Käser will SPD-Landesvorsitzender werden

Pfaffenhofener Kreischef tritt bei Mitgliederbefragung an – „Habe Erfahrung mit Neuanfängen“

24.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr
Käser will SPD-Landesvorsitzender werden −Foto: Privat

Pfaffenhofen/München (DK) Die Zahl der Kandidaten für das Amt des SPD-Landeschefs steigt auf fünf. Der Pfaffenhofener Markus Käser will sich vor allem als Alternative zum Parteiestablishment positionieren.

Der Pfaffenhofener SPD-Kreisvorsitzende Markus Käser will neuer Landesvorsitzender seiner Partei werden. Er werde bei der Mitgliederbefragung der Bayern-SPD antreten und als Nachfolger von Florian Pronold kandidieren, kündigte Käser im Gespräch mit unserer Zeitung an. Sein Ortsverband habe ihn am Freitagabend für den Posten nominiert. „Wer konsequent den Neuanfang fordert, der muss auch bereit sein mit anzupacken“, sagte Käser, der als einer der schärfsten Kritiker der bisherigen Parteiführung gilt.

Pronold hatte Anfang Februar verkündet, beim Parteitag im Mai nicht mehr als Landesvorsitzender zu kandidieren. Der Parteivorstand beschloss daraufhin, die Mitglieder zu befragen, falls es mehr als einen Bewerber gibt. Mit Käser steigt die Zahl der Kandidaten auf fünf. Allerdings handelt es sich bei dem Verfahren nicht um eine Urwahl. Das letzte Wort über den neuen Landeschef hat nach wie vor der Parteitag. Das Reglement sieht vor, dass bei einer absoluten Mehrheit in der Mitgliederbefragung nur noch der siegreiche Kandidat beim Parteitag antritt. Erreicht dies keiner, treten die beiden Führenden auf dem Parteitag gegeneinander an.

Das wird mit der Bewerbung Käsers immer wahrscheinlicher. Und weitere Kandidaturen sind nicht ausgeschlossen: Die Anmeldefrist läuft erst am Monatsende aus. Neben Käser haben bislang Generalsekretärin Natascha Kohnen, der Landtagsabgeordnete Florian von Brunn, der Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel und der frühere Parteisprecher Gregor Tschung ihre Ambitionen angemeldet.

Trotz der prominenteren Konkurrenz rechnet sich Käser, der im innerparteilichen Wahlkampf möglichst viele Kreis- und Ortsverbände besuchen und zudem viel auf soziale Medien setzen will, „nicht allzu schlechte Chancen“ aus. Bei der Befragung von rund 60 000 Mitgliedern sei die Siegeswahrscheinlichkeit für ihn auf jeden Fall höher als auf einem Parteitag. Denn Käser positioniert sich bewusst als Alternative von der Parteibasis. Das Durchbrechen „verkrusteter Machtstrukturen“ und mehr Mitgliederbeteiligung stehen ganz oben auf seiner Agenda. „Alle Macht der Basis, dafür will ich mich einsetzen“, sagte er. Eine Juniorpartnerschaft nach der Landtagswahl unter Führung der CSU lehnt er ab.

Zudem verweist der 41-jährige Geschäftsführer einer Marketingagentur und gelernte Erzieher auf die Erfolge der SPD in Pfaffenhofen. Dort habe er mit seinen Mitstreitern viel bewirken können. „Ich habe Erfahrung mit Neuanfängen“, betonte Käser. In der Partei ist er seit zehn Jahren engagiert, seine Meriten verdiente er sich als Architekt und inhaltlicher Visionär einer „Bunten Koalition“ in der Kreisstadt, die die CSU als eigentlich stärkste Stadtratsfraktion seit 2008 in der Oppositionsrolle niederhält und seither einen Zwölfjahresplan für Reformen und Investitionen abarbeitet – allen voran das Thema Bürgerbeteiligung. Er gilt als Stratege, der komplizierte Themen nicht scheut und sich nicht verbiegen lässt.

Käser ist einer der Sprecher der SPD-Basisinitiative „Zeit für die Mutigen“, die dem scheidenden SPD-Landesvorsitzenden beim Parteitag vor zwei Jahren eine schwere Schlappe zugefügt hatte. Damals trat der bis dahin unbekannte Abensberger Walter Adam gegen Pronold an und holte aus dem Stand fast ein Drittel der Stimmen. Die Energie, die bei dieser mutigen Kandidatur zu spüren gewesen sei, habe ihn begeistert, sagte Käser. Weil er wie seine Mitstreiter den Niedergang der Bayern-SPD nicht akzeptiere, wolle er nun kandidieren.

In der SPD-Landtagsfraktion dürfte die Kandidatur Käsers wenig Überraschung hervorrufen. „Die Mutigen“ hätten sich weit aus dem Fenster gelehnt, sie müssten nun auch liefern, hieß es in den vergangenen Tagen. Hintergrund ist ein Positionspapier, das die Initiative kurz vor Pronolds Rücktritt veröffentlicht hatte, in dem sie massive Kritik an der Parteiführung übte. Allerdings hat Käser seine Kandidatur nicht offiziell mit „den Mutigen“ abgestimmt. Er trete für seinen Ortsverband an, sagte er. Mit den Vertretern der Gruppe wolle er in der kommenden Woche sprechen. Unter anderem fordern „die Mutigen“, dass der Parteichef künftig kein Bundestags- oder Landtagsmandat mehr bekleiden dürfe.

Die Kandidaten Kohnen, von Brunn und Bartel fielen demnach aus. Ex-Parteisprecher Tschung, der sich gestern in München vorstellte, präsentiert sich wie Käser als Alternative von unten. Der Sprecher der Münchner Tafel griff den Parteivorstand und insbesondere das Führungstrio Pronold, Kohnen und Fraktionschef Markus Rinderspacher scharf an. Diese nähmen auf Befindlichkeiten der Mitglieder keine Rücksicht und es gelinge ihnen nicht, mit SPD-Themen durchzudringen. In der Partei ist Tschung aber heftig umstritten. Er schied 2012 im Unfrieden von der SPD, viele vermuten daher einen persönlichen Rachefeldzug hinter seiner Kandidatur. Tschung wies das zurück. Fraktionschef Rinderspacher warnte gestern vor einem zu konfrontativen und „möglicherweise unhygienischen“ Wettbewerb.