haben. Dies habe der 76-Jährige bemerkt und die Einbrecher gestellt. Darauf soll es zu dem Gewaltverbrechen gekommen sein. Die drei Männer flüchteten vom Tatort und ließen das schon zum Abtransport bereitstehende Diebesgut bei dem brennenden Wohnhaus zurück.

Nach dem Feuer hatte die Kripo schnell den Verdacht, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelt. Deswegen wurde eine Sonderkommission gegründet. Zunächst wurde ein Mann verhaftet, der aber mit der Tat nichts zu tun hatte und später wieder aus der Untersuchungshaft kam.

Die Beamten kamen den nun Angeklagten auf die Spur, weil die Bettler vor dem Mord in der Nähe des Tatorts gewesen waren. Schleierfahnder hatten die Gruppe dort kontrolliert. Da die Männer laut Polizei ebenfalls in Baden-Württemberg unterwegs waren, wurden auch Anwohner in Ehingen (Alb-Donau-Kreis) befragt. Rund eine Woche nach dem Feuer wurde der 37 Jahre alte Rumäne auf einem Supermarktparkplatz in Ulm festgenommen. Einige Zeit später wurde der mutmaßliche Fluchtwagenfahrer in Lindau gefasst.

Beide Angeklagten haben in den Vernehmungen bestritten, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Die Strafkammer hat sieben Verhandlungstage geplant. Ein Urteil könnte demnach am 22. August verkündet werden.

Polizeimitteilung zum Fall