München
Kultur- und Kinobranche fordert Hilfen zur Existenzsicherung

01.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:37 Uhr
Ein Mann hält eine Filmklappe in der Hand. −Foto: Tobias Hase/dpa/Illustration

Wer Filme sehen will, geht dazu momentan nicht ins Kino sondern vergnügt sich stattdessen zuhause auf dem Sofa. Wegen Corona haben Kinos geschlossen, ebenso wie Theater. Für viele in der Branche ein Problem, das mitunter gar ihre Existenz bedroht.

Kulturschaffende und Kinobetreiber in Bayern fordern wegen der Corona-Pandemie von der Staatsregierung schnelle Hilfe. Viele Häuser, Theatergruppen und freie Akteure seien akut gefährdet, wenn sie das aktuell entstehende Defizit nicht überbrücken könnten, appellierte der Verband der Freien Darstellenden Künste Bayern an Kunstminister Bernd Sibler (CSU).

Die Betreiber der Arthouse-Kinos erklärten, die nachvollziehbare Schließung aller Kinos stelle für eigenständige Kinobetreiber eine extreme wirtschaftliche Belastung dar, teils sogar eine existenzielle Bedrohung. „Da wird es sicher für viele sehr eng werden“, sagte am Mittwoch der Nürnberger Kinobetreiber Matthias Damm, der die Aktion mit initiiert hat.

Weltweit tätige Streaming-Dienste wie Disney+ schickten sich an, die Lücke des fehlenden Kinoangebots zu schließen. „Eine Wiedereröffnung in den Sommermonaten kann die aufgelaufenen Verluste der vorangegangenen Monate in keinem Fall kompensieren“, schreiben die Kinobetreiber in einem Brief an Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) und den FilmFernsehFonds Bayern.

Zudem sei im Falle einer Öffnung davon auszugehen, dass die für Kinos wichtige Zielgruppe der Menschen über 65 Jahren weiter zuhause bleibe. Kosten wie Personal oder Energie müssten dann aber wieder voll bezahlt werden. Die Kinobetreiber fordern unter anderem Liquiditätshilfen in Form von Zuschüssen, bis sie wieder ein tragfähiges Umsatzniveau erreichen. Zudem müsse ein Förderprogramm eingerichtet werden.

Die für Filmförderung zuständige Digitalministerin Gerlach kündigte neue Maßnahmen an: „Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck an einem weiteren Hilfsprogramm für die bayerischen Kinos“, sagte Gerlach der Deutschen Presse-Agentur. Details werde sie in den kommenden Tagen vorstellen. „Die Filmbranche ist gerade besonders stark von der Corona-Krise betroffen“, sagte Gerlach, verwies aber auch auf Anstrengungen, die Folgen abzumildern. So hätten Bund und Länder vergangene Woche einen Soforthilfefonds aufgelegt, an dem sich Bayern mit 1,4 Millionen Euro beteilige.

Der Verband der Freien Darstellenden Künste verlangt, einen Posten für Soforthilfen im Nachtragshaushalt einzustellen. Auch Ausfälle und Mehrkosten müssten abgedeckt werden. Zudem sollten Fördergelder für dieses Jahr komplett ausgeschüttet werden, auch wenn weniger Vorstellungen gespielt oder Förderkriterien nicht erfüllt würden.

Freiberufliche Theater- und Tanzschaffende sowie nichtstaatliche Theater deckten einen großen Teil des landesweiten Theaterangebots mit einem vergleichsweise geringen finanziellen Aufwand ab und garantierten die kulturelle Teilhabe gerade in der Fläche. Der Verband hatte im Vorfeld seine Mitglieder befragt. Die Einzelkünstler hätten demnach Verluste von durchschnittlich jeweils 2500 Euro im Monat.

Kunstminister Bernd Sibler (CSU) zeigte Verständnis. „Gerade Künstlerinnen und Künstler haben oft nicht die Möglichkeit, große Rücklagen zu bilden.“ Im Zusammenspiel mit dem Bund wolle man den Betroffenen möglichst flexibel und unbürokratisch durch diese schwierige Zeit helfen.

Verband Freie Darstellende Künste Bayern

Casablanca Filmkunsttheater

dpa