München
Rund 11 000 Frühaufsteher bei Kocherlball

15.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Besucher des traditionellen Kocherlball sitzen am Chinesischen Turm im Englischen Garten an Biertischen. −Foto: Sven Hoppe/Archiv

Etwa 11 000 Frühaufsteher sind am Sonntagmorgen im Englischen Garten in München unter freiem Himmel in den Tag getanzt. Die Besucher, fast durchweg in Tracht, wirbelten beim traditionellen Kocherlball bei Landler, Zwiefachem, Polka und Walzer auf der Tanzfläche rund um den Chinesischen Turm.

Nach einem teils verregneten Ball im vergangenen Jahr herrschte schon frühmorgens reger Andrang. Bereits um 2.00 Uhr waren laut Organisatoren an die tausend Gäste da. Bei Kerzenlicht, mitgebrachter Brotzeit, Kaffee und teils auch schon bei Bier warteten sie auf den Beginn des Tanzes um 6.00 Uhr. Damit auch Ungeübte und Zugereiste mitmachen konnten, zeigten die Tanzmeister Katharina Mayer und Magnus Kaindl auf der Bühne die Schritte der für manchen eher fremden bayerischen Volkstänze.

Der Ball geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Damals trafen sich am Sonntagfrüh bei schönem Wetter im Englischen Garten die „Kocherl“ - die Hausbediensteten - zum Tanz. Die frühe Stunde wählten sie, weil sie spätestens wieder Dienst tun mussten, wenn die Herrschaft aus der Kirche kam.

Um einem Sittenverfall zu begegnen, verbot die Obrigkeit die Bälle Anfang des 20. Jahrhunderts. Zum 200. Geburtstag des Englischen Gartens 1989 belebte die Stadt München den Brauch wieder. Der Ball findet seitdem meist am dritten Sonntag im Juli statt.

Nicht nur Dirndl und Lederhose waren am Sonntag zu sehen, sondern auch alte städtische Gewänder, etwa die Altberliner Tracht: Die Dame mit weißem Sonnenschirm, der Herr mit Zylinder und Gamaschen. Manche kamen auch im Gewand der früheren Kocherl, mit Schürzen und Hauben.

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dpa