Bad Hindelang
Mit Getöse den Berg hinab

Der Viehscheid hat begonnen - Seit gestern kehren die Rinder im Allgäu ins Tal zurück

11.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:05 Uhr
Rund 30 000 Rinder werden dieses Jahr aus den Allgäuer Alpen zu ihren Besitzern ins Tal getrieben. −Foto: Stache/AFP

Bad Hindelang (dpa/DK) Im Allgäu hat der Viehscheid begonnen.

Rund 700 Stück Vieh sind gestern in Bad Hindelang (Landkreis Oberallgäu) von den saftigen Almwiesen zurück ins Tal getrieben worden. Nach etwa 100 Tagen nehmen die Hirten Abschied von den Bergen und kehren vor Einbruch der kalten Jahreszeit mit den Tieren ins Tal zurück, werden dort von ihren Hirten getrennt und dem jeweiligen Besitzer zurückgegeben. Prächtig geschmückte Kranzrinder führen die Herde an. Der Schmuck soll ein Zeichen dafür sein, dass die Rinder den Sommer unfallfrei überstanden haben, nicht vom Blitz erschlagen oder gar gerissen wurden. Laute Glocken um den Hals sollen außerdem die bösen Dämonen vertreiben und ein sicheres Ankommen ins Dorf garantieren. Auch wenn dieses Jahr nur zwei von fünf Herden von Kranzrinder angeführt werden, ist der alpenwirtschafliche Verein doch zufrieden.

Den Anfang machte die Haseneck-Alpe: Die Herde stürmte auf den eingezäunten Viehscheidplatz in Bad Hindelang. Im Allgäu wird das Spektakel wie ein Volksfest gefeiert - mit zünftiger Blasmusik, Verkaufsständen, Fahrgeschäften und zahlreichen Besuchern. Während man in Bayern sonst den Begriff Almabtrieb verwendet, spricht man im Allgäuer vom Viehscheid. Damit ist gemeint, dass die Herde im Tal in ein Gatter auf einen sogenannten Scheidplatz gebracht und dort "geschieden" wird. Das heißt, dass die Tiere dem jeweiligen Besitzer aus der Obhut der Hirten zurückgegeben werden. In Oberbayern sind es dagegen eher kleinere Gruppen, in denen die Rinder ins Tal getrieben werden. Hier hat der Almabtrieb bereits am Wochenende begonnen. In der Regel hole jede Alm ihre Tiere für sich ins Tal, sagte Hans Stöckl, Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern. Es gebe allerdings größere oder spektakuläre Abtriebe, wie zum Beispiel der Abtrieb am Königsee: Dort werden voraussichtlich Anfang Oktober die Kühe von der Alm mit Schiffen zum Bauern zurückgebracht. Im Frühjahr waren die Tiere heuer später als sonst auf die Almen gekommen, weil nach dem extremen Winter viel Schnee lag. Deswegen können sie je nach Wetter etwas länger auf den Bergwiesen bleiben. In der Regel ziehen sich die Almabtriebe bis Mitte Oktober hin.