Langenmosen
Donaumoos wird renaturiert: „CO2-Tresor“

04.05.2021 | Stand 12.05.2021, 3:33 Uhr
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, spricht. −Foto: Peter Kneffel/dpa

Moore rücken beim Klimaschutz immer mehr in den Fokus. Nun startet die bayerische Staatsregierung ein ehrgeiziges Projekt - Umweltschützer reagieren mit Zustimmung, Bauern mit Zurückhaltung.

Die bayerische Staatsregierung will mit einem dreistelligen Millionenbetrag über zehn Jahre eine Renaturierung im Donaumoos vorantreiben. Bis 2030 soll in dem größten zusammenhängenden bayerischen Niedermoor auf 2000 Hektar das Wasser am Abfließen gehindert und der Boden wieder vernässt werden. Intakte Moore speichern große Mengen CO2.

„Klimaschutz daheim. Der Klimawandel ist nach Corona die nächste pandemische Herausforderung“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Vorstellung des Projekts am Dienstag mit Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) und Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) in Langenmosen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. „Wir wollen in Bayern voran gehen und bis 2040 klimaneutral sein. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Verbesserung der natürlichen CO2-Speicherung.“

Mit der Stärkung der Moore könne Bayern einen „wuchtigen Beitrag zum Klimaschutz“ leisten, sagte Söder. Ziel des Projektes sei es, langfristig jährlich rund 400 000 Tonnen CO2 einzusparen.

„Moore sind CO2-Tresore“, sagte Glauber. „Werden Moore entwässert, werden Treibhausgase freigesetzt. Diesen Prozess müssen wir bremsen und möglichst stoppen.“ Moore seien zudem „Schatzkammern der Artenvielfalt“ und Wasserspeicher. Bis zu 20 Millionen Euro jährlich sollen in den nächsten zehn Jahren für das Projekt ausgegeben werden, unter anderem für den Erwerb von Flächen. Glauber kündigte einen raschen Entwurf für ein Bayerisches Klimaschutzgesetz 2.0 an. Auch Moore spielten eine wichtige Rolle. „Wir wollen in Bayern insgesamt 10 000 Hektar staatliche Moore renaturieren.“

Kaniber sagte, Moorbodenschutz sei eine anspruchsvolle Aufgabe, aber auch eine Chance: für die Region wie für Landwirte, die in Teilbereichen des Donaumooses ihre Zukunft als „Klimawirte“ sähen, und für Landwirte, die weiter traditionell ihren Lebensunterhalt im Donaumoos verdienen wollten. Mit landwirtschaftlichen Produktionsflächen müsse möglichst sparsam umgegangen werden, und es müsse „Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht“ stehen, betonte Kaniber.

Der bayerische Bauernpräsident Walter Heidl sagte, das Donaumoos sei nicht nur das größte Niedermoor in Süddeutschland, sondern auch Grundlage der Landwirtschaft in der Region. „Beim Klimaschutz ist die Landwirtschaft Teil der Lösung.“ Es dürfe nicht über die Köpfe der Bauernfamilien hinweg entschieden werden. „Für mich müssen dabei drei Dinge klar sein: Erstens: Das Prinzip Freiwilligkeit muss gelten, zweitens, auch eine ackerbauliche Nutzung muss möglich bleiben und drittens: Bauernland muss in Bauernhand bleiben.“

Umweltschützer lobten ein „so noch nie da gewesenes“ Projekt. „Wir sind begeistert von diesen spektakulären Plänen, denn die Wiedervernässung einer so großen ehemaligen Moorfläche ist ein erster wichtiger Schritt im Kampf gegen die drohenden Auswirkungen des Klimawandels und des Artensterbens“, sagte der Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz, Norbert Schäffer.

Auch der Bund Naturschutz in Bayern begrüßte das Projekt. Damit könnten Moorlandschaften „vom Treibhausgasemittenten durch Kartoffel- und Maisanbau wieder zur Kohlenstoffsenke“ werden. Für die Bauern könnten Ertragsverluste bei Änderung der Nutzung ausgeglichen und neue Einkommensmöglichkeiten entwickelt werden. Klimaschutz sei aber mehr als Moorschutz. Ein besseres Klimaschutzgesetz und eine Vielzahl anderer Maßnahmen müssten nun zwingend folgen.

© dpa-infocom, dpa:210504-99-466740/4

dpa