Nürnberg
Bizarre Bilder zwischen Luxus und Schrecken

Nürnberger Fotograf Jonathan Danko Kielkowski zeigt im Künstlerhaus seine Aufnahmen aus der havarierten "Costa Concordia"

14.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

Der Theatersaal des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" bietet dem Nürnberger Fotografen ein Bild der Verwüstung. - Foto: Kielkowski

Nürnberg (HK) Der 29-jährige Jonathan Danko Kielkowski geht mit seiner Kamera dorthin, wo andere lieber nicht hingehen. Unter dem Titel "Unter Gang" sind jetzt in Nürnberg auch seine Aufnahmen von dem havarierten Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" zu sehen.

Die spektakulären Bilder vom Wrack des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" haben Jonathan Danko Kielkowski (kleines Foto) auf einen Schlag bekanntgemacht. Nun ehrt das Nürnberger Künstlerhaus den 29-jährigen Fotografen aus Nürnberg mit der Einzelausstellung "Unter Gang", die bis zum 16. Juli im Glasbau des Künstlerhauses beim Hauptbahnhof zu sehen ist.

In einer Nacht- und Nebelaktion ist es Kielkowski geglückt, mit seiner Kamera zum Wrack der "Costa Concordia" zu gelangen. "Ich musste schwimmen. Zum Glück war niemand beim Wrack. Ich bin sechs Stunden auf dem Schiff geblieben und konnte 800 Fotos machen", erinnert sich der 29-jährige Fotograf an die spektakuläre Aktion im Sommer 2014 an der ligurischen Küste, wo der Ozeanriese zwei Jahre zuvor gekentert war.

Kielkowski bot sich im Bauch des Superdampfers ein bizarres Bild zwischen Luxus und Schrecken. Die Festsäle, die Theater, die Restaurants - von der einstigen Pracht und dem verschwenderischen Glamour auf den 14 Decks des Kreuzfahrtschiffes war nur noch wenig übrig geblieben. Auf den Fotos zeigt sich, wie die Schiffskatastrophe die Versprechungen der Kreuzfahrtindustrie in Windeseile zerstören konnte. "Wie konnte das passieren", habe sich der Fotograf beim Betätigen des Auslösers immer wieder gefragt. Dass ein Luxusliner mit modernster Technik in wenigen Minuten untergehen könne.

Mit seinen Fotos vom Wrack der "Costa Concordia" wurde der Nürnberger praktisch über Nacht berühmt. Nach diesem Erfolg machte sich Kielkowski erneut auf, verlassene Orte des Untergangs mit seiner Kamera in ihrer brutalen Banalität zu dokumentieren. Zuletzt reiste er nach Spitzbergen und begab sich auf die Spuren von verlassenen Minenstädten, die heute wie Geisterstädte wirken und von der Natur nach und nach zurückerobert werden.

Hier schließt sich für Kielkowski ein Kreis. Die verlassenen Stätten der Zivilisation in der Arktis erzählen für ihn genauso wie zerstörte Räume und Träume vom Luxusdampfern vom Hoffen und Scheitern der modernen Welt. Demnächst will Kielkowski nach Kasachstan reisen. Auch von dort wird der Nürnberger sicher Bilder mitbringen, die von menschlicher Hybris berichten können.