Geisenfeld
Mehr Sicherheit im Dunkeln

Der Geisenfelder Dieter Säring hat LED-Anhänger für Schulranzen, Taschen und Rucksäcke entwickelt

22.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:03 Uhr
Schon von Weitem gut sichtbar ist der "Safety- Stick", den Dieter Säring aus Geisenfeld entwickelt hat, bei Dämmerungslicht. Es gibt ihn in einer kleinen Version für Fußgänger und Jogger und einer größeren für Autofahrer. Diese können ihn als Leuchtschutz benutzen, wenn ihr Wagen nachts liegenbleibt. −Foto: Oppenheimer, Obster

Geisenfeld (DK) Mehr Menschen, mehr Autos, mehr Radfahrer - das bedeutet fast zwangsläufig auch mehr Unfälle. 618 Menschen kamen 2018 auf Straßen in Bayern ums Leben, darunter 17 Kinder. Für mehr Sicherheit will Dieter Säring aus Geisenfeld im Landkreis Pfaffenhofen mit seiner Erfindung sorgen: einem LED-Anhänger für Taschen und Schulranzen.

Die Idee kam dem 64-Jährigen, als er in der Früh an ein paar Schulkindern vorbeifuhr. Es war noch ziemlich dunkel und die Kleinen trugen dunkle Kleidung - für heranfahrende Autofahrer aus einiger Distanz kaum erkennbar. "Das ist echt gefährlich", dachte er sich. Und: "Da kann man doch was machen."

Bereits zuvor hatte Säring einen "Safety-Stick" für Autos entwickelt, einen Leuchtschutz für nachts liegengebliebene Fahrzeuge: Der neongelb-rote, reflektierende und leuchtende Stoffstreifen kann mit einem Saugnapf an einer Scheibe befestigt werden. "Schaltet man das LED-Licht ein, wird es ringsrum von den anderen Scheiben reflektiert und bringt das Fahrzeug zum Leuchten", erklärt Säring. "Bei einem Kurzschluss zum Beispiel, wenn der Warnblinker nicht mehr funktioniert, kann das lebensrettend sein."

Der Schritt hin zum "Safety-Stick" für Fußgänger oder Jogger war damit nicht mehr allzu groß. Im Grunde musste er sein bereits erfundenes Produkt nur verkleinern. "Das Licht sieht man in bis zu 500 Meter Entfernung", sagt der 64-Jährige, der ansonsten Ersatzteile und Zubehör für Motorräder verkauft. Es gibt drei Leuchtprogramme: schnell blinkend, langsam blinkend oder durchgehend leuchtend. "Die Knopfbatterie hält um die 230 Stunden, also im Grunde eine Wintersaison - ich hab' das ausprobiert. Erst dann muss man sie wechseln."

Das Prinzip des "Safety-Sticks ist denkbar einfach: Das stäbchenförmige Leuchtmittel steckt in einem abwaschbaren Stofftäschchen, das mit einem Metallring an Reißverschlüssen, Ösen oder Stoffelementen befestigt werden kann - angefangen bei Kinderwagen und Fahrrädern über Rollstühle bis hin zu Hundeleinen, Jacken und eben Schulranzen.

Dass hier Bedarf besteht, zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest. Im Januar erhielt mehr als jeder zweite Schulranzen von der Verbraucherorganisation die Note "mangelhaft", weil sie nicht stark genug leuchteten oder reflektierten. Von 22 getesteten Modellen besaßen nur 8 die nötige optische Warnwirkung, wie die Zeitschrift "test" berichtete.

"Eltern müssen darauf achten, dass ihre Kinder auf dem Weg zur Schule gut sichtbar sind", betont auch Manfred Raubold, Geschäftsführer der Verkehrswacht Bayern. Und zwar am besten von allen Seiten. "Viele Schulranzen haben zwar Reflektorstreifen, aber damit wird das Kind nur von hinten gesehen und nicht, wenn es beispielsweise die Straße überquert." Robold plädiert deshalb für Leuchttextilien, etwa Jacken, Mützen oder Stirnbänder, die im Hellen grau oder dunkelblau sind, "aber Leuchten wie ein Christbaum, wenn sie von Licht angestrahlt werden".

An Helligkeit mangelt es den "Safety-Sticks" nicht. Das Design hat sich Säring schützen, also ein sogenanntes Geschmacksmuster eintragen lassen. Hilfe bekam er dabei von einem Patentanwalt. Denn wer so etwas verkauft, braucht eine ganze Reihe von Genehmigungen und Zertifizierungen. Das habe eine Weile gedauert, erzählt er. Herstellen lässt der 64-Jährige sein Produkt in China. "Die Frau eines Bekannten ist Chinesin, sie hat sich nach einer Firma für mich umgeschaut." Säring schickte den Prototyp hin - und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Seit zwei Jahren ist sein Produkt nun auf dem Markt, rund 5000 Stück habe er mittlerweile verkauft, überwiegend über das Internet, wie er sagt. Aber auch über ein Geisenfelder Schreibwarengeschäft. 5,90 Euro verlangt er für den kleinen, 7,90 Euro für den großen "Safety-Stick". Je nach Händler können die Preise auch mal abweichen. Außerdem stattete Säring die Geisenfelder Schulweghelfer mit 50 Stück aus.

Und die Konkurrenz? Im Internet werden durchaus Sicherheitslichter zum Klemmen, Leucht-Schlüsselanhänger, Reflektoren in allen Ausführungen und natürlich die guten alten Warnwesten angeboten. "Also ich kenne kein einziges Kind, das auf dem Weg zur Schule eine Warnweste trägt", meint Säring skeptisch. "Und es gibt natürlich Dinge wie leuchtende Herzchen oder so etwas Ähnliches. Aber in dieser Ausführung gibt es das noch nicht", sagt er, während er den kleinen "Safety-Stick" in der Hand wiegt. "Der ist 23 Gramm leicht."

Silvia Obster