Geisenfeld
Hatte sich die Bootsleine verfangen?

Nach dem tragischen Jagdunfall bei Geisenfeld mit zwei Toten an Silvester ist die Ursache weiter offen

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Mit einem Sonargerät suchte die Polizei nach dem ertrunkenen 33-Jährigen. Auch ein 70-Jähriger bezahlte den Jagdausflug bei Geisenfeld mit dem Leben, nachdem ein Boot (hinten) gekentert war - Foto: Ermert

Geisenfeld (DK) Mehr als ein Vierteljahr nach dem tragischen Jagdunfall auf einem Fischweiher bei Geisenfeld ist die Ursache noch immer nicht geklärt. Ein Boot war gekentert, zwei Männer kamen ums Leben. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ermittelt weiter wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

 

Die Jagdgesellschaft, zwei Frauen und drei Männer im Alter von 27 bis 70 Jahren, hatte sich am Silvestertag am Ufer des Weihers im Kreis Pfaffenhofen getroffen, um in einem Boot mit Außenbordmotor auf eine Insel überzusetzen. Von dort aus wollte die Gruppe Enten jagen. Doch soweit kam es nicht. Das Aluminiumboot kenterte aus unbekanntem Grund. Während die Frauen und der 36-jährige Bootsführer in dem eiskalten Wasser ans Ufer schwimmen konnten, gingen die zwei 33 und 70 Jahre alten Männer unter. Der ältere war zunächst gerettet, wiederbelebt und ins Krankenhaus gebracht worden, wo er später starb. Polizeitaucher bargen die Leiche des jüngeren Jägers zwei Tage danach.

„Wir können bis heute nicht sagen, ob es ein Fahrfehler war oder das Boot mit fünf Leuten eventuell überladen gewesen ist“, sagt Helmut Walter, Chef der Staatsanwaltschaft Ingolstadt, zum Stand der Ermittlungen. Beschuldigt seien der Bootsführer und der 69 Jahre alte Eigentümer des Boots. „Ein Gutachten, das wir zur Klärung der Ursache in Auftrag gegeben haben, steht noch immer aus.“

„Das Unglück hat uns alle schwer mitgenommen“, berichtet der Weiherbesitzer. Der 70-Jährige aus Schweitenkirchen sei nicht nur ein Jagdkamerad gewesen, „das war eine richtig gute, enge Freundschaft.“ Auch das zweite Opfer sei „ein sehr angenehmer Mensch und für mich fast wie ein Sohn“ gewesen. Der 69-jährige Eigentümer des Gewässers, dessen Frau ebenfalls im Boot gesessen war, hatte das schreckliche Geschehen vom Ufer aus beobachtet. Er war es, der den 70-Jährigen nach etwa 20 Minuten mit einem zweiten Boot aus dem Wasser gezogen hatte. „Es ist schrecklich. Man fühlt sich schon deshalb verantwortlich, weil es bei uns passiert ist.“

Die strafrechtlichen Vorwürfe versteht der 69-Jährige indes nicht. „Das war eine rein private Veranstaltung, und jeder der Beteiligten wollte aus freien Stücken mit“, sagt er. Der 70-Jährige habe die Jagd, wie so oft zuvor, organisiert. „Dieses Boot ist seit Jahrzehnten im Einsatz, auch mit mehreren Leuten an Bord, ohne dass da jemals etwas passiert wäre. Man hat mir Verstöße nach der Schifffahrtsordnung vorgeworfen. Die gilt aber gar nicht für Fischweiher wie den meinen“, glaubt der Beschuldigte.

Er vermutet weder einen Fahrfehler des 36-Jährigen noch Überladung als Ursache. „Alle drei Überlebenden haben erzählt, dass der Bug ruckartig nach unten gegangen und das Boot dann vollgelaufen ist“, sagt der 69-Jährige. „Es ist doch gut möglich, dass die zum Festmachen gedachte Leine vorne im Wasser gehängt ist und sich irgendwo verfangen hat. Das würde erklären, warum alles so schlagartig passiert ist.“ Die Polizei habe diese Möglichkeit aber nicht genauer untersucht, jedenfalls sei ihm das so erklärt worden, als er das sichergestellte Boot wieder abholte.

„Ich kann kein Verschulden meines Mandanten erkennen“, meint auch Walter Gräf als Anwalt des 69-Jährigen. „Ich weiß auch nicht, worauf die Staatsanwaltschaft ihre Vorwürfe genau stützt. Aber vielleicht bringt das Gutachten mehr Klarheit.“