München
Zu viele offene Fragen

G 8 oder G 9: Die CSU kann sich noch immer nicht zu einer Entscheidung durchringen

07.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr

München (DK) Schüler, Eltern und Lehrer müssen sich weiter gedulden: Ob das Gymnasium künftig acht oder neun Jahre dauern soll, ist nach wie vor unklar. Über den weiteren Zeitplan gibt es in der CSU unterschiedliche Meinungen.

Die für diese Woche geplante Entscheidung zur Zukunft des bayerischen Gymnasiums wird vertagt. "Ich bin der Meinung, dass man ziemlich knapp dran ist, diese Dinge einer Lösung zuzuführen, aber man bricht es jetzt nicht übers Knie", sagte Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) gestern in München.

Wann eine Entscheidung zugunsten von G 8 oder G 9 fallen soll, dazu gehen die Meinungen in der CSU aber auseinander. Während Huber von ein oder zwei Wochen sprach, hieß es aus Fraktionskreisen, dass es bis zu den Osterferien - also bis Mitte April - oder auch noch länger dauern könnte.

Ursprünglich sollte heute in der CSU-Fraktion über G 8 oder G 9 abgestimmt werden. Voraussetzung für eine Entscheidung war aber, dass Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) Antworten auf eine Reihe offener Fragen liefert, etwa zur Finanzierung, zum Lehrerbedarf oder zur Ausgestaltung von Stundentafeln und Lehrplänen. Nun ist aber von mehreren Gesprächsteilnehmern zu hören, dass bei einem viereinhalbstündigen Treffen von CSU-Bildungspolitikern und führenden Fraktionsvertretern mit Ministerpräsident Horst Seehofer und Spaenle am Montagabend über die meisten konkreten Fragen überhaupt nicht gesprochen wurde.

Stattdessen wurden größere Linien der Bildungspolitik debattiert - die Gymnasiumsreform soll nun in ein großes Bildungspaket eingebunden werden, das auch Fragen zur Zukunft anderer Schularten mit einschließen soll. "Das Thema G 8/G 9 ist nicht isoliert zu betrachten", sagte Huber. Die Situation an den Förderschulen oder die Intensivierung von Berufsbildungsangeboten solle in diesem Kontext mitbehandelt werden.

Zum Gymnasium will die CSU-Fraktion nun einen Fragenkatalog an das Kultusministerium schicken. Auf Grundlage der Antworten soll dann ein gemeinsames Konzept von Staatsregierung und Fraktion erarbeitet und möglichst vor Ostern verabschiedet werden. Vor der Sommerpause will Spaenle dann neue Rechtsvorschriften und Gesetzesänderungen auf den Weg bringen, falls diese durch eine Umstellung aufs G 9 notwendig werden. Die Reform soll weiter zum Schuljahr 2018/2019 in Kraft treten, wie Spaenle betonte.

Wie die Veränderungen aussehen sollen, ist in der CSU aber weiter heftig umstritten. Mehrere Abgeordnete sagten gestern, es sei weiter vollkommen offen, ob am Schluss des Prozesses ein grundsätzlich acht- oder neunjähriges Gymnasium steht. Staatskanzleichef Huber betonte dagegen: "Ich glaube, dass sich die Diskussion klar in eine Richtung begibt."

Gemeint sein dürfte ein G 9 mit Überholspuren. Über die Ausgestaltung eines neunjährigen Gymnasiums gibt es aber unterschiedliche Vorstellungen. Die entscheidende Frage lautet: Soll der bisherige Soff nur gestreckt werden, um Schülern mehr Freizeit zu geben, oder soll zusätzlicher Stoff eingebaut werden, um Ansprüche und Qualität des bayerischen Gymnasiums zu sichern?

Unklar sind daher auch weiterhin die Kosten, die bei einer Umstellung auf ein G 9-Modell auf den Staatshaushalt zukämen. Finanzminister Markus Söder (CSU) hatte in der vergangenen Woche erklärt, Bayern könne sich eine Umstellung aufs G 9 leisten. Seehofer zeigte sich dem Vernehmen nach über diese Äußerung bei dem Treffen am Montagabend unzufrieden. Auch Huber erklärte: "Ich halte eine Pauschalaussage, was man sich leisten kann oder sich nicht leisten kann, für ein bisschen zu früh."