Ingolstadt
Mutmaßlicher Todesfahrer in Haft

Staatsanwaltschaft Ingolstadt ermittelt nach Unfall auf der A9 wegen Verdacht des Totschlags

13.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:26 Uhr
Der Audi des Unfallopfers ist hinten völlig eingedrückt - Indiz für eine sehr hohe Aufprallgeschwindigkeit. −Foto: Schmidtner

Ingolstadt (DK) Wer im Straßenverkehr rücksichtslos aufs Gaspedal drückt, muss zunehmend mit harten juristischen Konsequenzen rechnen.

Dazu hat nicht zuletzt eine Entscheidung am Landgericht Berlin beigetragen, wo zwei Männer nach einem Straßenrennen mit tödlichem Ausgang wegen Mordes verurteilt worden waren - ein deutliches Signal dafür, dass derartige Selbstverwirklichung zu Lasten anderer auf keinen Fall mehr hingenommen werden soll. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt setzt jetzt ebenfalls ein Zeichen, indem sie einen 22-Jährigen aus Geisenfeld (Kreis Pfaffenhofen) wegen Verdachts des Totschlags in Haft nehmen ließ. Der Mann soll am 20. Oktober durch extreme Raserei einen folgenschweren Unfall verursacht haben, bei dem ein gleichaltriger Kroate aus Gaimersheim (Kreis Eichstätt) ums Leben kam.

Der Beschuldigte sitzt bereits seit 30. Oktober hinter Gittern, wie die Ermittler allerdings erst gestern bekanntgaben. Der Geisenfelder war an dem fraglichen Sonntag gegen 23 Uhr mit einem hochmotorisierten BMW M4 auf dem linken Fahrstreifen der A9 zwischen den Ausfahrten Manching und Ingolstadt-Süd unterwegs gewesen, "mit sehr hoher Geschwindigkeit", wie die Verkehrspolizei Ingolstadt ihm vorwarf. Tempo 120 sind dort nachts erlaubt, mit etwa dieser Geschwindigkeit war auch das spätere Opfer unterwegs, als es gerade ein Wohnwagengespann überholte. Im selben Moment soll der dunkle BMW M4 herangedonnert sein und den Audi des Gaimersheimers von hinten mit solcher Wucht gerammt haben, dass der arglose Kroate am Steuer vermutlich sofort tot war.

Der Aufprall war so heftig, dass es den Audi rund 150 Meter weit nach vorne katapultierte, bevor er endlich zum Stehen kam. Der mutmaßliche Unfallverursacher überschlug sich und rutschte weitere 300 Meter, teils auf dem Dach, nach vorne. Der Geisenfelder überstand das Geschehen leicht verletzt.

Wer so rücksichtslos fährt und "die Potenz seines Fahrzeugs bis an die Grenze ausreizt", wie es bei der Polizei hieß, tut das vermutlich mit bedingtem Vorsatz, im juristischen Sinn die Mindestvoraussetzung, um von einem Totschlag auszugehen. Die Staatsanwaltschaft hält das für gegeben und sucht nun weitere Verkehrsteilnehmer, die in der fraglichen Nacht durch das Verhalten des BMW-Fahrers eventuell ebenfalls gefährdet wurden. Zeugen können sich unter der Telefonnummer 0841-9343-0 bei der Kriminalpolizei Ingolstadt melden. Sie hat den Fall von der normalerweise dafür zuständigen Verkehrspolizei übernommen - ein Indiz dafür, wie gravierend die Staatsanwaltschaft die Sache einschätzt.

Unmittelbar nach dem Unfall hatte sich ein Leser aus Geisenfeld bei unserer Zeitung gemeldet und berichtet, dass der Beschuldigte ihm nach eigener Aussage bereits wenige Wochen zuvor durch Raserei aufgefallen sei. "Er hat mich auf der B300 zweimal fast weggeschossen, ich bin durch ihn in gefährliche Situationen gekommen", sagte der Mann. "Einmal hat er mich total riskant überholt, ein anderes Mal ist er mir im Gegenverkehr auf meiner Seite entgegengekommen. Der war richtig auf Krawall aus, er ist völlig hirnverbrannt und unüberlegt gefahren. Mein Eindruck ist, dass er sich überhaupt nicht für Tempolimits interessiert. "
 

Horst Richter