Hilpoltstein
Ein Büro zum Wohlfühlen

19.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Inklusionskreis: Gehörlose Bewohner haben Heike Klier dieses Aquarell geschenkt. Das Gemälde dominiert wegen seiner Farbenpracht und Größe das Büro.

Hilpoltstein (DK) Bunt, hell und freundlich - so sieht das Arbeitszimmer von Heike Klier aus. Sie ist die Leiterin von Regens Wagner Zell, eine Einrichtung für Gehörlose bei Hilpoltstein. Trotz der vielen Arbeit steht ihre Tür für die Bewohner immer offen.

Sogar ihre Mittagspause verbringt sie am Schreibtisch - inmitten von kleinen Souvenirs wie einem von Kinderhand getöpferten Igel und einem kleinen Holzengelchen, Schreibblöcken, Stiften und Stempeln. Das jedoch, betont Heike Klier, habe sie schon gemacht, bevor sie Gesamtleiterin wurde. Ihr Essen packt sie morgens ein, warm gekocht wird abends mit ihrem Mann. Den und die drei Kinder sieht sie aber auch während der Bürozeit. Ein Schwarz-Weiß-Foto der Familie steht direkt neben dem Computer.

Die 51-jährige gebürtige Oberfränkin ist die Chefin von Regens Wagner Zell bei Hilpoltstein, eine Einrichtung für gehörlose Menschen, die zusätzlich eine weitere Einschränkung haben. Rund 340 Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren leben hier. Leben tut die Chefin hier zwar nicht - viel Zeit verbringt sie dennoch in diesen vier Wänden. "Ich komme morgens um 7 Uhr und gehe abends manchmal erst um 19 Uhr", erzählt Heike Klier.

Dass es so gekommen ist, war eine ganz bewusste Entscheidung. Vor etwa zwei Jahren wurde sie 50 Jahre alt, die drei Kinder waren von Zuhause ausgezogen. 25 Jahre hatte Heike Klier da schon bei Regens Wagner gearbeitet - im psychologischen Fachdienst. "Dann fragt man sich, ob man das noch weitere 17 Jahre machen möchte oder ob man sich nach einer neuen Herausforderung umschaut", erklärt die studierte Psychologin. Es war eine glückliche Fügung, dass genau in dieser Phase ihre Vorgängerin die Stelle wechselte. Heike Klier bewarb sich und erhielt den Zuschlag.

Der Umzug in ihr neues Büro bedeutete vor allem: weniger Kontakt mit den Bewohnern. "Schon während meines Studiums war es mein Traum, mit behinderten Menschen zusammenzuarbeiten", erzählt die 51-Jährige. Das fehle ihr nun ein wenig. Aber nachmittags, wenn ihre Mitarbeiter sich langsam in den Feierabend verabschieden, dann kommen manchmal Bewohner zu ihr. "Die Tür steht dann offen, das ist eine Selbstverständlichkeit", sagt die Gesamtleiterin. "Sie erzählen mir von ihrem Tag oder haben Geburtstag und wollen sich ihre Glückwünsche abholen." Wenn Heike Klier "erzählen" sagt, dann meint sie gebärden - so läuft die Kommunikation hier bei Regens Wagner.

Ihr Büro hat die Chefin so eingerichtet, dass man sich sehr wohl darin fühlen kann: Es ist grün, hell und warm. Zwei große Topfpflanzen stehen in der einen Ecke und auch die Fensterbretter sind voll mit grünen Gewächsen. "Ich liebe Grün und den Ausblick ins Grüne von meinem Büro aus", sagt die Leiterin. Kümmern muss sie sich um die Pflege nicht, das übernimmt ihre Assistentin. Sogar auf dem Besprechungstisch stehen immer frische Schnittblumen in einer kleinen Vase. Das Mobiliar, das Heike Klier von ihrer Vorgängerin übernommen hat, ist aus warmem, hellem Holz. Nur den Teppich, den hat sie entsorgt. "Weil ich den Holzboden so gerne mag. Da kann man im Sommer auch mal barfuß laufen." Die farblich zu den blauen Stühlen passenden Gardinen sind ebenso neu dazugekommen wie eine Leinwand, auf der aufeinandergestapelte Steine zu sehen sind - ein Geschenk ihrer Kinder. "Das soll mir Kraft geben, wenn es mal etwas stressig wird." Ebenfalls ein Geschenk und gleichzeitig der absolute Hingucker im Raum ist das großflächige, bunte Aquarell, das einen Kreis - ein Symbol für Inklusion - darstellt. Bewohner haben es gemeinsam mit einer Kunsttherapeutin geschaffen. Und dann sind da noch die kleinen Details, die den ganzen Raum richtig gemütlich machen: eine kunstvoll getöpferte Schale, ein Eisenkreuz auf dem Schreibtisch und ein Holzkreuz an der Wand. Etwas Dunkelrotes blitzt derweil von der Schrankwand hinunter: winzige Schoko-Nikoläuse - im Dress des 1. FC Nürnberg.