Ingolstadt
Spitzenplatz mit altem Karmann

Sonja Neuber und Anita Oswald fahren nach Vorjahreserfolg wieder bei der Donau Classic mit

20.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:55 Uhr

Startklar: Sonja Neuber (links) und Anita Oswald siegten 2016 in der Damenwertung der Donau Classic - die Freundinnen nehmen dieses Jahr zum dritten Mal mit einem Karmann Ghia Cabrio, Baujahr 1971, an der Oldtimer-Rallye teil. - Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Das Dutzend wird voll: Morgen fällt am Ingolstädter Westpark der Startschuss für die 12. Donau Classic. 205 Starter aus acht Nationen sind für die dreitägige Oldtimer-Rallye durch die Region gemeldet. Wieder dabei sind Anita Oswald und Sonja Neuber; sie gewannen 2016 in der Damenwertung.

Autos und Oldtimer sind reine Männersache - wer sagt denn so etwas? Da können die beiden Freundinnen aus dem Raum Wolnzach und Rohrbach (Kreis Pfaffenhofen) nur lachen. Für Anita Oswald gehören historische Fahrzeuge zum Alltag, seit sie ihren Mann Ralf kennt. "Er ist ein echter Freak und hat schon mit 18 irgendwo einen alten Mercedes aus der Versenkung geholt", erzählt die 49-Jährige. Um genau zu sein, einen weißen 250 Coupé, Baujahr 1969 mit 131 PS und 2470 Kubikzentimetern Hubraum. Den Wagen hatte er aufwendig restauriert, ein echtes Schmuckstück. Und Sonja Neuber machte Bekanntschaft mit Oldtimern, als vor Jahren auf dem Firmengelände ihres Mannes eine Wertungsprüfung stattfand. "Das hat mir gefallen", sagt die 45-Jährige. Sie kam prompt auf die Idee, selber mal mitzufahren.

Was lag da näher, als ihre Freundin zu fragen, wo es in deren Familie bereits den Mercedes gab? Anita Oswald hatte schon 2011 zusammen mit ihrem Mann an der Donau Classic teilgenommen. Im Jahr darauf durfte Sonja Neuber auch einmal mitfahren und war begeistert. "Die Strecken sind immer so schön, da möchte man immer wieder dorthin zurückkommen." Die alljährliche Hopfentour hat es der 47-Jährigen besonders angetan, obwohl sie selbst in der Gegend lebt. "Aber das geht immer wieder über Straßen und in Orte, die man nie vorher kennengelernt hat."

2013 und 2014 wechselten sich Anita und Sonja als Beifahrerinnen von Ralf Oswald ab. Die Chance, einmal als Frauenteam selbst teilzunehmen, bot sich dann 2015. "Mein Mann hatte sich drei Jahre vorher einen weiteren Oldtimer gekauft, einen Karmann Ghia", sagt Anita Oswald. Ein Cabriolet, Typ 14, Baujahr 1971, eines mit mittelgroßen Rückleuchten und eckigen Blinkern vorne, 50 PS Motorleistung und 1600 Kubikzentimetern Hubraum. Ralf hatte es über eine Internetplattform in El Paso in den USA entdeckt, heruntergekommen und absolut fahruntauglich, die Innenausstattung und das Dach nur in Fragmenten erhalten. Aber der Motor drehte noch. Wenigstens etwas!

Er, der gelernte Kfz-Mechaniker, der nun als Entwicklungsingenieur für Traktionsantriebe in Hybrid- und E-Autos arbeitet, nahm die Herausforderung an. 1200 Stunden steckte er bis April 2015 in das Projekt, bis der Karmann in neuem Glanz erstrahlte und die Karosserie ausgebeult, geschweißt, sandgestrahlt und konserviert war, unter dem Blech mit komplett neuer Technik versehen. 20 000 Euro kostete die Restaurierung des Oldtimers.

Anita Oswald und Sonja Neuber kam der Wagen gerade recht, um vor zwei Jahren gemeinsam bei der Donau Classic an den Start zu gehen. Ihre Männer Ralf und Roman stellten sich mit dem Mercedes 250 C der Konkurrenz. Sonja machte die Lotsin auf dem Beifahrersitz des Cabrios. "Wenn du so ein Roadbook das erste Mal siehst, schaust du erst, was das alles für komische Zeichen sind." Aber sie kannte das bereits aus den Vorjahren und fand sich gut zurecht. Sie versteht auch zu improvisieren. Als 2012 einmal der Tacho im Mercedes von Ralf Oswald ausfiel, hatte sie kurzerhand eine App aufs Handy geladen, um die Entfernung zu messen. Erst nach einer Weile merkte sie, dass Meilen statt Kilometer eingestellt waren, was heute noch für Lacher sorgt. "Hauptsache ist doch, man weiß sich zu helfen", sagt die 47-Jährige.

Die Jungfernfahrt als Damenteam wartete da mit ganz anderen Schwierigkeiten auf. Kurz vor dem Ziel der ersten Etappe gab die Benzinpumpe im Karmann den Geist auf. "Ich habe das Auto die letzten Meter geschoben und war richtig glücklich, als wir den Zielstempel gekriegt haben", erinnert sich Sonja Neuber. "Es ist halt manchmal Glückssache, ob das Auto durchhält", sagt ihre Freundin Anita. Ralf Oswald hatte damals eine Nachtschicht eingelegt und das defekte Teil getauscht, sodass die Frauen problemlos tags darauf weiterfahren konnten.

Im vergangenen Jahr gewannen Anita und Sonja nicht nur die Gesamtwertung bei der Regio-Sprint, sondern waren auch das beste Frauenteam bei der Donau Classic. "Wir freuen uns, wenn es am Donnerstag wieder losgeht, man trifft so viele Bekannte", sagen sie. Mit der Titelverteidigung wird es leider nichts: Anita Oswald ist an einem Tag verhindert, sodass sie nicht als Team starten können.