Kipfenberg
Massive Gewalt beendete ihr Leben

Polizei fahndet nach Mördern von Sabine P. und Eugen S. aus Ingolstadt – Führt die Spur ins Drogenmileu?

12.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:19 Uhr
Am Fundort sichern Spezialisten der Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt Spuren. -Polizeipräsidium Oberbayern Nord −Foto: OH|-Kein Honorar

Ingolstadt/Kipfenberg - Sabine P. und Eugen S. aus Ingolstadt sind brutal ermordet worden. Fast 18 Jahre nach dem Verschwinden des jungen Pärchens kommt langsam Licht ins Dunkel, nachdem ein Spaziergänger Anfang Mai – wie am Dienstag berichtet – die skelettierten Leichen der Vermissten in einem Wald im Birktal bei Kipfenberg (Landkreis Eichstätt) entdeckt hatte. Sabine (23) und Eugen (21) waren durch „massive Gewalteinwirkung“ ums Leben gekommen. Das ergaben Untersuchungen der Münchner Rechtsmedizin, wie das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord am Freitag erklärte. „Es geht um zweifachen Mord“, hieß es.

Damit war es aber bereits wieder vorbei mit der Auskunftsfreude der Kriminalpolizei oder vielmehr der ihr übergeordneten Staatsanwaltschaft Ingolstadt.  Wie die beiden Ingolstädter genau starben, sagten die Behörden nicht. Da die Todesursache nur noch über die Knochen der Toten herauszufinden war, bleiben nicht viele Möglichkeiten – Messerstiche in Weichteile oder Organe hätten sich wohl kaum noch nachweisen lassen, wohl aber Einschusslöcher im Schädel oder Deformationen von Knochenteilen, sollten die Opfer erschlagen worden sein. Da bis auf die Polizei nur die Täter wissen können, wie das Paar starb, soll dieser Punkt vorerst offen bleiben.

Für die Mutter von Sabine P. brach jetzt eine Welt zusammen. Sie hatte erst am vergangenen Sonntag vom Fund der Leichen erfahren, tags darauf ging die Polizei an die Öffentlichkeit.  Die Hoffnung hatte die Ingolstädterin fast 18 Jahre lang getragen, dass ihre Tochter vielleicht „nur“ verschleppt worden, aber noch am Leben  sein könnte. Unsere Zeitung hatte sie währenddessen immer wieder einmal besucht, zuletzt im November, und sie hatte in diesen Gesprächen stets große Stärke bewiesen und sich an jeden noch so kleinen Strohhalm geklammert. Umso härter trifft sie jetzt die Todesnachricht, auch wenn  sie  die Möglichkeit bringt, an  ein Grab zu gehen und die Trauer aufzuarbeiten.  

Wann die Beisetzung stattfinden kann, bleibt freilich unklar, solange die Leichen nicht freigegeben sind. Es bedeutet womöglich weitere Wochen der Ungewissheit für die Angehörigen. Die Staatsanwaltschaft wollte bisher nicht einmal offiziell bestätigen, dass es sich bei den Opfern um Sabine P. und Eugen S. handelt. Dabei geht die eigentliche Arbeit erst richtig los, denn es gilt einen Doppelmord zu klären. Da wäre es sinnvoll, die Fotos der Opfer erneut zu zeigen, wenn es um Zeugenaufrufe und weitere Ermittlungen geht. Oder verzichtet die Kripo auf dieses Fahndungsmittel? Man wolle alle bisher gewonnenen Erkenntnisse seit dem Verschwinden des Paares einfließen lassen, hieß es nur.

Der Fundort der Toten muss nicht Tatort sein.  Die Autobahn liegt nahe, vom  Ingolstädter Nordosten – dort waren Sabine und Eugen in der Nacht zum 21. September 2002 gegen 2 Uhr zuletzt gesehen worden – sind es gerade mal 20 Kilometer. Vieles spricht dafür, dass sich die Tat im Drogenmilieu der Donaustadt abspielte. Das Paar hatte Kontakte in die Szene und Eugen wohl einige Schulden bei Rauschgifthändlern. In früheren Jahren hatte die Kripo diverse Hinweise aus Dealerkreisen erhalten, Sabine und ihr Freund seien wegen des Geldes umgebracht worden. Die Tatorte variierten dabei, erst jetzt herrscht traurige Gewissheit. 
Zugleich ist davon auszugehen, dass die Polizei bei allem Schweigen nach außen bereits  Tatverdächtige ins Auge gefasst hat.  Die Zeit wird zeigen, ob sie den Fall klären kann.

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