München
Kritik an neuen Vorgaben für Sexualerziehung

Bildungsminister Spaenle veröffentlicht Richtlinien mit einigen Änderungen

19.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

München (DK) Auch nach der lange erwarteten Veröffentlichung der neuen Richtlinien zur Sexualerziehung an bayerischen Schulen reißt die Kritik an Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU) nicht ab. "Ich kann mit den Änderungen nicht leben", sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Isabell Zacharias im Gespräch mit unserer Zeitung.

Im Vergleich zur ersten Version aus dem März sei der Richtlinientext an verschiedenen Stellen deutlich verschlechtert worden.

Spaenle hatte die neuen Richtlinien für den Sexualkundeunterricht Ende vergangener Woche nach langem Zögern mit seiner Unterschrift in Kraft gesetzt. Ein erster Entwurf der Richtlinien war im März parteiübergreifend begrüßt worden. In der nun veröffentlichten Richtlinie, die die veralteten Vorgaben aus dem Jahr 2002 ersetzt, finden sich allerdings einige Änderungen. So kritisierte Zacharias, dass Lehrer unter Verweis auf die Aufsichtspflicht nun an allen Aufklärungsgesprächen in der Klasse teilnehmen müssten. Nach den bisherigen Entwürfen hätten externe Partner dies ohne Anwesenheit der Lehrkraft machen können. "Das war eigentlich der Rahmen, um brisante Fragen zu stellen", sagte Zacharias. In Anwesenheit desjenigen, der die Schüler benote, sei ein ungezwungenes Gespräch kaum möglich. Die gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Stamm, sagte: "Das widerspricht allem, was pädagogisch sinnvoll ist."

Auch für die Kritik homosexueller Aktivisten zeigten SPD und Grüne Verständnis. Diese hatten nach der Veröffentlichung eine Abschwächung der Richtlinien kritisiert. So hieß es im Richtlinienentwurf beispielsweise: "Schülerinnen und Schüler zeigen Toleranz und Akzeptanz gegenüber Menschen, ungeachtet ihrer sexuellen Identität". Nun steht an dieser Stelle "Toleranz und Respekt".

Stamm kritisierte den Minister zudem für sein Vorgehen. Dass die erzkonservative Gruppe "Demo für alle" nach dem eigentlichen Abschluss der Beratungen einen Gesprächstermin bei Spaenle bekommen habe, widerspreche dem parlamentarischen Prozess. Andere Gruppen seien zudem nicht gehört worden.