Pfaffenhofen
Komiker will in den Bundestag

Florian Simbeck alias Stefan bewirbt sich für SPD-Direktkandidatur

05.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:06 Uhr

Pfaffenhofen (DK) Der Komiker und Schauspieler Florian Simbeck vom Duo „Erkan und Stefan“ bewirbt sich um die Bundestagskandidatur der SPD im Wahlkreis Pfaffenhofen-Freising. Bekannt ist er durch seine Rolle als der krasse Checker Stefan mit Oberlippenbärtchen, Trainingsanzug und Handtuch – und „brontalen“ Sprüchen auf Bayerisch-türkisch.

Mitbewerber innerhalb der beiden SPD-Kreisverbände gibt es bisher offenbar nicht. Gerüchte über eine mögliche Kandidatur hat der 41-Jährige aus Reichertshausen (Landkreis Pfaffenhofen) gestern bestätigt: „Ich stehe auf jeden Fall zur Verfügung“, sagt der Vater zweier Kinder. Bis Simbeck aber tatsächlich als SPD-Kandidat im Bundeswahlkreis 215 ins Rennen gehen kann, muss er erst noch am 25. Oktober von den SPD-Delegierten nominiert werden. Unser Redakteur Michael Kraus sprach mit Simbeck darüber, wie es zu seiner Bewerbung kam, wie ein Politiker vom Komikerdasein profitieren könnte – und über die verflixte Sache, dass er oft im Schatten seines Alter Ego „Stefan“ steht.

Herr Simbeck, kommt Ihre Bewerbung für Sie genauso überraschend wie für uns?

Florian Simbeck: Ich bin ja von der SPD angesprochen worden und habe gesagt, dass ich wahnsinnig gern zur Verfügung stehen würde. Da war ich schon überrascht, dass man mir das zutraut.

Haben Sie schon mal an den Schritt in die Politik gedacht, bevor die SPD angeklopft hat?

Simbeck: Gerade wegen der Piratenpartei und dadurch, dass zum Beispiel Bushido (Anm. d. Red.: deutscher Skandal-Rapper) ins Parlament drängt, hab’ ich mir gedacht: „Das kann doch nicht sein, dass man solchen Leuten das Feld überlässt! Sind wir alle so politikverdrossen oder traut es sich sonst keiner zu“ Und dann wurde ich gefragt, ob ich mich für eine Kandidatur interessieren würde.

Und politisch kommt nur die SPD in Frage?

Simbeck: Ja. Ich komme aus normalen Verhältnissen. Solidarität ist mir schon immer wichtig. Und aufgrund meiner eigenen wirtschaftlichen Situation und meiner Privatinsolvenz ist mir die Perspektive des normalen Bürgers völlig bewusst. Ich muss ja auch ums „Überleben“ kämpfen. Für mich kommt gar keine andere Partei in Fragen. Und grüne Gedanken gibt es in der SPD ja auch.

In Gesprächen mit Ihnen führt kein Weg an „Erkan und Stefan“ vorbeiführt. Nervt das?

Simbeck: Nein, ich bin stolz drauf. Das ist Teil meiner Biografie. Aber ich entwickle mich weiter und mache seit Jahren andere Sachen. Stefan ist einfach ein fettes Ding und wird mir ein Leben lang nachhängen. Dadurch bin ich bekannt geworden – und hoffentlich niemandem unsympathisch.

Würden Sie als Politiker von Ihrer bisherigen Tätigkeit als Komiker profitieren?

Simbeck: Ziemlich sicher sogar. Ich habe gelernt, auf einer Bühne zu stehen und vor Leuten zu reden. Gleichzeitig habe ich gelernt, immer mein Umfeld und die Leute zu beobachten. Ich sehe auch, wenn in den Nachrichten, meinem Umfeld oder meiner Gemeinde etwas ein Schmarrn ist, bei dem man sagt: „Das kann doch nicht wahr sein.“ So etwas zu beobachten und aufzuzeigen ist mein täglich Brot als Komiker. Und der Politiker macht letztendlich das Gleiche – nur der Politiker ändert etwas, und der Kabarettist schimpft nur drüber.

Sie haben Rechtswissenschaften studiert und müssten also auch fachlich nicht bei null anfangen.

Simbeck: Sozusagen. Durch das Jurastudium weiß ich, wie der politische Betrieb, die Gesetzgebung und solche Dinge funktionieren.

Ihre Frau ist Afroamerikanerin, als „Stefan“ haben Sie die Migranten der dritten Generation in der Popkultur verankert. Ist Integration Ihr Steckenpferd?

Simbeck: Integration ist ein Riesenthema. Meine Tochter wurde schon in der ersten Klasse an der Grundschule als „braune Bratwurst“ oder „Negerkind“ beschimpft – und teilweise von anderen Kindern angespuckt. Das ist eine Gruppendynamik, die mich total schockiert hat. Da muss man was machen. Wenn Kinder mit verschiedenen Sprachen und Kulturen aufwachsen, haben sie auch ein völlig anderes Gefühl vom Miteinander.