Langenbruck
Erinnerungen an das Inferno von Langenbruck

Die A9 war auch auf dem Abschnitt in der Region schon wiederholt Schauplatz schwerer Busunglücke mit zahlreichen Opfern

03.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:50 Uhr

Unglücke in der Region: 18 britische Militärmusiker und der deutsche Busfahrer waren im Februar 1985 bei einem Unfall auf der Autobahn bei Langenbruck (links) gestorben. Auf derselben Strecke kamen im Juni 2002 drei Menschen bei Manching ums Leben, 40 erlitten teils schwere Verletzungen. - Fotos: Wolf/Richter

Langenbruck (DK) Das schwere Busunglück im Landkreis Hof von gestern ruft bei vielen Menschen in Ingolstadt und der Region schreckliche Erinnerungen wach. Denn die A9 als Hauptverkehrsachse von Berlin nach München bringt immer wieder Unfälle mit sich. Ähnlich dramatisch wie gestern in Oberfranken war es am 11. Februar 1985 bei Langenbruck im Landkreis Pfaffenhofen zugegangen, als 18 Menschen in einem brennenden Bus starben.

Das doppelstöckige Fahrzeug war mit 43 britischen Musikern der Royal Air Force nach Mittenwald unterwegs, als es passierte: Bei Langenbruck rammte der Fahrer aus ungeklärter Ursache einen mit 36.000 Litern Flugbenzin beladenen Tankzug und schlitzte eine Kammer auf. 6000 Liter Kerosin spritzen über den Bus und entzünden sich in einem Inferno. Ein Feuerstrahl schießt durch den Mittelgang, 18 Insassen sterben in den Flammen. Die toten Körper sind förmlich in die Sitze geschweißt. Im Oberdeck fallen einige Tote durch den verschmorten Boden nach unten. Als die Polizei den Busfahrer findet, sitzt er verkohlt mit ausgestreckten Armen da, als wollte er die tödliche Gefahr noch abwehren.

Die Passagiere im hinteren Bereich können sich retten, teils unversehrt, teils als lebende Fackeln. "Die sind gelaufen, gelaufen, gelaufen", erzählte der Augenzeuge Josef Vierthaler. "Die wahnsinnigen Schreie der Verbrennenden gingen mir durch Mark und Bein." Einige wälzen sich im Schnee, um die Flammen zu löschen, andere rennen im Schock immer weiter und weiter. Die Polizei ließ den Bus später zur Manchinger E-Stelle transportieren, um alle Leichen zu bergen und zu identifizieren. Am Ende zählt sie 18 Tote und 24 verletzte Menschen.

Gut 17 Jahre später kam es am 7. Juni 2002 zwischen Manching und Langenbruck erneut zu einem schweren Busunglück. Im Morgengrauen hatte der damals 43 Jahre alte Fahrer einen abgesenkten Fahrbahnteiler an einer Baustelle zu spät erkannt. Der mit 51 Reisenden aus Holland besetzte Bus setzt auf und kippt um. Als Polizei und Retter eintreffen, bietet sich ihnen ein Bild des Schreckens. Eingeklemmte Menschen schreien verzweifelt, die Helfer verschaffen sich über die Frontscheibe Zugang. Doch für eine 70-jährige Holländerin kommt jede Hilfe zu spät.

Die meisten Reisenden waren jäh aus dem Schlaf gerissen worden, als es zu dem Unfall kam. Völlig desorientiert rufen sie durcheinander. Die Retter schaffen 42 Verletzte ins Freie, viele Insassen haben schwerste Verletzungen erlitten, zwei Frauen schweben in Lebensgefahr. Sie sterben Tage später im Krankenhaus, sodass die Zahl der Toten auf drei steigt. Rund um den Bus sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld, überall liegen blutende Menschen, auf dem Asphalt und an der Böschung. Drei Hubschrauber landen, um für einen raschen Abtransport in umliegende Kliniken zu sorgen.

Bei aller Panik der geschockten Reisenden wirken die Helfer wie Felsen in der Brandung. Beruhigend sprechen sie auf die Verletzten ein, die Retter arbeiten Hand in Hand. Das Rote Kreuz hat im Nu zwei Versorgungszelte aufgestellt, Feuerwehr, Polizei und THW packen alle gemeinsam und beherzt an.

"Für uns war es sehr schwierig, überhaupt festzustellen, wie viele Menschen an Bord waren", erinnert sich der damalige Leiter der Verkehrspolizei Ingolstadt, Hans Lutz, inzwischen längst in Pension. "Wir haben den Unfall systematisch erfasst, alles Gepäck eingesammelt und für die Leichtverletzten eine Unterkunft in Langenbruck organisiert. Am Ende waren wir froh, dass dieses Unglück nicht tagsüber bei deutlich mehr Verkehr passiert ist. Dann wären vielleicht andere Autos in den Bus gefahren, und es hätte deutlich mehr Tote gegeben."