Ingolstadt
Palmwedel für den König

26.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:09 Uhr

Viele Kinder bringen an Palmsonntag selbst gebastelte Palmbuschen mit zur Kirche. Die Kommunionkinder der Pfarrei Wolnzach hatten im vergangenen Jahr sogar einen Esel aus Plüsch dabei, mit dem sie die Geschichte von Jesu Einzug in Jerusalem nachspielten. - Foto: DK

Ingolstadt (DK) Wenn allerorten Kinder mit selbst gebastelten Palmbuschen durch die Gemeinden ziehen, ist es wieder so weit: Mit dem Palmsonntag beginnt die letzte Woche der Fastenzeit.

Morgen darf in den Kirchen noch einmal gefeiert werden, bevor die Karwoche beginnt, in der traditionell eine verhaltenere Stimmung herrscht. Morgen erklingen Hosianna und Halleluja, die Menschen schwenken Palmwedel und ziehen singend durch die Straßen ihres Ortes: Es ist Palmsonntag. Christen auf aller Welt feiern Jesu Einzug in Jerusalem. Er wird dort als König begrüßt, die Menschen jubeln ihm zu, breiten ihre Kleider vor seinen Füßen aus und schwenken Palm- und Ölzweige, traditionelle Symbole für die Königswürde. Für die Herrschenden ist das eine ungeheure Provokation. Lange wird die frohe Stimmung in Jerusalem nicht anhalten.

In der katholischen Kirche ist der Jubel eng mit dem Leiden verknüpft. "Dominica in palmis de passione Domini" heißt der Palmsonntag offiziell, also etwa "Palm- und Passionssonntag". So wird in den Gottesdiensten als Evangelium auch die Leidensgeschichte Jesu vorgetragen, quasi ein kleiner Vorgeschmack auf die Tage von Gründonnerstag bis Ostersonntag, in denen des letzten Abendmahls, der Kreuzigung Jesu und seiner Auferstehung gedacht wird. Eine kleine Besonderheit in diesem Jahr: Katholische, evangelische und orthodoxe Christen feiern ihr Osterfest an einem gemeinsamen Tag, dem 4. April.

Bei den evangelischen Christen spielt die Leidensgeschichte am Palmsonntag noch keine große Rolle. Das Brauchtum ist in den beiden großen Kirchen aber ähnlich. In den meisten Gemeinden trifft man sich ein Stück von der Kirche entfernt. Dort werden die Palmwedel und Palmbuschen geweiht und dann in einer Prozession zur Kirche getragen. Palmbuschen bestehen traditionell aus sieben Naturmaterialien: Palmkätzchen, Buchsbaum, Stechpalme, Wacholder, Eibe, Zeder und Sadebaum. Unternähme man aber am Palmsonntag einen Streifzug durch die Gottesdienste, bekäme man vermutlich so viele verschiedene Palmbuschen zu sehen, wie es Gemeinden gibt: mit farbigem Krepppapier geschmückt oder mit bunten Eiern, als kleines Sträußchen oder an einem langen Stock, mit bunten Bändern oder aus schlichten grünen Zweigen. Allen gemeinsam ist, dass sie nach der Segnung mit nach Hause genommen und hinter die Zimmerkreuze gesteckt werden. So soll das Haus das ganze Jahr über vor Unheil geschützt bleiben. Im darauf folgenden Jahr werden die Palmbuschen dann zu Aschermittwochsasche verbrannt – so schließt sich der Kreis.