München
Bischöfe beraten über Missbrauch, Flüchtlinge, Hebammenkunde

08.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:17 Uhr
Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. −Foto: Arne Dedert/Archiv

München (dpa) Nach den Strafanzeigen gegen Unbekannt wegen Tausender juristisch nicht aufgearbeiteter Missbrauchsfälle setzt die katholische Kirche auf Kooperation mit den Staatsanwaltschaften.

Nach den Strafanzeigen gegen Unbekannt wegen Tausender juristisch nicht aufgearbeiteter Missbrauchsfälle setzt die katholische Kirche auf Kooperation mit den Staatsanwaltschaften. „Das ist eine Selbstverständlichkeit“, sagte der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx am Donnerstag in München nach dem Herbsttreffen der Freisinger Bischofskonferenz. „Es ist in den Jahrzehnten davor nicht immer alles so gelaufen, wie man es heute eigentlich machen müsste“, räumte Marx ein. Dazu müsse man stehen.

Nach einer Studie wurden zwischen 1946 und 2014 durch mindestens 1670 Kleriker 3677 Minderjährige missbraucht. Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern hatte deshalb eine neutrale Anlaufstelle für Opfer angeregt. Das werde man auf Bundesebene diskutieren, sagte Marx, der nicht nur Vorsitzender der bayerischen Oberhirten, sondern auch der Deutschen Bischofskonferenz ist. Um glaubwürdig zu sein, müsse so eine Stelle vor allem unabhängig sein.

Auch an der Reform der Priesterausbildung müssen die Bischöfe laut Marx weiter arbeiten, gerade mit Blick auf die Missbrauchs-Studie. Veränderung sei auch das, was junge Menschen von der Kirche verlangten. Wichtige Themen wie den Umgang mit Sexualität, die Rolle der Frau und den Zölibat müsse man deshalb offen und angstfrei ansprechen.

Stärker präsent sein will die katholische Kirche bei Flüchtlingen. In den Ankerzentren seien viele Christen, etwa aus Afrika oder der Ukraine. Marx kündigte Gespräche mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über Angebote auch für Menschen in Abschiebehaft an. Deren Wunsch nach Seelsorge müsse man erfüllen.

Die bayerischen Bischöfe beauftragten deshalb das Katholische Büro Bayern. Es soll mit der evangelischen Landeskirche und dem bayerischen Innenministerium nach Möglichkeiten für eine Seelsorge suchen. Zur künftigen Flüchtlingspolitik der neu gewählten Staatsregierung wollte sich Marx vorerst nicht äußern. Man sei in einem guten Gespräch und werde eine kritische Wegbegleitung anbieten.

Auch über den Einsatz von Robotern in der Pflege hatten sich die Bischöfe Gedanken gemacht. Mit Blick auf den Mangel an Pflegekräften und die anstrengende Arbeit könnten innovative technische Systeme hilfreich sein, etwa bei der Reinigung oder beim Transport. Pflege müsse aber weiter von Menschenwürde und Empathie geprägt sein und dürfe nicht durch Roboter ersetzt werden.

Weiteres Thema waren die Hochschulen. Die Katholische Stiftungshochschule München richtet zum Wintersemester 2019/2020 einen Studiengang für Hebammenkunde mit sieben Semestern ein. Eine Neuerung gibt es auch an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt: Der Generalvikar des Erzbistums München und Freising, Peter Beer, wird Vorsitzender des Stiftungsrates. Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger legt sein Amt nach vier Jahren nieder. Beer war seit 2010 stellvertretender Vorsitzender.

Bei der Freisinger Bischofskonferenz versammeln sich die Bischöfe der sieben bayerischen Diözesen Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München und Freising, Passau, Regensburg und Würzburg sowie - aus historischen Gründen - der Diözese Speyer.

Erklärung der Freisinger Bischofskonferenz

dpa