Nürnberg
Schnelle Hilfe bei Verständigungsproblemen

In Nürnberg wird überlegt, in der Stadtverwaltung einen Dolmetscherdienst einzuführen

14.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr

Gerade bei Behördengängen haben es Ausländer sprachlich oftmals schwer. Ein Dolmetscher kann helfen. - Foto: Getty Images

Nürnberg (DK) Weil auf den Ämtern in Nürnberg immer weniger Deutsch gesprochen wird, denkt die Stadt Nürnberg immer intensiver über die Einführung eines Dolmetscherdienstes nach. Ein Konzept sieht die Ausbildung von Sprach- und Integrationsmittlern vor, die bei Verständigungsschwierigkeiten in den Behördenzimmern helfen sollen.

Die Idee ist nicht neu. Aber die Sprachprobleme in der Verwaltung würden laut SPD-Stadträtin Diana Liberova immer größer. "Die Forderung liegt schon seit 2013 auf dem Tisch. Durch die Flüchtlinge ist allerdings der Handlungsdruck gewachsen", erklärt Liberova, die selbst vor rund 20 Jahren aus Russland nach Franken gekommen ist.

Zunächst habe die Stadt daran gedacht, eigene Mitarbeiter mit Migrationshintergrund und den gefragten Fremdsprachenkenntnissen bei bürokratischen Verständigungsschwierigkeiten als interne "Dolmetscher-Feuerwehr" einzusetzen. Dies sei laut Liberova jedoch gescheitert, weil die Stadt keinen Modus gefunden habe, diese unbürokratische Hilfe bei Sprachproblemen abrechnen zu können.

Deshalb habe man sich nach einem externen Partner umgesehen, der eine ordentliche Rechnung schreiben und das Sprachwirrwarr in den Amtsstuben beenden könne. Die Wahl ist auf die "Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft" (bfz) in Nürnberg gefallen, die sich mit beruflicher und sprachlicher Qualifikation auskennen.

Heute wird Reinhard Heinl, stellvertretender bfz-Leiter in Nürnberg, sein Konzept für einen Dolmetscherdienst in der Sitzung der Stadtratskommission für Integration vorstellen. Die im Jahr 2002 eingerichtete Kommission ist der zuständige Fachausschuss des Nürnberger Rats, der sich mit allen Belangen beschäftigen soll, die Menschen mit Migrationshintergrund in Nürnberg betreffen. In der Kommission sind Mitglieder aus dem Integrationsrat in beratender Funktion vertreten.

Heinl erklärte gestern gegenüber unserer Zeitung, dass für den Dienst zunächst Integrationsmittler ausgebildet werden müssten. Neben guten Deutschkenntnissen sollten die zukünftigen Mitarbeiter auch in Verwaltungsfragen im Rahmen eines rund eineinhalbjährigen Vorbereitungskurses geschult werden. Laut Konzept sollen die städtischen Mitarbeiter den Dolmetscherdienst per Telefon- oder Videoanruf erreichen können. Es ist vorgesehen, dass der Dienst auch von den Stadtverwaltungen in Erlangen, Fürth und Schwabach genutzt werden kann.

Die Vorteile des Aufbaus eines professionellen Verwaltungsdolmetscherdienstes liegen für SPD-Stadträtin Liberova auf der Hand. Einerseits würden die Mitarbeiter in den Stadtverwaltungen entlastet. Andererseits würden Menschen mit geringen Deutschkenntnissen von diesem Service profitieren. Verständigungsschwierigkeiten seien laut Liberova schließlich für beide Seiten frustrierend.

An der Vorherrschaft der deutschen Amtssprache sollen die neuen Dolmetscher nichts ändern. "Natürlich müssen wir weiterhin alles daran setzen, dass jeder Mensch in Deutschland die deutsche Sprache erlernt", ist sich Liberova sicher, die sich von einem Dolmetscherdienst für die Verwaltung vielmehr Vorteile für die Integration verspricht. "Ich freue mich, dass wir das Thema nun richtig in Angriff nehmen." Sie rechnet heute mit einem positiven Votum der Kommission für den Aufbau des Verwaltungsdolmetscherdienstes. Am Ende wird allerdings der Stadtrat das letzte Wort haben. Die Kosten des Services, die der Steuerzahler übernehmen müsste, stehen noch nicht fest.