Ortsrufanlagen
Der Dorffunk

19.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:46 Uhr

Ortsrufanlagen sind heute recht selten – durch den unterfränkischen Ort Wipfeld schallt jedoch immer noch jeden Montag und Mittwoch Marschmusik. Die Einwohner kommen aus ihren Häusern, öffnen die Fenster, spitzen die Ohren.

Und dann spricht Bürgermeister Peter Zeißner zu ihnen, seine Stimme tönt aus mehr als 25 Lautsprechern, die an Hauswänden und Laternen hängen: Der Pflanzenschutzberater für Weinbau ist übermorgen im Ort, das Fußballtraining fällt aus, am Abend findet spontan eine Ortsversammlung statt; solche Dinge. „Der große Vorteil der Anlage liegt in der Schnelligkeit“, sagt der 64-Jährige. Auf die Ortsrufanlage von Wipfeld, die eine von ganz wenigen Exemplaren ist, die noch in Betrieb sind, ist der Bürgermeister stolz. Schon als er ein Kind war, hätten die Lautsprecher durch die Straßen getönt. „Damals habe ich mich weniger für die Mitteilungen als für die Musik interessiert“, sagt er heute.

Seit 1990 ist Zeißner Bürgermeister des kleinen Ortes zwischen Schweinfurt und Würzburg. In den 23 Jahren habe hier und dort mal ein Lautsprecher ausgewechselt werden müssen – ansonsten funktioniere die Anlage einwandfrei. Vermutlich stammt sie aus der NS-Zeit. Damals ließ Reichspropagandaminister Joseph Goebbels rund 6000 solcher Apparate in Deutschland installieren. Die meisten verschwanden nach dem Krieg. dpa