Gregor
Bischöfliche Pracht

11.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:09 Uhr

Alt trifft neu: Bischof Hanke hat nur ein Bild mitgebracht: ein Linolschnitt, der eine alttestamentliche Szene zeigt. Darin spiegeln sich ein Kronleuchter und Ikonenbildnisse.

Gregor Maria Hanke, Oberhirte des Bistums Eichstätt und Benediktiner-Mönch, ist ein bescheidener Mensch. Sein Büro hingegen zeugt vom Glanz vergangener Tage der katholischen Kirche.

Eichstätt (DK) Für einen Augenblick ist man beim Betreten des Eichstätter Bischofshauses an die Schlösser des bayerischen Königs Ludwig II. erinnert. Aber mit dem Prunk Neuschwansteins kann das Innere dann doch nicht mithalten. Der Boden ist aus Jurastein, nicht aus glänzendem Marmor. Vergoldungen sieht man nur vereinzelt. Hier liegt Bischof Gregor Maria Hankes unter Denkmalschutz stehendes Büro - und schon der Weg dorthin ist spannend. Das Auge wandert hinauf an die Decke, bewundert den feinen Stuck, erblickt ein großflächiges Porträt nach dem anderen. Fotografien der Päpste Franziskus und Benedikt XVI. hängen neben einem Gemälde, das Hankes Vorgänger, Bischof Walter Mixa, zeigt. Im ersten Stock hat am Ende des langen Korridors Gregor Maria Hanke seinen Arbeitsplatz. Durch eine Doppeltür gelangt man hinein - und da steht schon der Bischof in seiner schwarzen, bescheidenen Mönchskutte und bietet dem Gast eine kleine Schoko-Praline an. Das mache er bei allen Besuchern so, erklärt er auf Nachfrage. "Aber nur, solange der Vorrat reicht."

Die Aufmerksamkeit jedoch bleibt nicht lange bei der Praline, es gibt schlichtweg zu viel zu entdecken. Auf dem Boden liegt ein feiner, kunstvoll gewebter Teppich. Besonders ins Auge sticht auch der Schreibtischstuhl. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kann behauptet werden, dass es in der Region keinen zweiten Bürostuhl von dieser Schönheit gibt. Nicht nur, dass er groß und breit ist. Das Polster ist mit einem rosafarbenen Brokat samt goldfarbenen Stickereien in floralem Muster überzogen. Der Rahmen ist vergoldet. "Aber hier sitze ich eigentlich nur, um Briefe oder Dokumente zu unterschreiben", erzählt der Bischof. Öfter noch nutzt er einen kleineren Stuhl weiter rechts, dort hat er seinen Dienst-Computer. Gegenüber ziert ein hölzernes Kreuz die Wand, an dem Jesus mit der Dornenkrone hängt.

Noch mehr Zeit verbringt der Eichstätter Oberhirte aber an der Sofa-Ecke. Hier bespricht er sich mit seinen engsten Mitarbeitern. Gleich dahinter steht ein schwerer Sekretär, in dem ganz banale Gegenstände des Büroalltags aufbewahrt werden. Das historische Mobiliar gehört nicht dem ehemaligen Abt des Klosters Plankstetten, sondern dem Bischöflichen Stuhl. Alles wurde bereits von Hankes Vorgängern genutzt und wird einst seinem Nachfolger übergeben werden.

Zu den persönlichen Gegenständen gehört ein Bild von Papst Benedikt XVI. "Weil er mich zum Bischof ernannt hat", erklärt Gregor Maria Hanke. Unter einem historischen Gemälde des ehemaligen Plankstettener Abts Maurus Xervarius Herbst, das schon vor Hankes Einzug an dieser Stelle dort hing, steht kurioserweise ein Reliquiar desselben Abts. Das Stück des Eichensarges ist jedoch ein Abschiedsgeschenk von Hankes Benediktiner-Mitbrüdern und neu im Raum.

Besonders auffällig ist derweil etwas anderes: das moderne, schwarz-weiße Bild des jüdisch-amerikanischen Künstlers David Bennett. Der Linolschnitt, der die alttestamentliche Szene des Kampfes Jakobs mit dem Unbekannten im Morgengrauen zeigt, ist nicht das einzige Werk, das Hanke von diesem Maler besitzt, den er persönlich kennt. Die anderen hängen in seiner Privatwohnung. Dort verfasst der Bischof auch seine Predigten.

Als seinen eigentlichen Arbeitsplatz bezeichnet er nicht das Büro, sondern die gesamte Diözese mit all ihren Einrichtungen und Menschen, in der er häufig unterwegs ist. Seine persönliche "Tankstelle", wie er es nennt, ist derweil die Hauskapelle, in der er so oft wie möglich die Heilige Messe zelebriert. "Es ist die Begegnung mit dem Herrn, die Kraft gibt. Ohne die könnte man diesen Beruf nicht ausüben." Die Ästhetik in seinem Büro gefällt ihm, sie ist schön anzuschauen. Aber: "Leben könnte ich in dem Geschnörkel nicht dauerhaft."