Würzburg
EKD-Chef will Kirche verstärkt für junge Leute öffnen

12.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:16 Uhr
EKD sucht auf Jahrestagung neue Wege zur Nachwuchsgewinnung. −Foto: Wolfgang Kumm/Archiv

Viele junge Menschen können mit der Kirche nichts mehr anfangen, hat eine Studie der EKD ergeben. Auf ihrer Jahrestagung bemüht sich die Kirche um neue Konzepte. Sprechen junge Leute eine digitale Vermittlung des Glaubens, eine andere Sprache und Musik an?

Kirche und Glauben sind für viele junge Menschen nach einer Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) inzwischen weitgehend bedeutungslos. Zwar gehören noch 61 Prozent der jungen Menschen einer der großen Kirchen an, ergab die am Montag auf der EKD-Jahrestagung in Würzburg vorgestellte Untersuchung. Aber nur noch 19 Prozent bezeichnen sich als religiös. Gott oder die Kirchengemeinde spielen für rund 5 Prozent noch eine Rolle. Die größte Bedeutung räumen die vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD befragten 19- bis 27-Jährigen sich selber, Familie, Freunden und Kollegen ein.

„Wir haben den Eindruck, dass wir es mit einer postchristlichen Generation zu tun haben“, fasst Institutschef Prof. Gerhard Wegner die Ergebnisse zusammen. „Diese Generation lebt ein eigenständiges, glückliches Leben, auch ohne uns als Kirche.“ Von einer Generation, die fast alle Brücken zur Kirche abgebrochen hat und ihr keine große gesellschaftliche Rolle mehr zutraut, ist im Resümee der Studie die Rede. „Kirche muss sehen, dass die Gruppe der jungen Erwachsenen eigentlich so gut wie nichts mehr von ihr erwartet.“

Um dennoch wieder mehr Anschluss bei jungen Menschen zu finden, präsentierte die EKD bei ihrer Tagung in Würzburg Konzepte zur Modernisierung. Verstärkt müsse die Kirche ihre Botschaft auf digitalem Weg transportieren, lautete ein Vorschlag. Kirche brauche neue Orte der Gemeinschaft und müsse ihre Botschaft in einer für junge Menschen verständlichen Sprache transportieren. Auch die Kirchenmusik müsse den Ton der jungen Generation treffen. Endlich müssten die leitenden Kirchengremien jungen Menschen mehr Mitgestaltung einräumen, lautete auch eine Mahnung an die EKD-Synode.

Angesichts eines anhaltenden Mitglieder- und Bedeutungsverlusts hat die EKD-Synode die Nachwuchsgewinnung in den Fokus ihrer Jahrestagung in Würzburg gerückt, an der Vertreter aus allen 20 evangelischen Landeskirchen teilnehmen. Für eine Modernisierung kann die EKD Anstöße geben - die konkrete Umsetzung liegt aber in der Hand der Landeskirchen. Die Kirchentagung dauert noch bis Mittwoch und beschäftigt sich auch mit Fällen sexuellen Missbrauchs und der Friedensarbeit der Kirche.

EKD-Synodentagung

EKD-Studie

dpa