Ingolstadt
Naturoase statt Betonwüste

Auch ein kleiner Balkon lässt sich zum Paradies für Bienen, Insekten und Vögel verwandeln

25.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:46 Uhr
Einen reich gedeckten Tisch können Balkongärtner Bienen und Insekten bieten ? mit den passenden Sorten. −Foto: Birgit Helbig, Nina Meier/LBV-Bildarchiv

Ingolstadt (DK) Artenschutz kann jeder - wie, das zeigen wir in einer neuen Serie, die in den kommenden Wochen regelmäßig erscheinen wird.

Dabei dreht es sich um den eigenen Garten, ums Kaufverhalten oder das Thema Vogelfütterung. Den Auftakt macht der Balkon, der mehr sein kann als nur ein Abstellplatz für Stühle und den Grill.

"Rettet die Bienen" - das war der Slogan des Volksbegehrens. Die Staatsregierung hat angekündigt, den Gesetzesvorschlag anzunehmen. Die meisten Forderungen des Begehrens beziehen sich auf die Landwirtschaft: Dort steckt in den Augen von Naturschützern das größte Potenzial, den Artenschwund aufzuhalten.

Doch Bienen retten, das kann im Grunde jeder. Das Totalherbizid Glyphosat beispielsweise wird auch von vielen Gartenbesitzern verwendet. Sogar ein kleiner Balkon lässt sich mit wenigen Kniffen in ein Paradies für Insekten verwandeln, wie Naturgartenplanerin Birgit Helbig aus dem mittelfränkischen Abenberg erklärt. "Ganz wichtig ist, auf Pestizide zu verzichten", sagt die Expertin. "Die sind giftig für alle Insekten. " Außerdem sollte man für seine Blumenkästen oder Blumenkübel torffreie Erde verwenden. "Torf entsteht in Mooren, wo er wichtig für die Artenvielfalt ist. Den Torf sollte man den Mooren nicht entnehmen, denn die sind CO2-Speicher. "

Blumenerde lässt sich auch selbst herstellen: aus Sand und Kompost gemischt mit Lavagranulat oder Bausplit. Auf den Kübel- oder Blumenkastenboden legen Balkongärtner unter die Erde idealerweise einige Steine, damit die Pflanzen nicht im Wasser stehen. "Blumenkästen sind nicht so optimal", sagt Birgit Helbig. "Sie sind sehr klein, an den Brüstungen heizen sie sich auf und trocknen schnell aus. " Grundsätzlich seien große Gefäße besser geeignet.

Wer auf Kästen nicht verzichten will, sollte auf die Bepflanzung achten. Hier gilt: nektarreiche heimische Wildblumen mit ungefüllten Blüten wählen, die auch gut mit Trockenheit klarkommen. Die meisten Arten blühen zwar kürzer als gezüchtete, dafür sind sie jedoch deutlich besser für Insekten. "Es eignen sich beispielsweise viele Salbei-Arten, Glockenblumen, Kamille, Ehrenpreis oder Wildnelken. " Je vielfältiger das Angebot, desto besser für die Artenvielfalt. In einer gut sortierten Staudengärtnerei findet man diese Sorten, meint Birgit Helbig. "Und im Gartencenter erkennt man gute Sorten daran, dass Bienen oder andere Insekten auf ihnen sitzen." Möchte man auf dem Balkon eine kleine Kräuterauswahl anpflanzen, kann man auf Lavendel, Bergminze, wilden Majoran oder Thymian zurückgreifen. "Und auch blühenden Schnittlauch kann man noch essen."

Die Naturgartenplanerin verweist darauf, wie gut ein grüner, pflanzenreicher Balkon für das Klima ist. "Durch die Verdunstung herrscht auch in den Räumen ein besseres Klima. " Sogar die Wände lassen sich begrünen - selbst ein Balkongitter kann zu einer blütenreichen, berankten Fläche werden - Sichtschutz inklusive. Auch hier gibt es eine Vielfalt an Möglichkeiten: von duftenden Kletterrosen bis zum klassischen wilden Wein oder Bohnen. Das sogenannte "vertical gardening" sei mittlerweile ein richtiger Trend, so die Expertin.Wer dann noch an sonnigen Stellen Holzklötze mit unterschiedlichen Bohrungen von zwei bis acht Millimeter Durchmesser anbringt, der bietet den Wildbienen auch die Möglichkeit, für Nachwuchs zu sorgen. Und damit Insekten und Vögel zu trinken haben, kann man eine kleine Wasserschale mit Kieselsteinen darin aufstellen. "Nur das Wasser sollte man schon jeden Tag wechseln. "
 

Verena Belzer