Im Ruderboot über schwedische Seen

Was ist Ihr Lieblingsplatz?

24.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:48 Uhr
ZUR PERSON Der gebürtige Ingolstädter Günter Grünwald begann Mitte der 80er-Jahre seine Karriere als Kabarettisten. Nachdem er 1988 das Passauer Scharfrichterbeil verliehen bekam, konnten er und seine Familie davon leben Seit mehreren Jahren hat der 61-Jährige mit der "Grünwald Freitagscomedy" ein eigenes Fernsehformat beim BR. −Foto: Fotos: privat, oh

Was ist Ihr Lieblingsplatz? Wir haben für unsere Sommerserie bekannte Bayern gefragt, wo sie sich besonders wohlfühlen - und warum. Die Antworten sind vielfältig. Heute: Günter Grünwald.

Mein Lieblingsplatz liegt in der Nähe von Aseda im schwedischen Smaland. Den Kringel über dem "A" von Aseda und dem ersten "a" von Smaland schenke ich mir. Vor allem deswegen, weil ich ihn auf meiner Tastatur nicht finde. Vielleicht liegt er unterm Tisch... Nein, auch nicht.

Mein Lieblingsplatz erstreckt sich über mehrere Plätze. Da ist zunächst mal ein Ferienhaus im typischen roten, schwedischen Bullerbü Stil aus dem Jahre 1850, das im Laufe der Jahrzehnte äußerst behutsam modernisiert wurde. Vermietet wird es von einem deutschen Auswandererpaar, das an Liebenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft und Kompetenz nicht zu überbieten ist.

Dann ist da ein kleiner See, der aber nur für schwedische Verhältnisse klein ist. Er ist in etwa dreimal so groß wie der Ingolstädter Auwaldsee, der für mich als Kind immer in etwa so groß war wie der Baikalsee. Auf diesem See sind wir oft mit einem Ruderboot unterwegs, in dem schon so mancher geangelte Barsch sein Leben durch einen Genickbruch aushauchte und anschließend zügig in Mehl gewendet in eine Pfanne mit heißer Butter verbracht wurde. Dann ist ein paar Kilometer entfernt noch ein weiterer See, der tatsächlich von der Größe her dem Baikalsee nahekommt und der als Badesee, ausgerüstet mit Steg und Sprungturm, zum Schönsten gehört, was ich je im Zusammenhang mit Wasser gesehen habe.

Auch bei herrlichstem Badewetter liegen da nur eine Handvoll Schweden rum und wer jemals seine Freizeit an einem vollkommen überfüllten Strand in Rimini verbracht hat, wird sich fragen, warum man seinen Urlaub auch nur eine Minute lang außerhalb Schwedens verbringen sollte. Und Mücken gibt es so wenige, dass wir uns immer ein paar aus Bayern mitnehmen, um uns nicht allzu sehr in der Fremde zu fühlen.

In den schwedischen Städten weiß jemand mit meinem Naturell sehr zu schätzen, dass einem kein Mensch schreiend und gestikulierend hinterherläuft und Teppiche verkaufen will. Distanzierte Freundlichkeit beschreibt das Wesen der Schweden für mich recht treffend. Was ich auch schön finde, man bedankt sich ständig. Auch wenn dir einer im ICA Supermarkt von hinten den Einkaufswagen derartig in die Achillessehne rammt, dass einem die Tränen runterlaufen, sagt man freundlich "Tack", was in dieser putzigen Sprache "Danke" heißt.

Wer in Deutschland schon mal auf dem Arbeitsamt war findet sich in schwedischen Bäckereien gut zurecht, denn hier wie da muss man um bedient zu werden eine Nummer ziehen. Auch wenn man der einzige Kunde ist.

Außerdem ist das Autofahren in Schweden sowas von derartig entspannt und rücksichtsvoll, dass man sich, zurück auf deutschen Autobahnen, im Irrenhaus in der Abteilung für Amokläufer wähnt. Wie sagt schon der große Gerhard Polt: "Der Schwede wimmelt nicht." Und mehr kann man nicht recht haben.