Kelheim
Kelheim fährt voraus

Großer Andrang bei Einweihung des ersten autonomen Kleinbusses mit besonderer Technik in Deutschland

01.03.2020 | Stand 23.09.2023, 10:58 Uhr
Großes Interesse zeigten die Menschen an dem autonomen Bus bei der Eröffnungsfeier am Ludwigsplatz. −Foto: Schabenberger

Kelheim - Dicht gedrängt stehen die Menschen um das kleine Gefährt. Sie möchten einen Blick in das Innere erhaschen, die Sensation mit ihren Smartphones filmen: Der erste autonome Bus Deutschlands aus der dritten und neuesten Generation des Fahrzeugherstellers EasyMile startet - auf dem Ludwigsplatz in Kelheim.

 

"In Bad Birnbach und Monheim fahren autonome Busse aus der zweiten Generation", erklärt Stefan Grüttner. Er ist der Sachgebietsleiter für den Öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis Kelheim. Die neuere Variante vom Typ "EasyMile EZ10 Gen 3" sei im Gegensatz zur Vorgängergeneration in Design und Technik komplett überarbeitet. "Unser Bus fährt knapp 20 Kilometer pro Stunde, die anderen sind ein wenig langsamer", analysiert Grüttner. Außerdem könne die dritte Generation des speziellen Fahrzeugs Hindernisse gezielter unterscheiden: "Es fällt diesem Bus leichter, einen Menschen von einem Ast zu trennen", berichtet Grüttner.

Obwohl der kleine Bus mit modernster Technik zur Objektwahrnehmung und Lokalisierung ausgestattet ist, befindet sich immer ein menschlicher Begleiter an Bord - dieser kann bei Bedarf eingreifen. Langfristiges Ziel ist es laut Grüttner, Busse ohne Sicherheitskraft auf den Weg zu bringen. Dafür brauche es Testgebiete im öffentlichen Raum, um Erfahrungen in unterschiedlichen Verkehrssituationen zu sammeln: "Der Landkreis Kelheim hat mit diesem Bus Anteil am Vorwärtsbringen des autonomen Fahrens", freut sich Grüttner.

Ähnlich bewertet Martin Neumeyer (CSU), der Kelheimer Landrat, den autonomen Bus: "Das hier ist ein Forschungsprojekt, um dem autonomen Fahren auf die Sprünge zu helfen. " Für Neumeyer ist es wichtig, fortschrittliche Technologien im Landkreis zu haben - auch wenn dafür Mut nötig sei.

"Das ist ein guter Tag für Kelheim", zeigt sich Bürgermeister Horst Hartmann (SPD) ebenfalls begeistert. Durch einen autonomen Bus der dritten Generation könne die Kreisstadt modern sein und mit der Zeit gehen. Klaus Holetschek (CSU), der Staatssekretär im bayerischen Verkehrsministerium, lobt alle Beteiligten an diesem Projekt: "Dass ihr in so kurzer Zeit das Genehmigungsverfahren abgeschlossen habt, das spricht für euch. " Er wünsche sich eine solche Geschwindigkeit auch in anderen Teilen Deutschlands. Bei seiner Ansprache hat er aber nicht nur die Organisatoren vor Ort im Blick: "Großartig ist natürlich auch, dass der Freistaat das Projekt mit 900000 Euro fördert. " Außerdem lenkt Holetschek die Aufmerksamkeit auf die Schüler aus dem Landkreis, die rund um den Ludwigsplatz Projekte zur Mobilität der Zukunft präsentieren: "Sie sind es wert, dass man ihnen zuhört. "

Nach der Segnung des Busses durch den örtlichen Pfarrer Reinhard Röhrner steigen die Politiker in das Gefährt. Obwohl einige von ihnen direkt im Anschluss nach Abensberg fahren, um den zweiten hochautomatisierten sowie elektrischen Kleinbus des Landkreises einzuweihen, gönnen sie sich eine kleine Spritztour: Sie quetschen sich in das Fahrzeug, das sich langsam in Bewegung setzt. Der Bus zuckelt entlang der Donaustraße. Immer wieder muss er anhalten: Menschen stehen mitten auf der Straße, um das perfekte Bild des autonomen Gefährts zu schießen. Sie laufen dem Bus hinterher, um Videos von der ersten Fahrt durch Kelheim zu drehen.

Als die Politiker wieder aussteigen, drängen schon die nächsten Gäste in das Fahrzeug. Nachdem es nur sechs Sitzplätze und einen Rollstuhlplatz bietet, sind die ersten Testfahrten heiß umkämpft. Die Wartenden können sich die Zeit bei Freibier und Musik der Gong fm-Band vertreiben. Nachdem der autonom fahrende Bus aber von nun an nach festem Fahrplan Menschen durch Kelheim kutschiert, bieten sich für eine Proberunde noch viele Gelegenheiten - und das kostenlos.

DK

Laura Schabenberger