München/Lohr am Main
Christen in Bayern gedenken Tod Jesu an Karfreitag

19.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:10 Uhr
Heinrich Bedford-Strohm, evangelischer Landesbischof. −Foto: Andreas Gebert/Archivbild

Prozessionen, Predigten, aber (fast) keine Party: Tausende Christen in Bayern haben an Karfreitag des Leidens und Sterbens Jesu gedacht. Für Bischöfe ein Anlass zu mahnenden Worten.

Mit traditionellen Prozessionen durch Innenstädte haben unzählige Christen in Bayern den Karfreitag verbracht. Bei einer der bekanntesten Veranstaltungen in Lohr am Main (Landkreis Main-Spessart) wurden dreizehn lebensgroße Figuren, welche den Leidensweg Christi darstellen, durch die Stadt getragen. Ministranten, Angehörige verschiedener Handwerkszünfte und Gläubige zogen bei bestem Frühsommerwetter durch die Straßen.

Auch an der traditionellen Karfreitagsprozession in der Münchner Innenstadt, dem „Kreuzweg der Völker“, nahmen Tausende Gläubige aus mehr als 20 Sprach- und Volksgruppen teil. Gut einen Monat vor der Europawahl warb der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, für mehr Miteinander in Europa. Christen müssten „gerade in Europa dafür sorgen, dass nicht neu Hass und Misstrauen gegeneinander gesät werden“, sagte der Erzbischof von München und Freising laut vorab verbreitetem Manuskript seiner Karfreitagspredigt. „Wir wollen uns dort engagieren, im Geiste Jesu, wo Brücken zueinander gebaut werden.“ Die christliche Prägung Europas werde erkennbar und spürbar in einem „Miteinander der Völker und Nationen, in einem Geist der Versöhnung und des Friedens“. Christen seien Menschen der Versöhnung, „die Gräben überwinden, die Streit beenden, die Miteinander ermöglichen, die Gemeinsamkeit suchen“.

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, erklärte zum Karfreitag: „Weil sie an einen Gott glauben, der in seinem Sohn Jesus Christus das Leid der Menschen selbst erfahren hat, gedenken die Christen auch all derjenigen, die heute Not und Unrecht erdulden. Und erinnern dabei zugleich an die Bosheit und die Gleichgültigkeit, den Hass und den Spott, der sich um dieses Kreuz versammelte.“ Gerade heute, wo der Ton der politischen Auseinandersetzung national wie international schärfer werde, gelte es daran zu erinnern: „Wo wir einander in dem Bewusstsein gegenübertreten, dass wir zum Bilde Gottes geschaffen sind, da dürfen Hass und Gewalt keinen Platz in unserem Miteinander haben“, so Bedford-Strohm weiter.

Der zweite katholische Erzbischof in Bayern, Ludwig Schick aus Bamberg, rief dazu auf, das Sterben Jesu als Lehrstück für den Umgang mit dem Tod in der heutigen Zeit zu betrachten. Einsamkeit, Trauer und Hilflosigkeit gehörten zum Sterben dazu, könnten aber aufgefangen werden, sagte Schick laut Predigttext. Mit Blick auf die Diskussion über organisierte Sterbehilfe betonte er: „Das Sterben darf nicht verlängert und das Leben nicht verkürzt werden.“ Sterben und Tod Jesu verpflichteten zur aktiven Sterbebegleitung und verböten aktive Sterbehilfe. „Das heißt beim Sterbenden bleiben und sein Sterben erleichtern mit Palliativmedizin und entsprechender Pflege und vor allem mit menschlichem einfühlsamen Begleiten.“ Es gehe darum, an Menschenhand und nicht durch Menschenhand zu sterben.

Ein alljährlich wiederkehrendes Thema am Karfreitag: Tanzverbote. Gesetzlich untersagt sind an sogenannten stillen Tagen öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen, die den ernsten Charakter des Tages nicht wahren, sowie musikalische Darbietungen jeder Art in Räumen mit Schankbetrieb. Doch die Richter des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe gaben 2016 einer Beschwerde des Bundes für Geistesfreiheit München statt: Ausnahmen vom Tanzverbot sind möglich, wenn eine Veranstaltung Ausdruck einer weltanschaulichen Abgrenzung gegenüber dem Christentum ist. So lud der Bund für Geistesfreiheit München auch heuer wieder am Abend zu einer „Heidenspaß-Party“ ein.

dpa