München
Söder will Ausverkauf der deutschen Wirtschaft verhindern

20.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:42 Uhr
Pressekonferenz der Landesregierung in der bayerischen Staatskanzlei. −Foto: Peter Kneffel/dpa

Das Coronavirus schwächt nicht nur Patienten. Viele Firmen geraten in Geldnot und könnten damit Übernahmeziel ausländischer Investoren werden. Dem will die Staatsregierung vorbeugen.

Bayern will einen Ausverkauf Corona-geschwächter Unternehmen verhindern. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) plädierte am Freitag dafür, bei Bedarf ausländische Übernahmen zu verbieten, die deutsche Firmen in Geldnot günstig kaufen wollen. „Wenn am Ende dieser Krise steht, dass nahezu die gesamte bayerische und deutsche Wirtschaft in ausländischer Hand ist, wir keine Steuerungsoptionen mehr haben, dann ist das nicht nur eine medizinische Krise“, sagte Söder. „Dann ist das auch eine komplette Änderung der weltwirtschaftlichen Ordnung. Auch dagegen müssen wir uns wappnen.“

Der Anlass von Söders Äußerungen sind finanzielle Schwierigkeiten, in die manche Firmen geraten sind und weitere in den kommenden Wochen geraten werden. Bei börsennotierten Unternehmen führt allein der Absturz der Kurse dazu, dass Investoren, die noch über ausreichende Reserven verfügen, sich nun vergleichsweise billig an deutschen Unternehmen beteiligen können. „Die Großindustrie darf nicht zusammenbrechen, darf nicht aufgekauft werden“, sagte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) dazu. Diese Befürchtungen sind auch der Grund, warum viele deutsche Politiker von links bis rechts derzeit für staatliche Firmenbeteiligungen plädieren.

Söder nannte keine bestimmten Länder, aus denen Übernahmeversuche kommen könnten. Bekannt ist jedoch, dass China nach wie vor interessiert an ausländischer Spitzentechnologie ist - auch wenn die Firmenkäufe chinesischer Unternehmen schon vor der Ausbreitung der Corona-Pandemie stark geschrumpft waren.

Auch in anderer Hinsicht bedeutet die Corona-Krise derzeit eine Abkehr von der Globalisierung: An diesem Wochenende startet die Produktion bayerischer Atemschutzmasken, wie Aiwanger berichtete. „Zugesagte Lieferungen kommen nicht mehr an“, sagte der Freie-Wähler-Chef zur Unterbrechung der internationalen Lieferketten. Die Staatsregierung hat an mehrere Firmen Aufträge vergeben, die zunächst etwa 10 000 Masken am Tag herstellen und ausliefern sollen. Vorrangig gehen diese zuerst an Krankenhäuser und Arztpraxen.

Unterdessen werden die bayerischen Behörden von Corona-Hilfsgeldanträgen bedrängter mittelständischer Unternehmen überrollt. Dabei geht es aber in aller Regel nicht um Firmen, denen eine Übernahme durch ausländische Interessenten ins Haus stünde. Aiwanger sprach von mehr als 50 000 Anträgen, die sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag summieren. Das Programm war erst am Mittwoch gestartet.

Mit dem Handgeld will die Staatsregierung drohende Insolvenzen verhindern. Der Wirtschaftsminister warnte diplomatisch vor Betrugsversuchen: „Zurückzahlen muss nur der, bei dem wir im Nachhinein feststellen, dass er uns nicht die Wahrheit gesagt hat.“

dpa