Kämpferin für freien Journalismus

29.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:31 Uhr

Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich, hat einmal der Theologe Dietrich Bonhoeffer gesagt. Vor einem Jahr starb die Verlegerin und Herausgeberin des DONAUKURIER, Frau Elin Reissmüller. In Dankbarkeit und Respekt erinnern sich die Mitarbeiter an ihre frühere Verlegerin.

Über Jahrzehnte stand Elin Reissmüller an der Seite ihres Mannes, Dr. Wilhelm Reissmüller, dem Zeitungsverlag im Zentrum Bayerns vor. Ihr Name stand und steht bis heute für journalistisches Ethos, parteipolitische Unabhängigkeit ebenso wie für soziales Verantwortungsgefühl, unternehmerisches Augenmaß sowie für kulturelles Engagement. Die "Grande Dame der bayerischen Presse", wie sie einmal von einem Mitglied der bayerischen Staatsregierung genannt wurde, starb im Alter von 95 Jahren.

Als echte Schanzerin kam sie am 5. Juni 1914 als Tochter des Sanitätsrates Ludwig Liebl in der Kreuzstraße zur Welt. Sie wuchs in einem höchst musikalischen und künstlerischen Elternhaus auf und studierte nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums Zeitungswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in München. In dieser Zeit lernte sie auch den jungen Doktoranden Wilhelm Reissmüller kennen, den sie bereits 1937 heiratete.

Zusammen mit Dr. Wilhelm Reissmüller begann sie in der Nachkriegszeit, die Zeitung, den Druckereibetrieb und die Ganghofersche Buchhandlung auf- und auszubauen.

Der DONAUKURIER entwickelte sich unter ihrer Führung zu einem mittelbayerischen Medienunternehmen von journalistischem Gewicht, zu einer bundesweit geachteten Regionalzeitung von hoher Qualität. Dass in die Zeit ihrer Verantwortung die Insolvenz des Courier Druckhauses fiel, hat sie, die immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte ihrer Mitarbeiter hatte, für den Rest ihres Lebens schwer belastet. Doch sie kämpfte weiter für den DONAUKURIER, dessen Markenzeichen bis heute die journalistische Unabhängigkeit und der Einsatz für Demokratie und Grundrechte sind.

Zum Wohl der Stadt Ingolstadt gründete Elin Reissmüller den Konzertverein und förderte junge Bildhauer und Maler. Viele Initiativen und Stiftungen tragen ihre Handschrift, nicht zuletzt ist die Spendenaktion "Vorweihnacht der guten Herzen" auf ihr Engagement zurückzuführen. Im Lauf der Jahrzehnte wurden dadurch ungezählte Millionen zugunsten behinderter und bedürftiger Menschen gesammelt.

Die größte Auszeichnung für Elin Reissmüller ist zweifellos die Tatsache, dass ihr Lebenswerk nicht mit ihrem Tode endete, sondern in den Händen ihres Enkels Georg Schäff, dem jetzigen Herausgeber, im Sinne von Elin und Wilhelm Reissmüller engagiert und kämpferisch weitergeführt wird. ? DK