Hepberg
Flüchtlingsunterkunft in Brand gesetzt

17.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:24 Uhr
Einen Brandanschlag auf einen Wohncontainer in Hepberg haben Unbekannte verübt. Dort sollen Asylbewerber untergebracht werden. Eichstätts Landrat Anton Knapp (links) und Albin Steiner, der Bürgermeister von Hepberg, machten sich ein Bild von den Schäden. −Foto: Hauser

Hepberg (DK) War es die Tat von Rechtsextremen? Nach dem Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Hepberg (Landkreis Eichstätt) rätselt die Polizei über das Motiv der Täter. Wie am Freitag bekannt wurde, ist ein Wohncontainer in den vergangenen Tagen angezündet worden.

Dabei entstand nach Angaben der Ingolstädter Kriminalpolizei ein Schaden von rund 10 000 Euro. Verletzt wurde niemand. Der Container, der bald Platz für bis zu zwölf Asylbewerber bieten sollte, war seit Dezember unbewohnt.

Ob Fremdenhass das Motiv war, ist noch unklar. „Momentan spricht wenig dafür, dass es sich um eine ausländerfeindliche Tat handelte“, sagte am Freitagabend der Ingolstädter Polizeipräsident Walter Kimmelzwinger, der sich mit Regierungspräsident Christoph Hillenbrand, dem Eichstätter Landrat Anton Knapp und Hepbergs Bürgermeister Albin Steiner vor Ort ein Bild von den Schäden machte. Der Auflauf der Verantwortlichen in der Ingolstädter Umlandgemeinde zeigt die Brisanz des Themas. Laut Kimmelzwinger hat die Kripo seines Präsidiums aus Ingolstadt noch am Freitag eine siebenköpfige Ermittlungsgruppe gebildet. „Diese ermittelt in alle Richtungen.“ Ein Bekennerschreiben sei bislang nicht gefunden worden, und eine rechtsextreme Szene gebe es in Hepberg nicht.

Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler entfernten die Täter an einem der sechs miteinander verbundenen Metallcontainer den Lüftungsschacht und warfen vermutlich einen Grill- oder Ofenanzünder hinein. Dabei gerieten offenbar die Außenwand und das Innere des Containers in Brand. „Es entstanden großflächige Schmorschäden“, berichtete das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt.

Wann sich die Tat genau ereignet hat, ist unklar. Ein Mitarbeiter des Landratsamtes Eichstätt – die Behörde ist für die dezentrale Unterbringung von Asylbewerbern im Landkreis zuständig – hatte den Brand am Donnerstagnachmittag bei einer routinemäßigen Überprüfung entdeckt und sofort die Polizei verständigt. Bei einer Kontrolle am 17. März war der unbewohnte Container am Ortsrand von Hepberg noch unbeschädigt, so die Polizei. In der Unterkunft wohnten bis Dezember 2014 vier Jahre lang Bauarbeiter.

Die Politiker, die am Freitagnachmittag teilweise von weit her nach Hepberg eilten, zeigten sich betroffen von der Tat. „Das ist schlimm“, sagte Bürgermeister Albin Steiner. In dem Ort mit seinen rund 2700 Einwohnern sind derzeit 20 Asylbewerber in einem Haus untergebracht. „Bislang hat es noch nie Probleme mit ihnen gegeben“, versicherte Steiner. Die Hepberger Bürger zeigen nach seinen Worten große Hilfsbereitschaft gegenüber den Flüchtlingen. Das hat auch Regierungspräsident Christoph Hillenbrand festgestellt: „Die Bevölkerung in Oberbayern ist aufgeschlossen gegenüber Flüchtlingen.“ Landrat Knapp drückte die Hoffnung aus, dass die Täter bald gefasst werden.

 

Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter (Linke) zu dem Brandanschlag

„Bis jetzt waren die Brandanschläge auf Asylbewerberheime weit weg. Jetzt zeigt sich, dass auch in unserer Region Rassismus und Ausländerfeindlichkeit vom Wort zur Tat übergehen", schreibt die Linken-Politikerin in einer Pressemitteilung. Sie verurteile die Straftat als feige und fordert, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden.

"Von den politischen Mandatsträgern dieser Region erwarte ich, dass sie sich mit den Flüchtlingen solidarisch erklären und daraus Konsequenzen ziehen", wird sie weiter zitiert. "So muss endlich Schluss sein mit dem Gerede von den sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen – Fluchtursachen müssen klar benannt werden und dürfen nicht immer wieder in Frage gestellt werden."